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Das große Wiedersehen

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

4. Mai 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Miesbach / Irschenberg – Seit einem halben Jahrhundert ist das Caritas Kinderdorf in Irschenberg Heimat für Mädchen und Jungen, die nicht bei ihren leiblichen Familien aufwachsen können. In diesem Zeitraum hat es über 650 Kinder auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben begleitet. Zu seinem 50. Geburtstag lud das Kinderdorf diese am 1. Mai zu einem Fest ein.

Luftblick auf viele Menschen, winken in Kamera, dahinter Maibaum vor Wiese

Der Maibaum steht. Foto: Florian Lintz, bfl-relations.de

Die ersten ehemaligen Betreuten, Mitarbeitenden, Schwestern, Zivis und Bufdis trafen bereits am Morgen zum Festgottesdienst in der Pfarrkirche Irschenberg ein. Weihbischof Wolfgang Bischof nahm im Evangelium das Bild von Jesus auf, der am Ufer steht und zum Tun auffordert: „Jesus tritt auch an das Ufer unseres Lebens und damit bricht auch für uns ein neuer Morgen an. Der Dienst an den Menschen und damit auch an den Kindern ist Dienst im Namen Jesu und dieser Dienst lebt von Ostern her: vom Licht Christi.“

Standesgemäß wurden von links Weihbischof Wolfgang Bischof, die Präsidentin des Bayerischen Landtags in grüner Tracht, Ilse Aigner und Dorfleiter Wolfgang HOdbod mit einer Pferdekutsche ins Kinderdorf gefahren.

Weihbischof Wolfgang Bischof (von links), die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner und Dorfleiter Wolfgang Hodbod mit einer Pferdekutsche ins Kinderdorf gefahren. Foto: Copyright Florian Lintz, bfl-relations.de) 

Der Weihbischof nahm im Anschluss zusammen mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner und
Dorfleiter Wolfgang Hodbod in einer Kutsche Platz, die einen Festzug ins Caritas
Kinderdorf begleitete. Angeführt von der Irschenberger Musik folgten in einer zweiten
Kutsche einige der jüngsten Kinderdorfkinder zusammen mit den Schwestern von der
Heiligen Familie, die bis 2014 segensreich im Kinderdorf wirkten. Die anderen Kinder
und Jugendliche gingen mit ihren Hausmüttern und -vätern mit selbstbemalten Tafeln mit
den Namen der Wohngruppen zu Fuß. Begleitet von vielen ehemaligen und aktuell
Betreuten und Mitarbeitenden sowie Fahnenabordnung der Ortsvereine. Angekommen
im Kinderdorf wurde dort unter dem Motto „Das große Wiedersehen“ gemeinsam gefeiert
mit Maibaumaufstellen, Brotzeit und Musik. Das Ehemaligenfest findet nur alle fünf Jahre
statt und wird vom Förderverein Caritas Kinderdorf Irschenberg e.V. finanziert, dessen
Vorsitzende Ilse Aigner ist. In dieser Funktion richtete die Präsidentin des Bayerischen
Landtags auch ein Grußwort an die Gäste. In diesem wies sie auf die gesellschaftliche
und soziale Verantwortung hin: „50 Jahre Caritas Kinderdorf Irschenberg – das ist schon
ein besonderes Jubiläum. Nicht nur wegen der 50, die ja gemeinhin einen großen
Stellenwert hat. Sondern weil es diese großartige Einrichtung, diese Idee schon so lange gibt. Kindern und Jugendlichen, die keine Chance auf ein normales Leben haben, eine Möglichkeit zu geben, in einem sicheren, stabilen Umfeld aufzuwachsen, die Schule zu besuchen und so ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu finden – das ist auch nach fünf Jahrzehnten immer noch eine der wichtigsten Aufgaben, sie wir als Gesellschaft haben.“

Ehemalige Betreute nutzten
Möglichkeiten der Begegnung

Ehemalige Betreute aus einem halben Jahrhundert nutzten bei kühlem, aber trockenem
Wetter die Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs. Darunter auch ein
Kinderdorfkind der aller ersten Stunden: Gerhard Veigel war 1972 dabei als die
Mädchen und Buben aus dem Kinderheim in Starkheim bei Mühldorf ins neugebaute
Caritas Kinderdorf einzogen. Mit zwei Jahren war er das damals jüngste Kind im
Kinderdorf. Er lebte mit seinen fünf Geschwistern, anderen Kindern und seiner
Hausmutter Schwestern Emma in Haus 12.

Erinnerungen an die Zeit
im Kinderdorf Caritas am Irschenberg

Die Erinnerungen an die Zeit im Kinderdorf
sind bei ihm heute immer noch sehr lebendig. Das Familiäre, das Geborgene fand er als
Kind schön, für ihn war es ein normales Aufwachsen und das Kinderdorf war für ihn
Heimat. Auch als Schwester Emma, die für ihn immer die Mama war, das Kinderdorf
verließ, blieb er mit ihr in Kontakt bis zu deren Tod mit 96 Jahren. Noch heute lebt
Gerhard Veigel mit seiner Frau und seinen Kindern in Irschenberg. Er hat dort für sie ein
Haus gebaut, arbeitet im Ort als Elektrotechniker und ist im Vereinsleben aktiv. Eines von
vielen Beispielen gelungener Kinderdorfarbeit in den letzten 50 Jahren.
(Quelle: Pressemitteilung Caritas-Kinderdorf Irschenberg / Beitragsbild, Fotos: Copyright Florian Lintz, bfl-relations.de)

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