Prien / Landkreis Rosenheim – Die invasive Quaggamuschel breitet sich im Chiemsee weiter aus. Auf einer Tagung in Prien am Chiemsee haben Experten aus Wissenschaft, Behörden, Fischerei, Wasserwirtschaft und Kommunen die aktuelle Situation vorgestellt und die Notwendigkeit koordinierter Maßnahmen betont.
Die Quaggamuschel im Fokus bei einer Diskussion im Priener Rathaus. Foto: Copyright Markt Prien am Chiemsee
Bei einer Tagung zur Quaggamuschel im Priener Rathaus, organisiert von der Marktgemeinde Prien am Chiemsee und dem Rotary Club Chiemsee, haben Fachleute aus Wissenschaft, Behörden, Fischerei, Wasserwirtschaft, Vereinen und Kommunen die zunehmende Ausbreitung der invasiven Quaggamuschel im Chiemsee diskutiert. Die Vertreter wiesen auf den hohen Handlungsdruck hin und betonten die dringende Notwendigkeit einer überregionalen Koordinierung.
Quaggamuschel an Gartenzwerg und Flasche unter Wasser. Foto: Copyright Wolfgang Alt
Darum ist Quaggamuschel ein Problem
Professor Dr. Stibor von der LMU München stellte zu Beginn aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Nach seinen Angaben filtert die Quaggamuschel in großem Umfang Plankton aus dem Wasser und entzieht damit anderen Arten die Lebensgrundlage. Sie vermehrt sich rasch, haftet sich an feste Oberflächen und verbreitet sich als Larve über das Wasser. Untersuchungen zeigten, dass sich die Muschel vermutlich bereits seit mehreren Jahren im Chiemsee etabliert habe. Besonders ausgeprägt sei die Besiedlung im Bereich Urfahrn, wo Wachstumsraten sogar über den Beobachtungen aus dem Bodensee lägen.
Zudem wurden Befunde aus der Alz berichtet, wo auf einem längeren Abschnitt nahezu ausschließlich Quaggamuscheln vorkommen. Auch aus dem Simssee, dem Ilsesee, dem Traunsee sowie aus weiteren Gewässern wie dem Starnberger See wurden Nachweise gemeldet.
Ein zentrales Thema war die Belastung für Fischerei und Infrastruktur. Vertreter der Fischerei berichteten von erheblichen Einschränkungen: Netze reißen unter dem Gewicht der Muscheln, Großreusen würden unbrauchbar, und Fische könnten die Vermehrung nicht eindämmen. Auch Schifffahrt und Werften verzeichnen steigenden Reinigungs- und Wartungsaufwand.
Die Behördenvertreter, darunter das Landesamt für Umwelt, wiesen darauf hin, dass eine deutschlandweite, koordinierte Strategie bislang fehle. Zwar seien regional bereits Schutzbestimmungen in Genehmigungen für Regatten aufgenommen worden und zahlreiche Institutionen arbeiteten an Teilaspekten, doch eine zentrale Stelle für die Steuerung des Monitorings oder der Maßnahmen existiere derzeit nicht.
Maßnahmen zur Eindämmung diskutiert
Mehrere Tagungsteilnehmer sprachen sich daher für verbindliche Reinigungsstandards, eine breitere Sensibilisierung der Bevölkerung sowie eine klare Abstimmung zwischen Landkreisen, Wasserwirtschaftsämtern und Naturschutzbehörden aus. Hervorgehoben wurde, dass bereits einfache Maßnahmen – wie die konsequente Reinigung von Booten, Neoprenanzügen oder Wasserspielgeräten – zur Eindämmung beitragen könnten.
Am Ende der Tagung kündigte Bürgermeister Friedrich an, gemeinsam mit den Anrainergemeinden des Chiemsees, die im Abwasser- und Umweltverband Chiemsee verbunden sind, einen offenen Brief an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber zu richten, um auf die Dringlichkeit aufmerksam zu machen und konkrete Schritte zur Beobachtung sowie zur Entwicklung einer zumindest bayernweiten Strategie im Umgang mit der invasiven Art einzufordern.
(Quelle: Markt Prien am Chiemsee / Beitragsbild: Fotomontage: Hintergrund – Markt Prien am Chiemsee, Quagga Zwerg und Flasche – © Wolfgang Alt)




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