Prien / Landkreis Rosenheim – Die Medien- und Nachlassberaterin Michaela Thomas stellte das spannende Leben und Werk Nikolai Molodovskys in der Galerie im Alten Rathaus in Prien vor. Die Resonanz war groß.
Schon mit ihrem Titel „Da Schau Her!“ machte die Nachlassexpertin und Kunsthistorikerin Michaela Thomas ihr Publikum aufmerksam. Thomas zeigte das fotografische Werk des Nikolai Molodovsky mit ausdrucksstarken schwarz-weiß Fotografien aus der bayerischen Nachkriegszeit: Sie nahm ihr Publikum mit auf eine Zeitreise in die letzten Jahre des russischen Zarenreiches, in das Frankreich zwischen den beiden Weltkriegen, in das nationalsozialistische Deutschland und endete in der bayerischen Nachkriegszeit mit den Wirtschaftswunderjahren.
Eindrücklich beschrieb sie den Lebensweg Molodovskys: 1899 in Russland geboren, der Vater leitender Ingenieur im Eisenbahnbau, die Familie alteingesessener St. Petersburger Adel. Während seiner Gymnasialzeit erlebte Molodovsky in St. Petersburg Unruhen, soziale Spannungen und schließlich die Abdankung Zar Nikolaus II. Mit der Machtergreifung der Sowjetmehrheit unter der Führung der Bolschewiki schloss sich Molodovsky, gerade 19-jährig, freiwillig der Weissen Armee in Russland an.
Zwei Jahre kämpfte er in einem blutigen und grausamen Bürgerkrieg. Die Folge für ihn: Verlust der Heimat und der russischen Staatsbürgerschaft.
Nach Aufenthalt in Finnland kam Molodovsky 1923 nach Paris. Hier fand er Arbeit bei den damaligen André Citroën Werken. Sechs Jahre lebte und arbeitete er in Paris. Ende 1929 zog es ihn nach Südfrankreich. Dort lernte er im Künstlerort Le Haut de Cagnes, an der Cotes d´Azure, die junge und begabte Malerin Doris Keetman kennen.
Die beiden heirateten 1932 in Frankreich und übersiedelten 1933 nach Prien am Chiemsee. Sie kamen damals in ein nationalsozialistisches Prien. Dort lebte seit einem Jahr die Familie von Doris. Ihr Vater, Alfred Keetman war ein ehemaliger und einflussreicher Bankier und Honorarkonsul aus Wuppertal-Elberfeld. In Prien machte er sein Hobby der Fotografie zum Beruf. Er fotografierte und vermarktete die Priener Postkartenidylle deutschlandweit. In das Geschäft mit der Fotografie wurde auch Nikolai Molodovsky eingebunden.
Mit Fotografie Geschichten erzählt
In Prien erlernte Molodovsky, der russisch und fließend französisch sprach die deutsche Sprache. Hier fand er auch zu seiner vierten Sprache, der Sprache der Fotografie. In dieser Sprache konnte er sich schnörkellos, sachlich und selbstbewusst ausdrücken. Mit seiner Fotografie erzählte er Geschichten und ließ Momentaufnahmen entstehen. So erzählt er in Aufnahmen von der Fahrt mit dem VW-Käfer über den zugefrorenen Chiemsee zur Fraueninsel und dokumentiert gleichzeitig den Winter 1962/63, der als einer der kältesten in der Geschichte des 20. Jahrhunderts gilt.
Er überliefert bayerisches Brauchtum und zeigt in seiner klaren Fotosprache beispielsweise das traditionelle Aufstellen eines Maibaumes im Jahr 1958 in Grassau. Auch hier dokumentiert Molodovsky und fängt gleichzeitig Momente und Geschichten am Rande des Geschehens ein. Er hält die bäuerliche Arbeit in Niederbayern fest. Er nimmt die Menschen mit seiner Kamera wahr und lässt diese selbstbewusst und direkt zum Betrachter blicken. Er ist immer auf Augenhöhe mit den Menschen die er fotografiert.
Diesen fotografischen Schatz hatte Michaela Thomas 2019 wiederentdeckt. Auf Wunsch der Erben des Fotografen präsentierte sie das Archiv Molodovsky verschiedenen Institutionen. Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerische Staatsbibliothek, wie auch Dr. Cornelia Jahn, Leiterin des dortigen Bildarchivs waren sofort von der herausragenden Qualität dieses Fotoschatzes begeistert. Die Bayerische Staatsbibliothek erwarb 2022 das analoge Fotoarchiv von Nikolai Molodovsky. Dieser Nachlass hat damit eine sichere und dauerhafte Heimat gefunden.
Wichtig war es der Nachlassexpertin auch darauf hinzuweisen, dass mit der Digitalisierung eines solchen Fotoschatzes ein breites, interessiertes Publikum erreicht werden kann. Eine erste Auswahl der Molodovsky Fotografien sind bereits online zu sehen auf der Website der Bayerischen Staatsbibliothek, bildarchiv.bsb-muenchen.de, dann im Suchfeld Molodovsky eingegeben. Das Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek ist heute mit seinen derzeit 17 Millionen Bildern die größte zeitgeschichtliche Fotosammlung in öffentlicher Trägerschaft und immer einen „Klick“ wert.
(Quelle: Pressemitteilung Prien Marketing GmbH / Beitragsbild: Prien Marketing GmbH, zeigt: „Nikolai Molodovsky vermittelt den Porträtierten stets den Blick des Besonderen: Er ist ein Meister des Moments, des Augenblicks, des perfekten Zeitpunktes“, berichtet die Medien- und Nachlassberaterin Michaela Thomas.)
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