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Das schiefe Tor der Stadt Rosenheim

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

28. Oktober 2021

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim – Im Jahr 2017 brodelte in der Stadt Rosenheim die Gerüchteküche. Neigt sich das Mittertor? Droht es sogar zu kippen? Es folgten statische Untersuchungen. Danach wurde Entwarnung gegeben. Einsturzgefahr bestehe nicht.  Aber: „Auch wenn die Statik bis auf Weiteres gesichert ist, herrscht kein Zweifel darüber, dass das Rosenheimer Mittertor dringend saniert werden muss. Spätestens in drei Jahren“ – so das Fazit eines Artikels im Oberbayerischen Volksblatt, erschienen am 30. Juli 2019.  Wie sieht die Lage gut zwei Jahre später aus? Rosenheim InnFormativ hat bei Walter Leicht, Leiter des Städtischen Museums nachgefragt.

Besuchern des Städtischen Museums Rosenheim fallen schon seit langer Zeit unzählige Risse an der Außenfassade und im Inneren der Räumlichkeiten auf. Und diese werden mit den Jahren sichtbar größer.

Um zu verstehen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, muss man mehr über die Geschichte eines der Wahrzeichen der Stadt wissen.

 

Im Jahr 1240 wird der Turm des Mittertors erstmals urkundlich erwähnt. Gebaut wurde das Gebäude auf Schutt und gegründet mit Holzpfählen.
Diese trugen, laut Auskunft von Experten, den Bau so lange sicher, wie sie durch den Stadtbach mit Wasser vollgesogen war. Nachdem der Stadtbach verrohrt wurde, trocknete das Holz aus und das machte es mit den Jahren instabil. Hinzu kam, dass die beiden Flügelbauten viel später entstanden und die verschiedenen Auffüllungen zwischen den verschiedenen Fundamenten in Bewegung gerieten und sich absenkten.

Sanierung kommt
nicht vor 2026

Zurück ins Hier und Jetzt. Seit Mitte Juli dieses Jahres steht fest: Die Sanierung des Städtischen Museums kommt nicht vor 2026. Denn vorher wird nun die Sanierung der Städtischen Galerie in Angriff genommen. Auch dort besteht, ohne Zweifel, Handlungsbedarf – Dach undicht, Schimmel im Keller, im Sommer Hitze in den Räumen und kaum Barrierefreiheit. Für die Generalsanierung und einen Anbau mit Erd- und Untergeschoss wird mit Kosten in Höhe von 7,4 Millionen Euro gerechnet (Quelle: OVB-Heimatzeitungen).
Ob diese Baumaßnahme tatsächlich dringlicher ist als das Mittertor, darüber hört man in der Stadt unterschiedliche Meinungen.  Auf jeden Fall widerspricht die verzögerte Sanierung dem Beschluss der Stadträte aus dem Jahr 2019.

Für Walter Leicht, Leiter des Städtischen Museums, steht fest, dass er die Sanierung des Mittertors nicht mehr vor Eintritt in seinen Ruhestand erleben wird. Das ist in zwei Jahren der Fall. Diese Bürde geht dann an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin über. Wie bei der Städtischen Galerie müssen auch beim Städtischen Museum für die Sanierung sämtliche Räume komplett geräumt und das Inventar für Jahre irgendwo anders zwischengelagert werden.
Was bereits festzustehen scheint – nach der Sanierung wird auch das Städtische Museum anders aussehen. „Natürlich stehe ich auch in meinem Ruhestand gerne beratend zur Seite, wenn gewünscht“, so Walter Leicht. Einmischen in die Neuausrichtung werde er sich aber nicht, nur eines ist im wichtig: „Die Aschlküche soll bitte so bleiben, wie sie ist. An ihr hänge ich ganz besonders.“

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