Rosenheim – Weihnachtszeit ist Brauchtumszeit. Aber woher kommen diese Bräuche eigentlich? Der Rosenheimer Stadtführer Franz Schmid hat sich mit der Geschichte von Adventskranz, Christbaum, Sternsinger, Klöpfelkinder und Frauentragen beschäftigt und dabei Erstaunliches herausgefunden.
Der Rosenheimer Stadtführer Franz Schmid hat sich mit der Geschichte des Weihnachtsfestes beschäftigt und dabei viele Verbindungen zur Keltenzeit gefunden. Foto: Innpuls.me
„Von Martini bis Dreikönig“ ist eine der Titel einer Rosenheimer Stadtführung, die Franz Schmid während der Adventszeit leitete. Dazu hat sich der Rosenheimer im Vorfeld intensiv mit Bräuchen, Traditionen und Ritualen rund um die Weihnachtszeit beschäftigt und sich in die Legenden über Heilige eingelesen, die in dieser Jahreszeit ihren Namenstag feiern. Schnell wurde ihm dabei klar: „Die Zeit um die Wintersonnenwende ist sehr spannend. Denn hier vermischt sich christliches mit vorchristlichem Brauchtum.
Mit der Wintersonnwende am 21. Dezember sind viele Rituale verbunden. Dunkelheit und Licht spielen dabei eine wichtige Rolle.
Die Wintersonnwende spielt eine wichtige Rolle in der Weihnachtszeit
Viele der Bräuche, die wir heute kennen, haben ihren Ursprung in der Zeit der Kelten und Germanen, also schon lange vor dem Christentum. „Das Leben damals war hart., insbesondere in der kalten, rauen Winterzeit. Die Menschen mussten mit der Natur im Einklang leben und ihre Zeichen verstehen, um zu überleben“, weiß Franz Schmid.
Die Wintersonnwende am 21. Dezember spielte dabei im Jahreskreislauf schon immer eine große Rolle. Dieses Datum markiert den ersten Tag des Winters und den kürzesten Tag des Jahres. Danach werden die Tage langsam wieder länger und heller. „Unsere Vorfahren verbanden mit dem wieder zunehmenden Licht die Hoffnung, dass der Frühling naht und für sie damit das Leben wieder leichter wird..“
Wurde Christus tatsächlich am 24. Dezember geboren? Die Urchristen wussten das nicht.
Kein Wunder also, dass die Wintersonnwende immer schon mit Festen und Ritualen gefeiert wurde – und dabei spielte das Licht eine große Rolle.
Als im frühen Christentum irische Wandermönche auch in die Region Rosenheim kamen, um dort die Menschen von ihrer Religion zu überzeugen, taten sie sich nicht leicht. „So einfach ließen sich die Menschen ihre Bräuche, Rituale und Traditionen nicht nehmen“, so der Rosenheimer Stadtführer. Darum „tricksten“ die Geistlichen und belegten viele Feste und Bräuche ganz einfach mit einer neuen christlichen Bedeutung.
Das fängt schon beim Christuskind an, dessen Geburt am Heiligen Abend gefeiert wird. „Aber eigentlich wissen wir gar nicht, wann Christus geboren wurde. Die Urchristen kannten das genaue Datum nämlich nicht, so Franz Schmid. Also nahmen die Begründer des Christentums im 3. Jahrhundert die Frühlings-Tagundnachtgleiche, den 25. März, als Termin für Jesu Empfängnis und daraus ergibt sich dann der 25. Dezember als Geburtsta: „Auch die Tatsache, dass Jesus Christus gerne als Lichtbringer bezeichnet wird, weißt klar auf die Wintersonnwende hin.“
Frau Holle ist nicht nur eine bekannte Märchenfigur, sondern auch eine uralte Sagenfigur, die ebenfalls viel mit unserem heutigen Weihnachten zu tun hat.
Keltische und germanische Wurzeln gibt es aber nicht nur beim Christuskind, sondern auch bei seiner Mutter. „Bei Maria finden sich deutliche Parallelen zur Frau Holle“, hat der Stadtführer in Erfahrung gebracht. Diese Sagengestalt kennt man in der germanischen und slawischen Mythologie als Frau Perchta und in der nordischen Mythologie als Göttin Frigg.
„Perchta bestraft laut Sage Faulheit und Verstöße gegen das Festspeisgebot“, weiß Franz Schmid. Daher gibt es in dem bekannten Märchen der „Frau Holle“ dann auch eine Goldmarie und eine Pechmarie. Das fleißige Mädchen wird mit Gold überschüttet und das faule Mädchen mit Pech. Wobei der Stadtführer überzeugt ist, dass auch die Gebrüder Grimm die ursprüngliche Sage bewusst überarbeitet haben: „Sie wollten einen erzieherischen Effekt erzielen“. Symbolisch steht Gold nicht nur für Reichtum, sondern auch für Weisheit. Nach Meinung Schmids handelte es sich bei der „Goldmarie“ und der „Pechmarie“ in der ursprünglichen Geschichte um Priesterinnen, die von Frau Holle ausgebildet wurden, um ihr Wissen an die Menschen weiterzugeben.
Tatsächlich verbindet auch den Marktfrauenbrunnen auf dem Rosenheimer Ludwigsplatz etwas mit der Weihnachtszeit.
Bei seinen Stadtführungen geht Franz Schmid auch gerne beim Marktfrauenbrunnen am Ludwigsplatz vorbei. Dieser symbolisiert Jugend, Blüte und Alter. „Auch diese Darstellung hat etwas mit der Weihnachtszeit zu tun, nämlich mit der Geschichte der Drei heiligen Könige und der Drei Sternsinger“, erklärt der Stadtführer. Deren Ursprung sieht er n den „Beten“ – drei keltische Göttinnen mit den Namen Ambeth, Wilbeht und Borbeht. Sie bilden die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnengöttin Das Christentum machte daraus später die Dreiergruppe der Heiligen Katharina, Margareta und Barbara (Einbeth, Warbeth und Wilbeth). „Weil die Kirche ursprünglich nicht wollte, dass Frauen so stark verehrt werden, wurden daraus schließlich männliche Figuren. Wenn man sich aber bei den Sternsingern und Heiligen Drei Königen anschaut, welche Farben ihre Umhänge traditionell auf alten Bildern haben, bemerkt man ganz schnell den Bezug zu den Beten. Schwarz steht für die Unterwelt, Rot für das Land und das Meer (Welt) und Weißfür den Himmel (die Luft), so wie eben schon bei den Beten der Kelten“.
Die Ursprünge des Christbaum reichen auch bis in die Keltenzeit zurück.
Selbst Adventskranz und Weihnachtsbaum haben ihren Ursprung wahrscheinlich in der heidnischen Tradition. „Zur Zeit der Wintersonnwende holten sich die Kelten und Germanen gerne sogenannte Wintermaien ins Haus oder hängten sie vor die Haustür, in der Hoffnung, dass sich darin böse Geister verfangen“, so Franz Schmid. Die Wurzeln des Christbaums, so wie wir ihn heute kennen, gehen auf die Freiburger Bäcerzunft im Jahr 1419 zurück. Aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Brauch zu einem festen Bestandteil des Weihnachtsfestes.
Zwischen dem Donnergott Thor und den Klöpfelkindern gibt es einen Zusammenhang.
Klöpfelkinder und ihre Verbindung um Gott Thor
Es gibt noch viele andere Bräuche und Traditionen in der Weihnachtszeit, die gerade auch in unserer Region lebendig gehalten werden. Dazu zählen die Perchten mit ihren furchterregenden Masken ebenso wie die Klöpfelleute. Letztere waren ursprünglich an den Donnerstagen im Advent unterwegs. Der Tag weist auch wieder auf vorchristlichen Ursprung hin. „Donar“, in manchen Gegenden auch Thor genannt, gilt als Gott des Ackerbaus, der Verträge und der Fruchtbarkeit. Er soll die Menschen beschützen und Glück und Segen bringen.
Diesen Segen bringen auch die Klöpfelleute, wenn sie von Haus zu Haus ziehen und Lieder singen. Als Dank bekamen sie früher Lebensmittel. „Früher waren die Klöpfer meist arme Leute, die sich aus Scham, betteln zu müssen, ihre Gesichter mit Ruß schwärzten“, weiß Franz Schmid zu diesem Brauchtum zu erzählen.
Besonders schön findet der Rosenheimer auch den Brauch des „Frauentragens“, der in den vergangenen Jahren mehr und mehr in Vergessenheit geriet und jetzt wieder auch in einigen Gemeinden in unserer Region mehr und mehr auflebt. Damit erinnert wird an den Aufbruch von Maria und Josef nach Bethlehem. Eine Marienfigur wird dabei von Haus zu Haus getragen. In jedem Haushalt wird der Muttergottes einen Tag Herberge gewährt. Entstanden ist dieser Brauch aber wohl erst im 18. Jahrhundert.
Wesentlich älter ist da das Ausräuchern mit Weihrauch, Weihwasser und Gebeten während der „Rauhnächte“. Heute ist das ein Segensritual. Doch da geht der Ursprung wieder zurück auf die Zeit der Kelten und Germanen, die damit böse Geister vertreiben wollten.
Doch egal, wo die Wurzeln der vielen Bräuche, Rituale und Traditionen rund um die Weihnachtszeit auch liegen. Eines steht fest: Ohne wäre Weihnachten nicht mal halb so schön.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: re/ Foto: Karin Wunsam)
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