Rosenheim – Nach der Besetzung des ehemaligen Hotel „Goldener Hirsch“ in der Rosenheimer Innenstadt im April 2023 mussten sich am gestrigen Montagvormittag (26.2.2024) drei Aktivisten vor dem Rosenheimer Amtsgericht dafür verantworten (wir berichteten). Am Abend fand dann eine Demo statt – mit überraschender Wende.
Die drei Besetzer, eine junge Frau und zwei junge Männer, wurden nach Auskunft der Aktivistengruppe „Rosenheim Besetzen“ zu jeweils 50 Sozialstunden und einem Aufsatz verurteilt.
Am frühen Abend startete dann ein Demozug durch die Rosenheimer Innenstadt zu einer Abschlusskundgebung in den Luitpoldpark. Die Veranstaltung wurde von „Rosenheim Besetzten“ im Vorfeld angekündigt und war auch angemeldet, wie die Polizeiinspektion Rosenheim in einer Pressemitteilung mitteilt. Nach den Angaben der Veranstalter folgten rund 50 Teilnehmer dem Aufruf, nach Polizeiangaben waren es rund 30.
Die Anmeldung beinhaltete, nach den Angaben der Polizei, einen Aufzug durch die Rosenheimer Innenstadt mit einer Abschlusskundgebung im Luitpoldbark.
Dort kam es aber dann zu einer plötzlichen Wende. „Am Luitpoldpark wurde kurz nach Ankunft dort, aus den Reihen der Teilnehmer geäußert, dass in der Langbehnstraße ein Haus besetzt sei“, so die Rosenheimer Polizei. Ein Sprecher habe die Teilnehmer aufgefordert, in einem Aufzug hinzumarschieren und die dortigen Personen moralisch zu unterstützen. Die Polizei habe den Aufzug gestoppt und ergänzende, versammlungsrechtliche Beschränkungen erlassen, beispielsweise die Nutzung des Gehwegs. Zu Störungen bzw. Behinderungen sei es während des Aufzugs nicht gekommen.
Die Polizei schreibt weiter in ihrem Pressebericht, dass aus einem Fenster des betreffenden abbruchreifen ehemaligen Wohnhauses ein Laken hing mit der Aufschrift „Besetzt“, Personen wurden aber demnach bei der Hausdurchsuchung nicht angetroffen.
Die Aktivisten schreiben dagegen in ihrer Pressemitteilung, dass das Gebäude besetzt war und nach etwa einer Stunde durch die Polizei geräumt wurde. Mittlerweile wollen sie ein weiteres Haus besetzt haben.
Der Pressesprecher der Gruppe „Rosenheim Besetzen“ sieht den gestrigen Montag mit gemischten Gefühlen: „Es ist für uns unglaublich frustrierend, dass heute 3 junge Aktivisten, die dem Leerstand in Rosenheim etwas entgegensetzen möchten, vor dem Rosenheimer Amtsgericht standen. Warum ist es legal, ein Gebäude wie den „Goldenen Hirsch“ in bester Innenstadtlage Jahre lang leerstehen zu lassen? Warum sollen Aktivisten, die dieser Ungerechtigkeit etwas entgegengesetzt haben, nun Sozialstunden machen?“.
Die Demo unter dem Motto „Die Häuser denen, die drin wohnen“ und die anschließenden Hausbesetzungen sieht er hingegen als einen vollen Erfolg: „Wir merken auch auf der Straße, dass sich immer mehr Menschen das Leben in Rosenheim einfach nicht mehr leisten können, die Reaktionen der Passanten und Anwohner auf unsere Demo und die Besetzung in der Langbehnstraße waren unglaublich positiv“.
Die Forderungen der Aktivisten sind weiterhin kostenloser Wohnraum für alle und die Vergesellschaftung der großen Immobilienkonzerne, Zitat dazu“: „Wohnen ist ein Menschenrecht und darf keine Frage des Geldbeutels sein“.
Aktivisten wollen ein weiteres Haus besetzt haben
Zu der von ihnen neuerlich angekündigten Hausbesetzung sagen die Aktivisten nur so viel: „Wir werden den Ort unseres neuen Hauses nicht öffentlich machen, wir möchten aktuell leerstehenden Wohnraum wiederbeleben und Wohnraum frei von Profitmaximierung schaffen“ und weiter: uns steht eine extrem anstrengende, aber auch schöne und aufregende Zeit in unserem neuen Haus bevor“.
Den Ort teilen sie aber diesmal nicht mit, wollen aber über Social Media regelmäßig Updates zur Besetzung geben.
(Quelle: Pressemitteilung Polizeiinspektion Rosenheim / Pressemitteilung Rosenheim Besetzen / Beitragsbild: Archiv Innpuls.me)
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