Prien / Landkreis Rosenheim – Am Freitagabend (28.2.2025) wurde in der Priener Galerie im Alten Rathaus die neue Ausstellung mit dem europaweit renommierten Nußdorfer „Glasflüsterer“ und Musiker Florian Lechner eröffnet. Titel: „GlasKlangFarbe“.
Einer der Höhepunkte der Vernissage: „Glasflüsterer“ Florian Lechner bringt eine seiner großen Glasschalen zum „singen“. Fotos: Hendrik Heuser
Die Vernissage am Freitagabend (28.2.2025) war gut besucht. Glaskünstler und Musiker Florian Lechner erzeugte dabei auf einer seiner großen Glasschalen rhythmische Töne. Außer seiner Familie waren auch die Schwiegertochter und der Enkel des 1999 verstorbenen Malers Fritz Harnest aus Übersee anwesend, denn auch sein künstlerisches Schaffen wird mit dieser Ausstellung ins Rampenlicht gerückt.
Die Einführung in Leben und Werk beider Künstler gab Ute Gladigau, Kuratorin der Ausstellung.
„Materialisiertes Licht“ nennt der Glaspionier Florian Lechner seine gläsernen Skulpturen. Seine in den 1960er Jahren entwickelte sogenannte „Schmelzglastechnik“ – heute als „Fusing“ bekannt – ermöglicht es dem Künstler, einen Kosmos aus Licht, Klang und Bewegung zu er erschaffen und den öffentlichen Raum zu belebten.
Großformatige Werke finden sich über ganz Deutschland und Europa verteilt, beispielsweise der imposante, sieben Meter hohe gläserne Brunnen der Bayerischen Landesband in München und die mehrgeschossige Säulenkonstruktion im Gare et Mètro in Rouen (Frankreich). Auch filigrane Schalen und Skulpturen entstehen im Atelier von Florian Lechner in Urstall bei Nußdorf am Inn und finden ihren Weg zu Sammlern aus der ganzen Welt.
Das 1985 gegründete Atelier feiert in diesem Jahr sein 45-jähriges Bestehen. Geplant sind zahlreiche Veranstaltungen. Die Ausstellung im Alten Rathaus Prien ist der Auftakt dafür.
Infos rund um die Ausstellung „GlasKlangFarbe“
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 11. Mai. in der Galerie im alten Rathaus in Prien am Chiemsee (Alte Rathausstraße 22). Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro (ermäßigt 3 Euro). Für Personen bis einschließlich 21 Jahre ist der Eintritt frei.
Es gibt es Rahmenprogramm:
Sonntag, 16.03.2025: 14:30 Uhr: Kuratorinnenführung
Dienstag, 01.04.2025: 14:30 Uhr: Kinderworkshop
Sonntag, 06.04.2025: 15:00 Uhr: Podiumsgespräch mit Florian Lechner und Stephan Harnest (Enkel von Fritz Harnest)
Sonntag, 04.05.2025: 14:30 Uhr: Kuratorinnenführung
Freitag, 26.09.2025: ganztägig: Exkursion „Kunst am Bau – Werke von Florian Lechner und Fritz Harnest“, Leitung: Ute Gladigau, Infos und Anmeldung über VHS Chiemsee
Anmeldungen bitte bei Martina Lehmann: galerie@tourismus.prien.de.
Weitere Informationen Zu Florian Lechner gibt es hier.
Neben der Glaskunst von Florian Lechner werden dort auch Werke von Maler und Grafiker Fritz Harnest (1905 bis 1999) gezeigt. Harnest ist ein bedeutender Vertreter des deutschen Expressionismus. Nach 1945 entwickelte er eine eigene abstrakte Formensprache, die er in großformatige Ölbilder, farbenfrohe Holzschnitte und Collagen übertrug.
Zwischen Florian Lechner und Fritz Harnest besteht eine prägende Verbindung. Sie reicht zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als ihre Familien Teil eines sich gegenseitig unterstützenden Künstlernetzwerks waren. Der vierjährige Florian fand mehrere Monate ein Zuhause bei der Familie Harnest, da seine Mutter, die Cembalistin Professor Irmgard Lechner, den Familienunterhalt durch ausgedehnte Konzertreisen und Unterricht sicherte. Ein besonderes Andenken aus dieser Zeit ist ein handgefertigtes Würfelmosaik, das Fritz Harnest eigens für Florian gestaltete und das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.
Die Familien Lechner und Harnest waren ideell eng verbunden. Konrad Lechner, Florian Lechners Vater, leitete den Münchner Bach-chor, der sich zu einem zentralen Treffpunkt einer intellektuellen Gegenbewegung zum NS-Regime entwickelte. In diesem inoffiziellen Netzwerk fanden sich neben den Familien Lechner und Harnest auch Persönlichkeiten des Widerstands wie Christoph Probst, Willi Graf und Otmar Hammerstein. Die Familien lebten in einem Umfeld, das die NS-Ideologie ablehnte. In Notker Hammersteins Buch „Der Freundeskreis der Weißen Rose“ werden Konrad Lechner und sein Bach-chor als Teil des geistigen Widerstands beschrieben.
Im Zuge der Vorbereitungen der aktuellen Ausstellung wurden Briefe von Irmgard Lechner, Angelika Probst und Christoph Probsts Stiefmutter Elise wiederentdeckt. Elise, von Florian „Ömi Probst“ genannt, wurde während der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von einer Schreinerfamilie versteckt. Diese Briefe sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser bewegten Zeit.
Wie kann Kunst Haltung und Erinnerung bewahren?
Die Ausstellung „GlasKlangFarbe“ rückt nicht nur das künstlerische Schaffen von Harnest und Lechner ins Rampenlicht, sondern verdeutlicht auch die wertschätzenden und unterstützenden Verbindungen, die sich innerhalb dieses sozialen Gefüges in Zeiten des Widerstands bildeten. Nicht zuletzt beleuchtet sie die Frage, ob und wie Kunst Haltung und Erinnerung bewahren kann.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Info: Team Florian Lechner – Hendrik Heuser / Beitragsbild, Fotos: Hendrik Heuser)
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