Rosenheim – Die Zukunft des Alten Leichenhauses im Städtischen Friedhof Rosenheim beschäftigte den Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz seit Monaten. Bereits zweimal wurde das Thema in diesem Jahr beraten, nun stand es erneut auf der Tagesordnung. Eines scheint inzwischen klar: Die Idee eines Friedhofscafés wird nicht weiterverfolgt.
Der ursprüngliche Vorschlag, in dem historischen Gebäude ein Café zu etablieren, stammte aus einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, unterstützt von einem Stadtrat der ödp und einer Stadträtin der FDP (Anfang Dezember 2024). Was zunächst ungewöhnlich klang, ist beispielsweise in München längst umgesetzt. Dort gibt es das „Haus am Ostfriedhof“– ein Ort für Beratung, Begegnung und Austausch.
Doch ein direkter Vergleich mit Rosenheim ist schwierig. Während in München die nächsten Grabstellen rund 100 Meter entfernt liegen, grenzen die Gräber am Alten Leichenhaus in Rosenheim unmittelbar an. Wenn die einen fröhlich Café trinken und andere trauernd am Grab stehen, sind das Bilder, die sich nach Meinung vieler Stadträte nicht in Einklang bringen lassen. Stadtpfarrer Thomas Schlichting riet deshalb dazu, den Begriff „Friedhofscafé“ fallen zu lassen und stattdessen von einer Begegnungsstätte zu sprechen, in der das seelsorgerische Angebot im Vordergrund steht.
Bereits damals wurde die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, das auf die räumlichen Gegebenheiten des denkmalgeschützten Gebäudes zugeschnitten ist.
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Rückblick: viele Ideen, wenig umgesetzt
Die Diskussion um das Alte Leichenhaus ist nicht neu.
1990 sollte ein Andachts- und Meditationsraum entstehen. Das Dach wurde zwar saniert, doch umgesetzt wurde das Konzept nie.
2006 wurde über ein Kolumbarium für Schmuckurnen nachgedacht – auch diese Idee wurde wieder verworfen.
Aktuelle Sitzung: Konzept erst ab 2027?
In der jüngsten Ausschusssitzung ging es nun vor allem um den zeitlichen Rahmen. Wegen der angespannten Haushaltslage sei hausintern abgestimmt worden, das Nutzungskonzept erst im Jahr 2027 zu erarbeiten. Darauf aufbauend könne anschließend eine Machbarkeitsstudie folgen – so die Aussage der Stadtverwaltung. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März stellte dabei klar: „Es geht in Richtung Begegnungsstätte mit seelsorgerischem Angebot ohne gastronomische Nutzung.“ Einige Stadträte sprachen sich allerdings für zumindest ein kleines gastronomisches Angebot aus – etwa in Form eines Automaten.
Kritik an Zeitplan: „Nicht auf die lange Bank schieben“
Besonders der geplante Zeitplan sorgte für Diskussion. Peter Weigel (Bündnis 90/Die Grünen) betonte: „2027 wäre ok, aber erfahrungsgemäß wird dann 2028, 2029 daraus. Aber das Gebäude verfällt zusehends. Der Handlungsbedarf ist also groß.“ Er schlug deshalb vor, bereits 2026 mit den Planungen zu beginnen.
Auch Dr. Wolfgang Bergmüller, Fraktionssprecher der CSU, sprach sich für mehr Tempo aus. Die neue Nutzung dürfe man nicht „auf die lange Bank schieben“. CSU-Stadträtin Ulrike Plankl unterstützte dies mit den Worten: „Da könnte ein Juwel entstehen.“
„Sensible Geschichte“ – breite Beteiligung geplant
Dass die Frage der Nutzung besonders feinfühlig behandelt werden muss, betonte erneut Peter Weigel: Die Planungen seien eine „sensible Geschichte“. Oberbürgermeister Andreas März ergänzte: „Beim Thema Friedhof reagieren viele Menschen sehr empfindlich.“ Um möglichen Unmut zu vermeiden, sollen die Planungen deshalb breit aufgestellt werden. Vertreter verschiedener Vereine, Organisationen und der Kirchen sollen im kommenden Jahr eingebunden werden.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)


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