Rosenheim – Die Fahrradsymbole auf der Fahrbahn fallen sofort ins Auge, schließlich ist eines sogar mit knallroter Farbe hinterlegt: Zwischen Kirchenweg und ASV Happing ist Rosenheims erste Fahrradstraße entstanden. Auf rund 200 Metern wurde die Eichfeldstraße so umgestaltet, dass Radfahrer Vorrang genießen. Autofahrer dürfen die Straße weiterhin im Anliegerverkehr befahren – müssen sich aber an die Geschwindigkeit der Radler anpassen. Der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h.

So wird auf die 1. Fahrradsrtraße in Rosenheim aufmerksam gemacht. Fotos: Gisela Schreiner

Die Umsetzung folgt einem einstimmigen Beschluss des Rosenheimer Verkehrsausschusses. Vorausgegangen war eine Untersuchung des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros Kaulen, das mehrere Achsen für Fahrradstraßen im Stadtgebiet geprüft hatte. Als erster Abschnitt soll nun die Eichfeldstraße zwischen Kirchenweg und ASV Happing umgebaut werden. Für diesen Abschnitt werden die Kosten laut Vorplanung auf rund 118.400 Euro geschätzt (wir berichteten)

Wie funktioniert eine Fahrradstraße?

Fahrradstraßen geben dem Radverkehr Vorrang. Autos und Motorräder dürfen sie zwar befahren, müssen sich aber unterordnen. Nebeneinander fahrende Radler dürfen nicht bedrängt werden. In Rosenheim sollen auch Kraftfahrzeuge die Straße nutzen dürfen – inklusive Parken, wo möglich. In München gibt es bereits fast 90 solcher Straßen, in Deutschland insgesamt mehrere hundert.

Erfahrungen aus der Region

Die benachbarte Stadt Kolbermoor war Rosenheim bereits voraus: Am 10. November 2023 wurde dort die erste Fahrradstraße eröffnet (wir berichteten). Auf dem rund 500 Meter langen Abschnitt wurden unter anderem kostenlose Radchecks angeboten. Laut ersten Rückmeldungen sorgt die Umsetzung für mehr Platz für Fußgänger und ein rücksichtsvolleres Miteinander im Straßenverkehr, wobei sich Autofahrer erst an das neue Konzept gewöhnen mussten.

Auch in Prien wird derzeit über die Einführung von Fahrradstraßen diskutiert (wir berichteten). Dort sollen ähnliche Konzepte dazu beitragen, den Radverkehr zu stärken, ohne den Autoverkehr komplett auszuschließen.

Nicht alle Anwohner und Radfahrer sind von der 1. Fahrradstraße in Rosenheim überzeugt. Ein Leser kommentierte: „Die Autos fahren trotzdem schnell. Wundert mich nicht. Wer kennt denn bei uns schon eine Fahrradstraße?“ Ein anderer schrieb: „Also der ganze Aufwand erschließt sich mir nicht.“

Für weitere Fahrradstraßen im Stadtgebiet sind bereits Planungen in Arbeit. Die Entscheidungen werden dem Stadtrat zu gegebener Zeit vorgelegt. In Rosenheim wie auch in anderen Gemeinden der Region scheint die Debatte über Fahrradstraßen noch am Anfang zu stehen – zwischen Chancen für den Radverkehr und Skepsis in Teilen der Bevölkerung.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Foto: Gisela Schreiner)