Traunstein – Einem „fiktiven Unwetter“ stellten sich die Feuerwehren im Landkreis Traunstein bei einer Einsatzübung – ein Belastungstest für die Feuerwehr-Führungsstelle.
Seit einigen Jahren betreiben die Feuerwehren im Landkreis Traunstein insgesamt fünf Feuerwehr-Führungsstellen, die je nach Einsatzlage zusätzlich mit Führungskräften und Fachberatern anderer Blaulichtorganisationen besetzt werden. Diese werden in der Regel dann besetzt, wenn die „Regelstrukturen“ zur Einsatzbewältigung nicht mehr ausreichen und beispielsweise eine hohe Anzahl an Rettungskräften koordiniert werden muss. Im Rahmen einer Übung trafen sich nun die Mitglieder der sogenannten „Master-Führungsstelle“, um sich einem „fiktiven Unwetter“ über der Landkreismitte zu stellen.
Angenommen war ein Sommertag im Juli, der Deutsche Wetterdienst hatte bereits seit den Morgenstunden vor der Möglichkeit von schweren Gewittern gewarnt.
Warnungen wurden im Laufe des Tages konkretisiert
Diese Warnungen wurden im Laufe des Tages konkretisiert. Die angekündigte Gewitterfront ist über den Landkreis Traunstein hereingebrochen und hat vor Allem in der Mitte schwer gewütet. Insbesondere in den Einsatzgebieten der Feuerwehren Nußdorf, Kammer und Traunstein wurden durch die Integrierte Leitstelle innerhalb kurzer Zeit duzende Einsätze alarmiert. Auf Grund der Vielzahl an Einsätzen wurde die Führungsstelle alarmiert – so die Ausgangslage für das rund 15-köpige Team des Stabes.
„Dies ist eine typische Ausgangslage für einen Kaltstart einer Führungsstelle“, erklärt Fach-Kreisbrandmeister Florian Scholz, der für den Betrieb aller Führungsstellen im Landkreis Traunstein verantwortlich ist und fügt hinzu, „ein starkes Gewitter bricht herein und führt innerhalb kurzer Zeit zu vielen Einsätzen. Gerade in den Sommermonaten ist dies in den Alpenregionen keine Seltenheit“. Die Master-Führungsstelle hat ihren Sitz im Landratsamt. Innerhalb von zwanzig Minuten wurde der dort vorgesehene Raum als Stabsraum umfunktioniert und die nötige Infrastruktur samt Computern, Stelltafeln und Übersichtskarten errichtet und die „Betriebsbereitschaft“ an die Integrierte Leitstelle Traunstein gemeldet.
„Man merkt, dass im Stab Leute mit viel Erfahrung dabei sind, die Geschwindigkeit bis alles stand ist kaum zu überbieten“, freute sich Florian Scholz am Ende des Tests. Aber zuvor brachten die Übungsleiter alle Mitglieder noch ordentlich ins Schwitzen. Florian Scholz und sein Stellvertreter Florian Ettmayr haben fast im Sekundentakt Nachrichten, Infos, Anfragen und Meldungen über die Einsatzleitsoftware EDP 4 über den sogenannten „Sichter“ Ingo Klepke in den Stab geschickt. Aufgeteilt in sechs Sachgebieten ging das gesamte Team die unterschiedlichen Aufgaben an. Die Einsatzleiterin Daniela Steiner hatte über alle Abläufe ein wachendes Auge und musste letztlich die Entscheidungen treffen.
Szenario: Lkw stürzt ab
Conny Kübler und Andreas Dunstmair waren für die Lageübersicht verantwortlich. Egal ob Wetterdaten einholen oder die Einsatzschwerpunkte zusammenfassen, sie visualisierten die „Gesamtlage“. Wahrlich keine leichte Aufgabe, wenn in Nußdorf auf der Bundesstraße 304 rund 15 Fahrzeuge von Bäumen eingeschlossen sind und weder vor noch zurückkönnen, die Feuerwehr Traunstein mit allen Kräften versucht, die Haupt- und Rettungsrouten frei zu bekommen und die Floriansjünger aus Kammer mit einem drohenden Absturz eines LKW´s zu kämpfen hatten, den Orkanböen gegen ein Brückengeländer gedrückt hatten und gleichzeitig eine Meldung herein kommt, dass der Sturm ein Blechdach einer großen Gewerbehalle abgedeckt hat.
Die beiden Verantwortlichen für „Einsatz“, Holger Hübner und „Personal“, Markus Schmuck, hatten zwei Schlüsselrollen inne. Mit Ruhe und Übersicht arbeiteten sie nach und nach alles ab und legten dem Einsatzleiter sämtliche Möglichkeiten vor. So gab es fast im Minutentakt Befehle wie „alarmieren Sie die Feuerwehren Matzing, Chieming, Erlstätt und Wolkersdorf für eine großräumige Umleitung zur B 304“, „alarmieren Sie die Feuerwehren Haslach und Hochberg zur Unterstützung der Feuerwehr Traunstein“ oder „alarmieren Sie ein weiteres Löschgruppenfahrzeug zum absturzbedrohten LKW“.
Der Einsatzprotokollführer Lucas Geppert hat dabei die Geschehnisse und Besprechungen innerhalb des Stabes mitprotokolliert und das Sachgebiet „Information und Kommunikation“ kümmerte sich um Kommunikationswege sowie die restlichen Infrastrukturmaßnahmen im Stabsraum. Das Sachgebiet „Presse- und Medienarbeit“ von Hubert Hobmaier aktivierte das Team der Pressestelle, kümmerte sich um die nötigen Abstimmungen und sammelte „presserelevante Informationen“ zusammen. So musste ein „aufdringliches Kamerateam“, dass die Einsatzkräfte vor Ort bei deren Arbeiten behinderte, beispielsweise „in die Schranken gewiesen werden“.
So schnell wie Bewegung in den Stab gekommen ist, so schnell kehrte dann auch wieder Ruhe ein. Nach rund 45 Minuten „Action“ beendeten die Übungsleiter den Test und gingen zum Feedback über. Kreisbrandrat Christof Grundner nahm an diesem Abend die Beobachterrolle ein und war mit den Abläufen zufrieden. „Es gibt zwar immer etwas zu verbessern aber im Grunde genommen ist der Laden von Beginn an gelaufen“, so sein Fazit.
(Quelle: Artikel Hubert Hobmaier / Beitragsbild: Hubert Hobmaier)
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