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Alte Linde wird zum Habitat

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

21. Januar 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Tuntenhausen / Landkreis Rosenheim – Insgesamt 44 Bäume im Landkreis Rosenheim tragen aktuell den Schutzstatus eines Naturdenkmals. Einer davon ist die rund 200 Jahr alte Linde in Schönau in der Gemeinde Tuntenhausen im Landkreis Rosenheim. Doch ihr Lebensweg geht nun langsam zu Ende. Nun geht es darum, sie in Würde sterben zu lassen und ihr eine an natürliche Prozesse angepasste letzte Aufgabe als Habitatsbaum zu ermöglichen.

Im Rahmender jährlichen Regelkonrollten der Naturdenkmäler im Landkreis Rosenheim wurden erhebliche Zweifel an der Verkehrssicherheit der alten Linde festgestellt. Darum wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses habe leider bestätigt, dass massive Einkürzungen unumgänglich seien.  Die Sommerlinde leide unter anderem an einem starken Pilzbefall durch den Schuppigen Porling, der zu einem massiven Holzabbau und folglich zu einer Bruchgefahr führt.
Die Linde wurde deshalb in der Vergangenheit bereits stark eingekürzt und mit einer statischen Kronensicherung versehen, um für Entlastung zu sorgen. Aber klar ist nach Einschätzung der experten: aufgrund der fortgeschrittenen Fäulnis ist sie nicht mehr zu retten. Wegen ihres Alters, der Geschichte und der ökologischen Bedeutung wird dennoch von einer Fällung des Baumes abgesehen. Deshalb wurde sie nun zum Habitatbaum ernannt.

Habitatbäume oder auch Biotopbäume bieten mit ihren Höhlungen, Morschungen und Totholzanteilen wichtige Lebensräume für zahlreiche Vogelarten, Säugetiere, Insekten und Pilze. Zusätzlich nehmen solitär stehende Altbäume eine wichtige Rolle bei der Verknüpfung von Lebensräumen ein und dienen vielen Arten als Trittstein für die Besiedlung oder den Übertritt neuer Lebensräume.

Künstliche Höhlungen
sollen geschaffen werden

Kreisfachberater Roman Pröll will in Absprache mit einer Baumpflege-Fachfirma zusätzlich noch künstliche Höhlungen am verbleibenden Baum schaffen, bestehende Höhlungen, die aufgrund der Verkehrssicherungsmaßnahmen entfernt werden müssen, wieder im Baum einbauen und natürliche Astausbrüche simulieren. So soll der geschichtsträchtige Baumriese einem möglichst großen Artenspektrum als Lebensraum dienen und weiterhin seine Geschichte erzählen dürfen. Die notwendigen Arbeiten an der Sommerlinde sollen Ende Januar/Anfang Februar durchgeführt werden.  
Grundsätzlich leisten Bäume nicht nur einen enorm wichtigen Beitrag im Hinblick auf die Artenvielfalt, sondern sind auch hervorragende Klimaschützer. Im Durchschnitt gibt ein hundertjähriger Baum pro Stunde 12.000 Liter Sauerstoff an die Luft ab. Damit kann er fünfzig Menschen Luft zum Atmen liefern. Im Gegenzug entnehmen Bäume der Atmosphäre CO2 und speichert dieses Kohlendioxid im Holzkörper. Laubbäume verdunsten an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser und entziehen dabei der umgebenden Luft Wärme. Vor dem Hintergrund des Klimawandels, ist es unerlässlich den vorhandenen Baumbestand mit allen verfügbaren Mitteln als unersetzliches Naturkapital für die Zukunft zu sichern.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild: Landratsamt Rosenheim)

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