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Bitte um Frieden und Versöhnung

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. Februar 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim/KiewStille, Angst, Wut und Ratlosigkeit prägten den Abendgottesdienst in der barocken Rundkirche St. Johann Baptist und Heilig Kreuz in Rosenheim an jenen Tag, an dem um 4 Uhr in der Früh russische Truppen in die Ukraine einmarschiert waren. Die heilige Messe, die jeden Donnerstag im Stadtteil Westerndorf am Wasen stattfindet, wurde diesmal kurzerhand zu einem Friedensgottesdienst. Domkapitular Dekan Pfarrer Daniel Reichel versuchte Worte dafür zu finden, dass man heute in Europa den Beginn eines Krieges mitansehen musste, wie es ihn seit 75 Jahren nicht mehr gegeben hat. Im rund 850 Kilometer Luftlinie von der ukrainischen Grenze entfernten Rosenheim zeigte sich der Geistliche solidarisch mit den Menschen im osteuropäischen Land am Schwarzen Meer.

„Wir wollen gemeinsam um Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt beten“, sagte er vor den Gläubigen. Zum ersten Mal nach langer Zeit habe sich jetzt gezeigt, wie kostbar und zerbrechlich dieser Zustand doch eigentlich sei. Spontan gab er den Gottesdienstbesuchern die Möglichkeit, während einer Aussetzung des Allerheiligsten um Versöhnung zu bitten. Ein ungewöhnlich langer Moment der Stille bot den Menschen in St. Johann Baptist und Heilig Kreuz zudem ausreichend Zeit, die Gedanken zu sammeln und vielleicht die Bilder zu verarbeiten, die an diesem Tag im Fernsehen um die Welt gingen und in den Sozialen Medien zu sehen waren.
Ein Friedensgebet, vervielfältigt auf weißem Papier, liegt an der Kirchentür bereit zum Mitnehmen und lädt zum Beten ein, in der Kirche oder zu Hause, alleine oder mit der Familie. Eine Kerze symbolisiert als Friedenslicht die Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine. Ab sofort möchte der Priester am Ende jeder Messe den eucharistischen Segen spenden. Ein Zeichen setzten an diesem Abend mit ihrer Gottesdienstteilnahme Robert Bucher, der Vorstand von Krieger- und Reservistenverein Pang, der sich wie der Bruderverein im Rosenheimer Stadtteil Fürstätt für die Versöhnung der Völker und die Bewahrung des Friedens einsetzt, sowie Buchers Amtsvorgänger, Stadtrat Georg Kaffl. Zusammen mit Domkapitular Dekan Pfarrer Reichel versammelten sie sich nach der Messe an der Krieger-Gedenktafel, um sich kurz auszutauschen.

Innpuls.me hat einige Gottesdienstbesucher um Einschätzungen gebeten:

„Leider hat die Diplomatie in diesem Fall versagt. Es war im Vorfeld viel versprochen worden und es wurde seitens der Außenminister viel gereist. Trotzdem hat es Putin geschafft, die Ukraine anzugreifen. Wir können jetzt alle nur hoffen, dass es nicht zu einer noch größeren Auseinandersetzung kommt. Im Gebet zur Muttergottes kann der Wunsch nach Frieden Ausdruck finden, auch deswegen habe ich heute den Gottesdienst besucht.“
Georg Kaffl, Handwerksmeister im Ruhestand, Rosenheim-Westerndorf am Wasen

„Ich finde es erschreckend, wie labil Europa ist, vor allem im Osten. An dem, was gerade in der Ukraine passiert, sehen wir doch gut, dass es allerhöchste Zeit ist, geschlossen und mit gemeinsamen Zielen aufzutreten – für Deutschland, als auch für die Europäische Union. Ich besuche regelmäßig den Gottesdienst und habe heute meinen Dienst als ehrenamtlicher Ordner zur Einhaltung der Pandemie-Vorgaben ausgeführt.“
Jacob Buys, Gymnasiast, Raubling-Nicklheim

„Leider geht dieser Krieg ausschließlich auf Kosten der Menschen in der Ukraine. Die Auslöser sind meiner Meinung nach nur Ego-Strukturen, Macht und Geld. Es trifft die Ärmsten der Armen. Die Menschlichkeit und die Lieben bleiben völlig auf der Strecke. Und das nur, weil die Politik versagt hat. Ich bete für die Menschen in der Ukraine und habe den Gottesdienst heute als Lektorin und Kommunionhelferin mitgefeiert.“
Michaela Gietl, Pfarrsekretärin, Rosenheim-Pang

„Die Invasion in die Ukraine hat gezeigt, dass es nicht nur um die Anerkennung der beiden Separatisten-Gebiet geht, sondern um mehr. Wir können nur hoffen, dass dieser Krieg bald beendet ist und sich nicht noch ausgeweitet und von Putin weitergeführt wird. Wir denken an die Menschen in der Ukraine und an ihr großes Leid dort. Ich habe heute spontan den Gottesdienst in Westerndorf besucht, weil es mir ein besonderes Anliegen war.“
Robert Bucher, Vorstand Krieger- und Reservistenverein, Rosenheim-Pang
(Quelle: Artikel / Beitragsbild: Martin Aerzbäck)

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