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Bekommt Rosenheim einen Ringverkehr?

Luftaufnahme Rosenheim

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

17. Mai 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim  – Staus gehören längst zum alltäglichen Bild in der Rosenheimer Innenstadt. Dass sich an dieser Situation etwas ändern muss, darüber waren sich die Rosenheimer Stadträte in der gestrigen Ausschuss-Sitzung für Verkehrsfragen und ÖPNV einig. Aber über das „Wie“ wurde lange und kontrovers diskutiert. 

Nur zwei Tagesordnungspunkte versprachen eigentlich einen kurzen Sitzungsabend. Aber Punkt „Eins“ hatte es in sich, denn da ging es darum, dem Zielkonzept der Verkehrsuntersuchung Innenstadt im Grundsatz zuzustimmen.
So viel schon vornweg: gute eineinhalb Stunden später einigten sich die Vertreter der verschiedenen politischen Lager darauf, erst einmal mittels Arbeitskreis in einen Dialog zu treten, um eine Lösung zu finden, die dann von allen Stadträten getragen werden kann.

Das Zielkonzept für die Stadt Rosenheim, dass aufgrund einer Verkehrsuntersuchung vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen erstellt wurde, hat es nämlich in sich, wie auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März bei seiner Einleitung zum Thema andeutete. Von heute auf morgen lasse sich das Konzept deshalb nicht verwirklichen. Vielmehr gehe es darum, einen Weg für die Zukunft aufzuzeigen. Wichtig ist März dabei: „Wir wollen und sollen den Menschen nicht vorschreiben, mit welchem Verkehrsmittel sie zu uns kommen.“ Zu denken, dass die Menschen aus dem Landkreis zukünftig nur noch mit Lastenrad und Bus nach Rosenheim fahren, sei Illusion. Umso mehr gelte es den beengten Raum in der Innenstadt, klug aufzuteilen, um die Erreichbarkeit für alle zu gewährleisten.

Individualverkehr in Rosenheimer Innenstadt eindämmen

Wie diese Aufteilung aussehen könnte, stellte Sarah Dartenne vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen in ihren Ausführungen dar. Ihr Zielkonzept beinhaltet einen Ringverkehr. Denn auf diese Weise könne man den Individualverkehr in der Stadt stak eindämmen. Um eine Ringumfahrung zu erreichen, müssen aus ihrer Sicht eine ganze Reihe neuer Einbahnstraßen in der Innenstadt hinzukommen, dazu würden dann auch Teile von Prinzregentenstraße und Wittelsbacher Straße zählen.
Vorstellbar ist nach Meinung von Sarah Dartenne auch eine Ausweitung der Tempo-30-Zonen zur weiteren Verkehrsberuhigung und eine Integration von Prinzregentenstraße und Ludwigsplatz hin zu Weinstraße und Adlzreiterstraße in die bestehende Fußgängerzone.

Dass diese Pläne nicht bei allen Stadträten auf Zustimmung treffen, zeichnete sich schon während der Ausführungen ab. Insbesondere die CSU-Stadträte quittierten das Zielkonzept an vielen Stellen mit Kopfschütteln. CSU-Stadtrat Herbert Borrmann sprach dann sogar von einer „absoluten Katastrophe“ und beurteilte das Konzept als „sehr Grünenfreundlich“. Hauptkritikpunkt von Borrmann war die geplante Beschneidung der derzeit großen Hauptverkehrsadern durch die Stadt: „Die CSU steht für eine Verbesserung der Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger, aber nicht für eine Verstopfung der Straßen.“ Ähnliche Worte fand Hans-Peter Lossinger (CSU): „Ich befürchte ein Verkehrschaos wie nie zuvor“.
Zweiter Bürgermeister und CSU-Stadtrat Daniel Artmann teilte die Bedenken: „Damit sperren wir die großen Straßen und leiten den Verkehr in kleine Straßen in Wohngebiete um“. Dr. Wolfgang Bergmüller von der CSU befürchtet, dass man bei Umsetzung der Verkehrskonzepts große Umwege in Kauf nehmen muss, um beispielsweise noch zu den Parkhäusern gelangen zu können.

Viel Lob kam aus den Reihen der Grünen

Viel Lob für das Konzept gab es dagegen aus den Reihen der Grünen.“ „Ich sehe darin einen Blick in die Zukunft“, meinte Grünen-Stadtrat Franz Opperer. Seine Kollegin Sonja Gintenreiter bezeichnete das Konzept als „sehr gut und durchdacht“. Es sei an der Zeit, in der Stadt Rosenheim in Sachen „Verkehr“ langfristig zu denken und dabei die ganze Stadt in den Blick zu nehmen.
Auch AFD-Stadtrat Andreas Kohlberger sieht in dem Konzept gute Ansätze und SPD-Stadtrat Robert Metzger gab zu bedenken, das die Verkehrsentwicklung in Rosenheim den Stadtrat ohnehin noch über Jahrzehnte hinweg beschäftigen werde und dabei komme man sicher nicht daran vorbei, vieles neu zu denken.

Zusammen mit Vertretern der Stadtverwaltung wollen sich die Stadträte nun zusammensetzen, um sich noch mehr in das Thema Verkehrsentwicklung in Rosenheim zu vertiefen, bevor es dann zu einer wegweisenden Entscheidung kommt. Das erste Treffen soll noch vor der Sommerpause stattfinden.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam) / Beitragsbild: Ferdinand Staudhammer)

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