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Die Welt lauscht: Tausende Vogelkonzerte für die Wissenschaft

Rotkehlchen singt auf Ast

Josefa Staudhammer

Ihr Traumberuf ist Journalistin. Sie steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, hat aber schon einige Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln dürfen. Besonders am Herzen liegt ihr die Vernetzung von Innpuls.me mit Social Media. Außerdem ist sie Euere Ansprechpartnerin für Interviews und Jugendstorys aus der Region Rosenheim.

27. Juni 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

München / Hilpoltstein / Bayern – Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf des Naturkundemuseums Bayern/Biotopia Lab und des LBV gefolgt und haben sich im Rahmen des internationalen Citizen-Science und Kunst-Projekts Dawn Chorus eine Auszeit genommen, um das morgendliche Vogelkonzert aufzunehmen.

Über 16.600 Aufnahmen aus aller Welt sind seit Jahresbeginn bereits eingegangen, so viele, wie noch nie zuvor. Allein im Hauptsammelzeitraum Mai wurden über die Dawn Chorus App knapp 10.600 Vogelkonzerte hochgeladen. Mit Hilfe der automatischen Vogelstimmenerkennung, die in diesem Jahr als große Neuerung in der App zur Verfügung stand, gelang es vielen Menschen, die Geheimnisse des morgendlichen Vogelkonzerts zu entschlüsseln und herauszufinden, welche Arten in ihrer Umgebung singen. Wer mitmacht, schärft aber nicht nur sein Bewusstsein für die Vogelwelt, sondern unterstützt außerdem die Forschung zur Biodiversität. Jede hochgeladene Aufnahme hilft dabei, wertvolle Daten zur Artenvielfalt zu sammeln.
Wer singt denn da? Dank der integrierten Künstlichen Intelligenz (KI) in der Dawn Chorus App konnten in diesem Jahr deutlich mehr Menschen erkennen, welche Vögel auf der eigenen Aufnahme zu hören sind. Am häufigsten meldeten die Teilnehmenden den flötenden Gesang der Amsel. Ihr folgen Kohlmeise, Haussperling und Mönchsgrasmücke. „Dank der KI wurden 10 Prozent mehr Angaben zu den gehörten Vogelarten gemacht und plötzlich tauchten auch unscheinbare Arten, wie der Grauschnäpper auf. Dieser Vogel ist schwer zu sehen und auch sein Gesang ist schwer zu erkennen. Es freut uns, dass nun auch solche eher unbekannten Arten Gehör finden“, erklärt Dr. Lisa Gill, Projektleiterin beim LBV. Ergebnisse wie dieses unterstreichen, dass das Projekt Dawn Chorus durch die automatische Vogelstimmerkennung einen wichtigen Beitrag leistet, wenn es darum geht, den Menschen mehr Artkenntnis zu vermitteln.

64 Prozent der Aufnahmen aus Bayern 

Mit einem Anteil von fast 90 Prozent stammt auch 2024 ein Großteil der Aufnahmen aus Deutschland. Besonders fleißig waren die Teilnehmenden in Bayern: 64 Prozent aller Aufnahmen kamen aus dem Freistaat. Seit Jahresbeginn gingen Vogelkonzerte aus insgesamt 32 Ländern ein, darunter beispielsweise Großbritannien, Kanada, Marokko und Kenia. Auf einer Soundmap unter www.dawn-chorus.org können alle eingesendeten Vogelkonzerte frei zugänglich angehört werden. „So wollen wir allen Bürgern die Möglichkeit geben, auf eine auditive Weltreise zu gehen und zu entdecken, wie unterschiedliche Lebensräume klingen“, so Dr. Katrin Petroschkat, Projektleitung Dawn Chorus an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ergebnis der Stadt vs. Land Challenge

Nicht nur verschiedene Länder haben einen unterschiedlichen Sound, auch ob in der Stadt oder auf dem Land aufgenommen wurde, macht oft einen großen klanglichen Unterschied. Um dies wissenschaftlich untersuchen zu können, wurde die „Stadt vs. Land” Challenge ins Leben gerufen und findet seit 2021 am vorletzten Sonntag im Mai statt. Auch dieses Jahr nahmen wieder viele Menschen am Aktionstag teil. Während im gesamten Sammelzeitraum Mai die meisten Aufnahmen aus der Stadt kamen, lag das Land am Tag der Challenge mit 51:49 Prozent der Aufnahmen knapp vorne. „Die Aufnahmen der Challenge dokumentieren die Artenzusammensetzung in Stadt und Land und können uns auf lange Sicht helfen herauszufinden, ob die Artenvielfalt auf dem Land abnimmt und mehr Arten sich in die Städte zurückziehen“, erläutert Dr. Lisa Gill vom LBV.

Gleiche Zeit, gleicher Ort: Nächstes Jahr wieder mitmachen

Die gemeinsame Dokumentation des Morgenchors über Jahre hinweg hilft dabei, anhand der Vogelstimmen Rückschlüsse auf die Artenvielfalt vor Ort zu ziehen und beginnende Veränderungen frühzeitig zu erkennen. „Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Menschen mehrere Aufnahmen beitragen. Dieses Jahr haben etwa zwei Drittel der App-User mehr als drei Aufnahmen gemacht, über elf Prozent steuerten im Hauptsammelzeitraum sogar mehr als 20 Aufnahmen bei. Je mehr Menschen sich regelmäßig und über mehrere Jahre hinweg am gleichen Ort beteiligen, desto aussagekräftiger wird der Datensatz von Dawn Chorus“, erklärt Dr. Katrin Petroschkat. Unter dem Motto „Same place, same time“ ruft Dawn Chorus deshalb alle bisherigen Teilnehmenden dazu auf, im Mai 2025 an denselben Ort zurückzukehren und wieder bei Dawn Chorus mitzumachen. Vogelstimmenaufnahmen sind darüber hinaus auch außerhalb des Hauptsammelzeitraums willkommen.
(Quelle: Pressmitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)

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