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Besuch in der Nicklheimer Filze

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

2. März 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Nicklheim / Raubling / Landkreis Rosenheim – Als „Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung“ hat das Bundesumweltministerium im vergangenen Jahr die „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ ausgewiesen. Sie stehen damit in einer Reihe mit der französischen Camargue oder dem Donaudelta in Rumänien. Innpuls.me hat deshalb die Nicklheimer Filze besucht, um zu sehen, was diese Gebiete so einzigartig macht.

Noch vor gut 10000 Jahren bedeckte ein See von der Größe des heutigen Bodensees das Gebiet zwischen Rosenheim, Bad Feilnbach und Raubling. Der riesige See trocknete langsam aus und über dem tonreichen Seeboden entwickelte sich im Laufe von Jahrtausenden eine Sumpflandschaft.
Im 19. Jahrhundert begannen die Menschen diese Gebiete für sich zu nutzen, indem sie sie entwässerten. Torf wurde abgebaut und zunächst als Brennmaterial und später zur Herstellung von Blumenerde genutzt. Erst vor 15 Jahren wurde der Torfabbau endgültig eingestellt.

Renaturierung von 
Feuchtgebieten

Mehre Projekte, zum Teil auch auf europäischer Ebene, bemühen sich seit vielen Jahren um die Renaturierung dieser Feuchtgebiete, denn für Natur und Klima sind sie enorm wichtig: Moore sind Lebensraum für viele besondere Tiere und Pflanzen, speichern Wasser, verbessern die Wasserqualität und schützen vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen. Außerdem leisten sie als langfristige Kohlenstoffsenker einen höheren Beitrag zum Klimaschutz als jedes andere Ökosystem in Deutschland.
Aber 90 Prozent der Moorböden in Deutschland sind heute entwässert und werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Lebendige Hochmoore wurden mittlerweile auf circa ein Prozent ihrer ursprünglichen Ausdehnung zurückgedrängt. Die renaturierten „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ sind damit etwas ganz Besonderes.
Die Nicklheimer Filze ist nicht so bekannt wie die Sterntaler Filzen in Bad Feilnbach. Aber auch sie ist ein Flecken Erde von beeindruckender Schönheit. Schon 1989 wurde mit der Renaturierung des Gebiets begonnen. Die entwässerten Flächen wurden gewässert und nach und nach entwickelte sich dadurch wieder ein artenreiches Torfgebiet mit Wald- und Feuchtflächen sowie einem Moorsee.
Der Ausflug dorthin lohnt. Der etwa eineinhalb Kilometer lange Weg ist gut zu gehen und damit auch für Familien mit Kindern gut geeignet. Ein Lehrpfad mit Infotafeln und Installationen liefert viele interessante Informationen. Doch eigentlich spricht die Natur für sich. Moormoose, bizarre Geflechte aus Rinden und Ästen, abgestorbene Stämme von bizarrer Schönheit – es gibt unendlich viel zu entdecken.
Immer wieder einmal stößt man auch auf Relikte des Torfabbaus, wie beispielsweise den Schienen der alten Bockerlbahn, auf denen einst der Torf abtransportiert wurde.
Höhepunkt der Wanderung ist der Aussichtsturm. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick über Filze und Moorsee. Ein Stück vom Aussichtsturm entfernt biegt ein unscheinbarer Pfad vom Hauptweg ab. Er führt zu einer Wiese, an deren Ende noch ein kleiner Torfstich zu sehen ist. Am Waldrand sind zwei ehemalige Torfwerkzeuge ausgestellt, die daran erinnern, wie anstrengend der Torfabbau war: Die ersten Siedler und Landwirte stachen Torfsoden mühsam per Hand, um ihre Stuben mit der „Kohle der Armen“ zu heizen. Dann kam die Industrialisierung. Raubling eröffnete ein Torfwerk und gearbeitet wurde im Akkord. Auch wenn die Arbeit im Moor hart war, erinnern sich viele Nicklheimer auch heute noch gern an diese Zeit.

Für unsere jungen Leser hier noch ein Video, das zeigt, wie Moore entstehen: 

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