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Diese Pflanze wächst fast nur am südlichen Chiemseeufer

Eine Fliege sitzt auf dem kugeligen Blütenkopf des Östlichen Teufelsabbiss. Foto: Dr. Fridtjof Gilck/LfU

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

5. Oktober 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Prien / Landkreis Rosenheim – Seltene Pflanze: „Der Östliche Teufelsabbiss wächst deutschlandweit fast nur am südlichen Chiemseeufer. Ein Artenhilfsprogramm soll das vom Aussterben bedrohte Gewächs schützen. 

Ortstermin südlich von Prien: Botaniker verschiedener Behörden und Institutionen haben sich auf Einladung von Dr. Fridtjof Gilck vom Bayerischen Artenschutzzentrum (BayAZ) im Landesamt für Umwelt (LfU) getroffen. Der Grund ist eine vom Aussterben bedrohte blassblaue Blume.
„In Franken gibt es einzelne kleine Vorkommen, doch ansonsten wächst Succisella inflexa, der Östliche Teufelsabbiss, nur am südlichen Chiemseeufer. Die Bestände hier gelten als westlichstes natürliches Vorkommen dieser ansonsten in Ost- und Südosteuropa lebenden Art“, erklärt Gilck, der am BayAZ für botanische Artenhilfsprogramme zuständig ist.

Blütenfarbe heller, Blütenkopf kugeliger

Vom häufigeren Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) unterscheidet sich die seltene Pflanze durch ihre hellere Blütenfarbe und den kugeligen Blütenkopf. Wer sichergehen will, muss jedoch den Blütenkopf genauer unter die Lupe nehmen: „Der Gewöhnliche Teufelsabbiss hat an den Kelchen schwarze Borsten, der Östliche Teufelsabbiss hat dies nicht“, sagt Christian Niederbichler, der 2023 und 2024 die Flächen am Chiemsee kartiert hat. Seine ersten Ergebnisse lassen hoffen, dass es noch nicht zu spät ist und die Art mit den richtigen Maßnahmen in Bayern und damit auch in Deutschland vor dem Aussterben gerettet werden kann.

Wie lassen sich Bestände des Östlichen Teufelsabbisses erhalten?

Wie aber lassen sich die Bestände des Östlichen Teufelsabbisses erhalten, beziehungsweise sogar vergrößern? Das ist die zentrale Frage des Artenhilfsprogramms. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang vor allem der optimale Mähzeitpunkt von nassen Streuwiesen, deren Mahdgut früher als Einstreu für Vieh im Herbst und Winter genutzt wurde. Darüber tauschten sich beim Ortstermin Experten von LfU, der Regierung von Oberbayern, der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, den unteren Naturschutzbehörden Rosenheim und Traunstein, der Gebietsbetreuung und der regionalen Landschaftspflegeverbände aus. Aufbauend auf den frischen Kartierdaten soll die Pflege vor Ort neu organisiert werden und weitere Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung der Art ergriffen werden.

Der Östliche Teufelsabbiss braucht vor allem für den Nachwuchs offene und lichte Stellen. Ohne regelmäßige Mahd verschilfen und verbuschen Streuwiesen schnell und gehen damit als artenreicher und wertvoller Lebensraum verloren. Der eher spät blühende Östliche Teufelsabbiss braucht jedoch Zeit, um Samen zu bilden und sich vermehren zu können. Das macht die Festlegung eines passenden Mahdtermins schwierig. Christian Niederbichler erinnert sich an alte Landnutzungspraktiken, nach denen Streuwiesen am Chiemsee früher vereinzelt auch im Frühsommer gemäht wurden. Dies könnte in Ausnahmefällen zur Zurückdrängung des Schilfs eine geeignete Maßnahme sein, sofern die frühe Mahd nicht in Konflikt mit anderen hochgefährdeten Arten wie beispielsweise Wiesenbrütern steht.

Auch der förderrechtliche Rahmen spielt eine Rolle: Einige Flächen werden über das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) gefördert. Biodiversisätsberaterin Bettina Gschlößl vom Landratsamt Traunstein und ihre Rosenheimer Kollegen besprechen mit Landwirten und Bewirtschaftern geeignete Mahdtermine und passende Förderprogramme. „Kommendes Jahr stehen für einige der Flächen neue VNP-Verträge an“, berichtet Gschößl. Dann werden auch neue Mahdtermine diskutiert und die Weichen gestellt, damit diese spezielle blassblaue Blume weiterhin am Chiemsee eine Heimat hat.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Umwelt / Beitragsbild:  Dr. Fridtijof Gilck/LfU)

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