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Die Patentierung der Natur

Hand in Weizenfeld.

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

17. Mai 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Vandana Shiva ist bekannt für ihr unermüdliches Engagement für biologische Vielfalt und Umweltschutz , aber auch nicht unumstritten. Nun besuchte die indische Umweltaktivistin Rosenheim und sprach im Kultur- und Kongresszentrum über die Folgen für die bäuerliche Landwirtschaft durch Agro-Gentechnik und Patente auf Leben.

Vandana Shiva kam auf Einladung des Bund Naturschutz nach Rosenheim. Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Fast alle Sitzplätze im KuKo waren besetzt.
Dr. Vandana Shiva ist Trägerin des Alternativen Nobelpreises und des Bayerischen Naturschutzpreises. In ihrem Vortrag in KuKo legte sie dar, welche Folgen die Beherrschung des Saatgutmarktes durch globale Agrarkonzerne für Landwirte hat. Den Preis für die Verbreitung von gentechnisch verändertem, patentiertem Saatgut würden die Bauern zahlen – durch Abhängigkeit, Schulden und dem Verlust ihrer Lebensgrundlage.
Damit den Landwirten in Bayern nicht passiert, was Umweltschützen seit Jahrzehnten in Brasilien und Indien beobachten, hat sich das Bündnis für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft in Bayern, dem Landwirtschafts-, Bio-,Umweltverbände, der Verbraucherschutz und weitere Gruppen der Zivilgesellschaft angehören, zusammengeschlossen.
Der BN-Vorsitzende Richard Mergner erklärte in seinem Grußwort. „Der Freistaat Bayern hat sich den gentechnikfreien Regionen Europas angeschlossen. Die EVP-Fraktion im EU Parlament mit ihrem-Vorsitzenden Manfred Weber von der CSU hat volle Zustimmung zu den Plänen der EU-Kommission signalisiert. Wir fordern Ministerpräsident Markus Söder auf, hier Klartext zu reden und das Bekenntnis zu einem gentechnikanbaufreien Bayern zu erneuern.“

Zuvor stellten die Vertreter  des bayerischen Bündnisses die aktuellen Pläne
der EU-Kommission vor. Mit der Behauptung, dass die neuen gentechnischen Verfahren (z.B. Crispr/Cas) „quasi“ natürliche Veränderungen im Erbgut von Pflanzen produzieren, soll ihrer Meinung nach ein „Freifahrschein zur Ausbringung in der Natur ausgestellt werden“. Christoph Fischer von Zivilcourage betont: „Außerdem kann die Agrarindustrie Patente auf Genabschnitte anmelden, die teilweise mit diesen neuen Verfahren hergestellt worden sein sollen. Diese könnten aber auch durch natürliche Zucht entstanden sein“ Das Problem seiner Meinung nach: Saatgut-Züchtern könnten bei der Produktion ihrer natürlichen Züchtungen Probleme bekommen, wenn hier bereits kostenpflichtige Patente vorliegen. Dieses Risiko ziehe sich dann durch die komplette Wertschöpfungskette Landwirte, Verarbeiter, Endprodukt.
Auf jeder Wertschöpfungsstufe könne die Agrarindustrie so mitverdienen, ohne an der Produktion beteiligt zu sein – nur auf Basis der Patente. „Dass die EU-Experten
das nicht erkennen oder erkennen wollen lässt nur einen Schluss zu: Sie müssen
besser hinschauen, um zuverlässig Ihre Bürger und Landwirte vor
Schaden zu bewahren“, so Christoph Fischer.

Mehr als 1500 Patente auf wichtige Genabschnitte in Pflanzen

Mehr als 1.500 Patente auf wichtige Genabschnitte in Pflanzen würden in Europa bereits heute in den Händen von drei großen Agrarkonzernen liegen. Schon heute würden konventionelle Züchter damit in Konflikt  geraten.
Anstatt die im Green Deal verankerte „Farm to Fork“ Strategie durch den Ausbau
des ökologischen Landbaus, mehr Agrarökologie und durch eine vielfältige und
regional angepasste Landwirtschaft voranzubringen, scheine die EU-Kommission
einen Greenwashing Deal mit den Agrarkonzernen auszuhandeln. Die EU verfolge
das Ziel bis 2030 den Pestizideinsatz im Vergleich zu heute zu halbieren. Den
Agrarkonzernen werde im Gegenzug ein Freifahrschein für gentechnisch veränderte
Pflanzen und deren Patentierung ausgestellt. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell für
die Agrarkonzerne. Doch würden die Entwicklungen in der Erfahrung mit
gentechnisch veränderten Pflanzen ein anderes Bild zeigen. So habe sich, laut Christoph Fischer in den letzten 20 Jahren z.B. in Brasilien und den USA,  wo bereits zweidrittel der angebauten Pflanzen gentechnisch verändert seien, der Pestizideinsatz teilweise verdreifacht. „Die Versprechen zur Ertragssteigerung bleiben bis heute ebenso unerfüllt, wie die im Hinblick auf die Klimaanpassung, denn die Komplexität des Zusammenspiels von Genen bei Hitze- oder Trockentoleranz, überfordern die Technologie. Die genetische Vielfalt in der bäuerlichen Landwirtschaft weltweit bietet hier einen noch unerschlossenen genetischen Schatz, mit einem Freifahrschein für gentechnisch veränderte Pflanzen, ist diese Saatgutvielfalt bedroht“, so Christoph Fischer.
(Quelle: Pressemitteilung Bund Naturschutz / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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