Rosenheim / Landkreis – Maria Lichtmess war immer schon ein wichtiger Tag im Bauernjahr. In früheren Zeiten wurden Dienstboten bezahlt und wechselten ihren Arbeitsplatz. Der Bayerische Bauernverband (BBV) nutzt diesen Tag traditionell für seinen Kreisbauerntag. Am heutigen Donnerstagvormittag war es wieder soweit. Die Auerbräu Festhalle war voll besetzt, die Stimmung gut – auch wenn sich die Landwirte in Stadt und Landkreis Rosenheim aktuell vielen Herausforderungen und Problemen stellen müssen.
Gut 400 Besucher aus Stadt und Landkreis Rosenheim kamen zum Kreisbauerntag. Fotos: Wunsam
Nicht nur Landwirte waren unter den rund 400 Besuchern. Auch viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft verfolgten die Ausführungen von Kreisobmann Josef Andres, Kreisbäuerin Katharina Kern und Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Ely Eibisch, der für seinen Vortrag in Rosenheim gut 300 Kilometer aus seiner Heimat Tirschenreuth angereist war.
Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März sprach in seiner Rede von „Respekt und Dankbarkeit“ gegenüber den Landwirten.
Lob für die heimischen Bauern gab es von Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. „Ich empfinde tiefsten Respekt für die bäuerlichen Leistungen und Dankbarkeit dafür, dass wir noch so viele bäuerliche Betriebe in der Region haben“ sagte er in seinem Grußwort und holte dann auch zu Kritik an der Bundesregierung aus. Ständig neue Vorschriften, Regelungen und Gängeleien würden den Bauern das Leben zunehmend schwer machen: „Dafür habe ich kein Verständnis“.
Rosenheims Kreisobmann Josef Andres sprach in seiner Rede die Probleme an, mit denen die Bauern in Stadt-und Landkreis derzeit zu kämpfen haben.
Kreisobmann Josef Andres sprach dann konkret die Probleme an, mit denen die Landwirte aktuell zu kämpfen haben. „Essen ist die neue Religion“, meinte er. Die „Missionierung“ werde dabei auch stark medial vorangetrieben und damit extremer Druck auf die Landwirte ausgeübt.
Die Folge, immer mehr werfen das Handtuch, auch in Stadt und Landkreis Rosenheim. „In Deutschland haben wir bereits weniger als 50.0000 Milchbetriebe“, so Andres. Umgekehrt ernähre ein Landwirt heutzutage viel mehr Menschen, als noch vor 50 Jahren: „Im Jahr 1970 ernährte ein Landwirt im Durchschnitt 27 Menschen. 2020 waren es schon 139, also fünf Mal so viel. Tendenz weiter steigend“, rechnete der Kreisobmann vor.
Die Liste der Probleme ist lang. Ganz oben für die Landwirte in Stadt und Landkreis Rosenheim steht nach Meinung von Andres der Brennernordzulauf. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass der Bayerische Bauernverband dazu nicht grundsätzlich „Nein“ sage. „Denn mit einem Nein ist man weg vom Verhandlungstisch“, so seine Begründung. Es sei wichtig, im Dialog zu bleiben.
Wolf bleibt weiter Thema
Ein weiteres Thema, dass derzeit viele Bauern bewegt, ist die Rückkehr der großen Beutegreifer, wie dem Wolf. Es sei an der Zeit, dieses Thema aus der Ecke der Romantik in die Realität zu holen.
Zum Abschluss seiner Rede kam Andres auf das Schachspiel zu sprechen. Wenn man es nicht schaffe die Bauern richtig zu positionieren, sei das Spiel von Anfang an verloren. So verhalte es sich auch in der Realität: „Bauern sind die Seele der Gesellschaft“.
Eine Herzensangelegenheit für Kreisbäuerin Katharina Kern ist gesundes Essen.
Kreisbäuerin Katharina Kern meinte: „Wir dürfen uns nicht immer nur die negativen Dinge um die Ohren hauen lassen“. Eine „Herzensangelegenheit“ für die Landfrauen sei das Thema „Gesunde Ernährung“ und dieses müsse in der Schule fest verankert werden. Darum habe man auch bei der Bayerischen Staatsregierung die Einführung des Schulfachs „Alltagskompetenzen“ eingefordert, das Wertschätzung und Wissen über die heimische Natur, Landwirtschaft, Klimaschutz und eben auch gesunde Ernährung vermitteln soll.
Ely Eibisch, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, ging seiner Rede auf erneuerbare Energien ein.
Hauptredner der Veranstaltung war Ely Eibisch, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Er sprach zum Thema „Aktuelle Aufgaben im Verband und erneuerbare Energien als Wertschöpfungspotential für Landwirtschaft und Gesellschaft“, ging dabei aber auch auf andere Themen ein, die ihn aktuell bewegen. Statt von Problemen wollte er aber lieber von Herausforderungen sprechen, die es zu bewältigen gäbe. Wichtig sei es, dabei die Gesellschaft mitzunehmen.
Gleich drei Jahrgänge wurden diesmal auf der Bühne ausgezeichnet.
Auf dem Programm des Rosenheimer Kreisbauerntag stand auch die Ehrung der jungen Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirte. Dabei wurden diesmal gleich drei Jahrgänge auf die Bühne geholt, weil dies aufgrund von Corona in den vergangenen Jahren nicht möglich war.
Der ehemalige Kreisobmann Josef Bodmaier aus Tuntenhausen wurde zum Ehrenobmann erklärt. Die Auszeichnung konnte er aber aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich entgegennehmen.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
Hier weitere Bilder der Veranstaltung:
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