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Buchtipp: Talgeschichte(n)

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

14. März 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Leitzachtal / Bayern – Warum ist das Sudelfeld eines der ältesten Skigebiete in Bayern? Warum war der Wendelstein lange der berühmteste Berg Bayerns? Wie läuft ein Tag in der überregional bekannten Marienwallfahrt Birkenstein ab? Das sind nur einige Fragen, um die sich das neue Buch „Talgeschichte(n)“ von Andreas Estner dreht. 

Andreas Estner wohnt in Fischbachau. Seit 2001 arbeitet er für den Bayerischen Rundfunk als Autor und Moderator zahlreicher Hörfunksendungen und Reportagen.
Immer schon fasziniert hat ihn die Geschichte unserer Region. In seinem Werk „Talgeschichte(n) wird der Leser mitgenommen auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Beim blättern, lesen und schauen merkt man schnell, wie viel Herzblut der Autor in dieses Werk gesteckt hat. Unglaublich viel Recherchearbeit hat er dafür investiert. Fündig wurde Andreas Estner dabei sowohl bei Privatpersonen und auch in Gemeindearchiven und der Staatsbibliothek.

Liebhaber von historischen Fotografien
kommen voll auf ihre Kosten

Insbesondere auch Liebhaber von historischen Fotografien kommen bei diesem Buch voll auf ihre Kosten. Unser Beitragsbild stammt aus dem Jahr 1954 und zeigt die Heuernte im Leitzachtal. Andreas Estner hat dazu folgendes in Erfahrung gebracht: „Die Heuarbeit war die aufwendigste Arbeit im ganzen Jahr auf den Höfen im Leitzachtal. Das lebensnotwendige Heu war das wichtigste Winterfutter für Kühe, Schafe und Rösser und brauchte deshalb die beste Pflege. Viel Erfahrung und größte Sorgfalt waren deshalb bei der Heuernte notwendig – und viele fleißige Hände. Alle mussten anpacken, auch die Kinder. Viele Höfe bekamen erst Anfang der 1960er-Jahre einen Traktor. Heuwagen, die von Rössern gezogen wurden, waren deshalb bis in die späte Nachkriegszeit selbstverständlich zu sehen. Die langen Reihen des frisch gemähten Grases, die „Schlagl“, mussten ausgebreitet und einige Stunden später mit den Holzrechen gewendet werden. Am späten Nachmittag wurden sie wieder zusammengerecht. Je nach Witterung wiederholte sich die Prozedur zwei bis drei Tage. Heutzutage beinahe nicht mehr vorstellbar, wie viele Handgriffe für jedes einzelnen Büschl Gras notwendig waren, damit daraus Heu für das Vieh wurde.“

Von Holzknechten, Bergbauern
Dienstboten und alten Bräuchen

Das ist nur ein Kapitel in dem neuen Buch, das auf 554 Seiten auch viele weitere spannenden Themen aufgreift: die früheren Arbeits- und Lebenswelten von Holzknechten, Bergbauern und Dienstboten, die ältesten Bauernhäuser und Almen, die Kunstwerke von Möbel- und Lüftlmalern, aber auch seltene und vergessene Bräuche wie den Kuchlwagentag, die Haar- und Tuchkasten oder das Haberfeldtreiben, das im Leitzachtal und rundherum beliebt und gefürchtet war.
Auch die Zeit des Nationalsozialismus wird in dem Buch beleuchtet. Etwa die Geschichte des SS-Berghauses am Sudelfeld, wo mehrere Jahre lang ein Außenkommando des KZ-Dachau war und der Bau einer Versuchsanlage der Luftwaffe, von der heute noch Reste im Landkreis Rosenheim zu sehen sind.
Unser Fazit: Eine sowohl informative als auch unterhaltsame Lektüre für alle, die mehr wissen wollen über die Geschichte unserer Region.
(Quelle: Beitragsbild / Cover: Archiv / Foto: Andreas Estner)

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