Eysölden / Landkreis Roth – Die Bayerischen Streuobstwiesen tragen in diesem Jahr besonders viele Früchte – doch viel Obst bleibt ungenutzt. Verbände aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft machen auf das Potenzial regionaler Produkte aufmerksam.
Die Bayerische Streuobstwiesen tragen in diesem Jahr besonders reichlich Äpfel, Birnen, Zwetschgen und anderes Obst. Oft bleiben die Früchte jedoch ungenutzt, während Verbraucher im Supermarkt Saftkonzentrat aus anderen Regionen kaufen. Um auf die Bedeutung regionaler Produkte hinzuweisen, haben Vertreter des Bayerischen Streuobstpaktes – darunter der Landesbund für Vogel- und Naturschutz, der Bayerische Bauernverband, der Bayerische Fruchtsaftverband, der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landschaftspflege, die Bayerischen Landschaftspflegeverbände, der Bund deutscher Baumschulen, die Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern sowie der BUND Naturschutz in Bayern – jüngst auf einer Streuobstwiese in Eysölden gemeinsam Äpfel gesammelt und zu einer Mosterei gebracht.
Damit Bayerns Streuobstwiesen erhalten bleiben, sei das Mitwirken aller Beteiligten notwendig: Pflanzung und Pflege der Bäume, Sammeln und Verarbeiten der Früchte sowie eine gute Vermarktung. Nur ein ganzheitlicher Ansatz und politische Unterstützung könnten das Kulturgut sichern. Die beteiligten Verbände setzen sich dafür mit Herzblut ein, sehen jedoch auch Verantwortung bei Verbrauchern sowie politischen Entscheidungsträgern.
Viele Kellereien haben nicht ausreichend Rohware
„In diesem Jahr hängen vielerorts große Mengen Obst an den Bäumen, trotzdem haben viele Keltereien nicht ausreichend Rohware für ihre Produktion. Dass Äpfel aus dem Ausland zugekauft werden müssen, während das Obst auf den Wiesen vergammelt, muss sich ändern“, findet Markus Nagler, Vorsitzender des Bayerischen Fruchtsaftverbandes.
„Die Sache ist im Prinzip ganz einfach: Landwirte und Gartenbesitzer bringen Ihre Äpfel zur regionalen Kelterei, die hochwertigen Saft daraus macht. Der Verbraucher denkt beim Einkaufen ein bisschen mit und entscheidet sich für das regionale Produkt. Wenn wir so handeln, ist es gut für die Umwelt und für die heimische Wirtschaft. Leider ist das Einfache aber aus der Mode gekommen und daher brauchen wir ein Umdenken in der Gesellschaft. Die Politik muss diesen Prozess unterstützen, mit Förderprogrammen, Schulungsangeboten und einer ausreichenden Finanzierung.“
Beim Einkauf sollten Verbraucher immer zum Direktsaft statt zu Saft aus Konzentraten greifen, die oft von weit her importiert werden. In ganz Bayern gibt es zahlreiche Keltereien und lokale Initiativen, die heimische Streuobstsäfte herstellen.
Am 18. Oktober 2021 unterzeichneten die Bayerische Staatsregierung und mehrere Verbände aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft den Bayerischen Streuobstpakt. Er hat das Ziel, die Streuobstwiesen in ihrem Bestand zu erhalten und eine Million neue Streuobstbäume zu pflanzen.
„Als einer der Unterzeichner des Bayerischen Streuobstpaktes engagiert sich der Bayerische Bauernverband dafür, den Bestand an Streuobstbäumen in Bayern zu erhalten und auszubauen. Die bayerischen Bauern wollen und können ihren Beitrag für das Kulturgut Streuobstwiese leisten. Besonders liegt uns am Herzen, dass das auf den Streuobstwiesen wachsende Obst auch genutzt und erfolgreich vermarktet werden kann“, sagt Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes.
Streuobstwiesen bereichern nicht nur die Landschaft, sondern sind auch Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Dieses Kulturgut bleibt nur erhalten, wenn Wiesen und Bäume regelmäßig gepflegt und genutzt werden.
„Äpfel, Birnen und anderes Obst im Herbst zu sammeln und zu verwerten ist weit mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung. Wir gewinnen dabei wertvolle Rohstoffe mit finanziellem Gegenwert und leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt“, betont Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).
Zahlreiche Aktionen in Bayern machen Streuobst für alle zugänglich: Versteigerungen von Obstbäumen durch Kommunen, das Kennzeichnen frei nutzbarer Bäume durch gelbe Bänder oder gemeinsames Sammeln in Kindergärten, Familien und Vereinen. Das gesammelte Obst wird anschließend in größeren Mostereien oder mobilen Saftpressen zu regionalen Produkten verarbeitet.
„Wer im Herbst mit Freunden, Familie und Kollegen heimisches Obst sammelt, stärkt regionale Kreisläufe und trägt dazu bei, dass Bayerns Streuobstwiesen lebendig bleiben“, so Schäffer. Ob das Obst zu eigenem Saft, zu Saftgutscheinen oder zu Geld wird – die Nutzung lohnt sich für Mensch und Natur gleichermaßen.
Hintergrund:
Der Bayerische Streuobstpakt ist ein Abkommen zwischen der Bayerischen Staatsregierung und mehreren Verbänden aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft. Er wurde als Folge des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ am 18. Oktober 2021 ins Leben gerufen und soll den Erhalt, die Pflege und die Anlage der Streuobstbestände in Bayern sichern. Streuobstwiesen sind ein unverzichtbarer Teil der heimischen Kulturlandschaft und gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.
(Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung Landesbund für Vogel- und Naturschutz / Bayerischen Bauernverband / Bayerischer Fruchtsaftverband / Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landschaftspflege / Bayerischen Landschaftspflegeverbände /
Bund deutscher Baumschulen / Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern / BUND Naturschutz in Bayern / Beitragsbild: Symbolfoto re)


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