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Frauentragen im Advent

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

1. Dezember 2021

Lesezeit: 2 Minute(n)

Samerberg / Landkreis Rosenheim – „Frauentragen“ ist noch kein sehr alter Brauch, aber ein sehr schöner. Ins Leben gerufen wurde vor gut 10 Jahren am Samerberg im Landkreis Rosenheim. Er soll dazu einladen, mit der gesamten Familie für einen Abend innezuhalten.

 

Bei einem Familientreffen mit Diakon Günter Schmitzberger haben Mütter bedauert, dass sie nicht einmal mehr im Advent Zeit finden, sich mit der Familie zusammenzusetzen und einen Abend gemeinsam zu verbringen. Da erinnerte sich der Diakon an seine eigene Kindheit. Jedes Jahr wurde im Advent in seinem Heimatdorf in Niederbayern ein Bildnis der „Bogenberger Mutter Gottes“ von Haus zu Haus weitergegeben. Die Legende berichtet, dass im zwölften Jahrhundert dort ein Bildnis der schwangeren Jungfrau an der Donau angeschwemmt wurde. Dieses Wallfahrtsbild ist – so wird berichtet – der Ursprung dieses Brauches.

Der Diakon erläuterte dazu: „Der biblische Advent steht im Zeichen des Aufbruches und des Unterwegsseins: Maria besucht ihre Base Elisabeth und später macht sie sich mit ihrem Bräutigam Josef auf den Weg nach Betlehem und suchen dort eine Herberge. Die Hirten sind auf den Feldern unterwegs und sind ergriffen von der Begegnung mit den Engeln und die Magier aus dem Morgenland haben sich auch schon auf den Weg gemacht.  Die Adventszeit heute ist auch geprägt vom Unterwegssein. Es ist aber ein anderes Unterwegssein. Umso wertvoller ist es, wenn man gezwungener Maßen innehalten muss.“

Für einen Abend alle
um einen Tisch

In der Praxis sieht das dann so aus: Die Familie sitzt für einen Abend um die geschmückte Figur der schwangeren Maria. Kinder und Eltern packen ihre Instrumente aus, Lieder werden gesungen, es wird gebetet und sogar Oma und Opa sitzen mit am Tisch und erzählen Geschichten aus ihrer Kindheit.
Am nächsten Tag wird dann die Statue mit einem Gebet an eine andere Familie weitergetragen, welche sich in eine Liste eingetragen hat. Dort bekommt sie wieder für einen Tag einen schön geschmückten Platz in der Wohnung. „Wir haben einmal die Statue an eine Nachbarin weitergegeben, mit der wir uns nicht so gut verstanden haben. Unser kleiner Martin kam auf diese Idee. Seit dieser Zeit treffen wir uns oft mit ihr und spielen zusammen Mensch ärgere dich nicht, erzählt eine Mutter“. Das ist eine von vielen kleinen Geschichten, welche ermuntern, diesen Brauch weiter zu pflegen. Sogar die örtliche Grundschule und die Samerberger Seniorenheime gewähren der Marienstatue im Advent „Gastfreundschaft“. Zu Beginn der Kindermette am Heiligen Abend wird die Figur wieder in die Kirche zurückgebracht. Dort wird sie in einer Schmuckkiste abgelegt, bis sie im nächsten Advent am Samerberg wieder von Haus zu Haus geleitet wird. Für den heurigen Advent sind noch ein paar Termine bzw. Tage und Abende frei, an denen sich Familien und Einrichtungen die schwangere Mutter Gottes ins Haus holen können.
Natürlich wird in diesem Jahr bei diesem Brauch auf die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen geachtet. Anmeldungen sind telefonisch beim Diakon Herrn Schmitzberger unter 0171-5703762 möglich. Das Pfarramt ist derzeit nur sporadisch besetzt.
(Quelle: Samerberger Nachrichten, Beitragsfoto: Rainer Nitzsche)

 

 

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