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„Alles finster“ und dann?

Teilnehmer der Infoveranstaltung von hinten

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. November 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Traunreut – „Alles finster“ – die mehrteilige Fernsehserie der ARD über ein fiktives Dorf, das mit einem langanhaltenden Stromausfall zu kämpfen hat, sorgte diesen Sommer für Aufregung und rückte das Thema Stromausfall in den Fokus der Aufmerksamkeit. Im Feuerwehrhaus Traunreut fand jetzt ein Infoabend zum Thema statt.

Rund 110 Führungskräfte der 80 heimischen Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverband Traunstein nahmen daran teil. „Es muss nicht unbedingt ein europaweiter Stromausfall sein, gerade Unwetterereignisse zeigen immer wieder, dass es schnell zu längeren Versorgungsausfällen kommen kann“, so Kreisbrandrat Christof Grundner. Er erinnerte dabei an die Sturmnacht im Mai 2017.  während des Chiemsee Raggae Summer. Im Ortgebiet von Übersee war es damals komplett dunkel und das Feuerwehrhaus wurde als „Leuchtturm“ von den Besuchern förmlich gestürmt.

Als weitere Beispiele nannte der Kreisbrandrat die Schneelage 2019. Teilbereiche von Siegsdorf, Ruhpolding, Inzell und Reit im Winkl waren zeitweise ohne Strom, weil beispielsweise abgebrochene Äste die Freileitungen beschädigt hatten. Ein weiteres Beispiel bildeten die starken Regenfälle im Sommer des vergangenen Jahres, die immer wieder mit Stromausfällen in den betroffenen Gebieten einhergegangen sind. Im Stadtgebiet von Traunreut war es im vergangenen Jahr ebenfalls zu einem größeren Stromausfall gekommen. „Im Landkreis Freising ist letztes Jahr über Moosburg ein Tornado hinweggezogen. 13.000 Haushalte waren stundenlanglang ohne elektrischen Strom und die Feuerwehren sowie andere Hilfsorganisationen massiv gefordert, den unzähligen Hilfegesuchen hinterherzukommen“, so Christof Grundner
„Natürlich kann niemand vorhersagen, ob es zu einem Ausfall kommt und wann, ich möchte aber, dass wir Feuerwehren uns bestmöglich auf diese Szenarien vorbereiten, wenngleich wir niemals allen Betroffenen helfen können“, so der Kreisbrandrat.

Deshalb wurde bereits vor mehreren Monaten mit einer Bestandaufnahme begonnen. Diese soll einen Überblick geben, wie jede einzelne Feuerwehr ausgestattet ist und welche Feuerwehrhäuser auf eine Notstromeinspeisung samt Stromerzeuger zurückgreifen können. Die Ergebnisse fließen dann allesamt in ein Einsatzkonzept, das am „Tag X“ einen wertvollen Zeitgewinn bringen soll und man im Ernstfall nicht bei „null“ anfangen muss.

Auch Feuerwehren wären von einer
Energiemangellage betroffen

Sollte es zu einer Energiemangellage kommen, so seien die Feuerwehren ganz sicher davon betroffen. Im Rahmen des Katastrophenschutzes werden sie dann zur Hilfe herangezogen und müssen auch damit rechnen, dass sie über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen über einen langen Zeitraum hinweg eingesetzt werden können. „Dies sind keine planbaren Einsatzlagen und treten plötzlich auf. Es ist davon auszugehen, dass sie die Strukturen des Hilfeleistungssystems an die Grenzen bringen werden“, so Christof Grundner. Man müsse davon ausgehen, dass dann auch deutlich weniger Helfer zur Verfügung stehen, weil diese in ihrem privaten Umfeld gefordert seien und nicht zur Feuerwehr kommen könnten.

Kommunikation als
Schlüsselstelle

Eine Schlüsselstelle bildet die Kommunikation. Derzeit werden alternative Möglichkeiten erarbeitet, wie Einsatzaufträge der Leitstelle an die Feuerwehren gelangen, wenn weder Telefon noch Funk zur Verfügung stehen. Gleichzeitig erarbeiten die Mitglieder im Fachbereich einen Vorschlag, wie man für die Bürger vor Ort eine Anlaufstelle bieten kann, in der rund um die Uhr zumindest die Möglichkeit der Ersten Hilfe oder idealerweise eine Verbindung zur medizinischen Versorgung aufrechterhalten werden kann.

Es werde unmöglich sein, dass in allen Orten ein Rettungswagen positioniert ist, der bei medizinischen Notfällen eingreifen kann. Aus diesem Grund müssten Anlaufstellen geschaffen werden, an die sich die Menschen wenden könnten.
Ein großes Augenmerk legen die Verantwortlichen auch auf die sogenannten Objekte der kritischen Infrastruktur, die sind in der Regel die Einrichtungen der öffentlichen Daseinsfürsorge wie beispielsweise Kranken- und Altenheime, Apotheken, Arztpraxen oder Geschäfte des täglichen Bedarfs. Gleichzeitig müssten Versorgungsstrukturen geschaffen werden, die die Stromerzeuger und Aggregate mit Treibstoff versorgen. Eine Idee ist es deshalb, eine Art mobile Treibstoffverteilung anzubieten und Tankstellen ausfindig zu machen, die auch ohne Stromversorgung betrieben werden können.

Eine Zeitschiene wird
derzeit erarbeitet

Anhand einer Zeitschiene wird derzeit erarbeitet, wann welche Probleme auftauchen können. So gehen die Verantwortlichen beispielsweise davon aus, dass ab der „Stunde null“ der Mobilfunk ausfällt und erste Brandmeldeanlagen mangels Stromversorgung Alarm schlagen. Aus der Erfahrung heraus weiß man, dass beispielsweise Heimbeatmungsplätze rund zwei Stunden ohne Strom auskommen und dann dringend eine externe Einspeisung brauchen. Derzeit geht man davon aus, dass eine Funkverbindung der Einsatzkräfte rund zwei Stunden möglich ist. „Ziel ist es, dass man das Netz flächendeckend mit einer Notstromversorgung für 72 Stunden aufrechterhalten kann. Davon ist man allerdings noch ein Stück weit entfernt“, so Christof Grundner.

Viele seien derzeit damit beschäftigt, derartige Einsatzlagen zu planen. Neben den Feuerwehren sind auch alle anderen Hilfsorganisationen darin eingebunden. Aber auch in den Verbänden der Feuerwehren arbeiten die Akteure an Konzepten. Auf der Ebene des Bezirksfeuerwehrverbandes findet derzeit ein reger Austausch unter den Kreisbrandräten statt, dort werden neben bisher gemachten Erfahrungen auch Ideen besprochen und ausgetauscht. Der Landesfeuerwehrverband Bayern hält die Verbindung in die Ministerien und zu den Regierungsvertretern. „Viele Kommunen haben ihre Feuerwehrhäuser bereits ausfallsicher und stromunabhängig ausgestaltet. Manche haben unsere Empfehlungen aus den letzten Jahren nicht so ernst genommen und sind jetzt dabei, den Rückstand aufzuholen“, so ein weiteres Fazit der aktuellen Entwicklung.
Die überaus starke Beteiligung von Vertretern der Mitgliedsfeuerwehren im Kreisfeuerwehrverband Traunstein spricht dafür, dass dies eigentlich überall in der Region derzeit ein Thema in den Feuerwehren ist. Damit dann alle Interessierten am Infoabend teilnehmen konnten, sind die Organisatoren kurzfristig vom Schulungsraum des Traunreuter Feuerwehrhauses in die Fahrzeughalle umgezogen.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein / Beitragsbild: Kreisfeuerwehrverband Traunstein)

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