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Exponate im Rampenlicht: Teil 4

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

6. Februar 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim – Im Städtischen Museum Rosenheim hat jedes der gut 4000 Museumsstücke seine Geschichte. Längst ist noch nicht alles erzählt. Die Serie „Exponate im Rampenlicht“ beleuchtet einzelne Ausstellungsstücke aus einem neuen Blickwinkel.

Bühne frei für den Babyflaschenwärmer!

Der Schauraum „Küche um 1800“ ist in doppelter Hinsicht museal. Dort zu sehen sind nicht nur Küchenutensilien längst vergangener Zeiten. „Wir sehen hier auch die romantische Sichtweise auf die Zeit um 1800. Diese Darstellung hat aber nichts mit der historischen Wirklichkeit zu tun“, erklärt Museumsleiter Walter Leicht.
Der Münchner Architekt Franz Zell hat diesen Schauraum gestaltet. Er richtete um 1900 eine Reihe von Museen ein. 1902 überließen dann viele Rosenheimer Bürgerfamilien nach einem Sammel-Aufruf ihren ausgedienten Hausrat dem damals noch jungen Museum.
Eine Vielzahl an alten Töpfen, Schüsseln, Kellen und anderen nützlichen Küchenutensilien kann in diesem Schauraum seitdem bewundert werden. Genau darin liegt aus historischer Sicht das Problem: „In der Realität gab es in einer Küche um 1800 nicht viel mehr als einen Topf und einen Schöpflöffel“. Walter Leicht findet es dennoch wichtig, dass dieser Raum genau so erhalten bleibt, wie er ist: „Er dokumentiert, wie Museen um 1900 gestaltet wurden. Auch das ist ein Stück Zeitgeschichte.“

Elterliche Fürsorge im
18.Jahrhundert

Im unteren Regal einer Seitenkommode steht ein Exponat, dass bei Besuchern eher selten Beachtung findet: ein antiker Babyflaschenwärmer samt Babyfläschchen. Zum Einsatz gekommen zwischen dem 17. Und 18. Jahrhundert, also zu einer Zeit, als der Umgang mit Kindern noch völlig anders war als zu heutiger Zeit. Die Kindersterblichkeit war zu dieser Zeit hierzulande enorm hoch, insbesondere im ersten Lebensjahr. Für die Eltern der damaligen Zeit war es traurige „Normalität, dass viele ihrer Babys nicht einmal das Kleinkindalter erreichten. Sie investierten deshalb in die Pflege und Zuneigung ihres Nachwuchses nicht die Energie, die bei Eltern in der heutigen Zeit Selbstverständlichkeit ist. „Man darf die Menschen damals aber nicht dafür verurteilen. Es war eine andere Zeit“, betont Walter Leicht.
Der historische Fläschchenwärmer aus Zinn, der mit heißem Wasser befüllt werden konnte, ist deshalb etwas Besonderes: „Dass es schon damals Eltern gab, die so fürsorglich waren, dass sie sogar die Nahrung ihres Babys für längere Zeit warm halten wollten, ist ungewöhnlich“, weiß der Rosenheimer Historiker.

Fläschchen aus Zinn
führte zu Vergiftung

Was die betreffenden Eltern aber zu dieser Zeit nicht wissen konnten: „das robuste Fläschchen samt Nuckel aus Zinn führte bei Säuglingen häufig zu schweren Vergiftungserscheinungen, weil die Milch das Metall angriff, welches sich dann in der Milch auflöste.
Von wem das außergewöhnliche Exponat stammt, kann Walter Leicht nicht sagen. Es stamm vom Altbestand aus dem Jahr 1895. Damals gab es im Museum noch keine Dokumentation über die Quellen.

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