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Fröttmaninger Heide: Archäologen entdecken vergessene Mittelalterkirche

Ausgrabung Oberschleißheim: Skelett in einer Grabgrube. Foto: Archäologisches Büro Anzenberger & Leicht GbR

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

8. August 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Fröttmaninger Heide / München – Spannende Entdeckung in der Fröttmaninger Heide (München): Archäologen entdeckten bei Grabungsarbeiten eine bislang unbekannte mittelalterliche Siedlung samt Kirche und Gräber. 

Im Kies in Oberschließheim zeichnet sich der Grundriss einer Kirche ab. Fotos: Archäologisches Büro Anzenberger & Leicht GbR

Während der Bauarbeiten auf dem Gelände des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Oberschleißheim sind Archäologen auf die Überreste der bisher unbekannten mittelalterlichen Siedlung gestoßen. Die Entdeckung umfasst Hausgrundrisse, Öfen, Grubenhäuser und Erdkeller aus dem Zeitraum des 9. bis 13. Jahrhunderts nach Christus und wirft ein neues Licht auf die Siedlungsgeschichte des Münchner Umlands.

Möglicher Ortsname: Wagrain

Die archäologischen Ausgrabungen bieten seltene und umfassende Einblicke in die Entwicklung und Organisation hochmittelalterlicher Siedlungen in der Region. Besonders bemerkenswert: Erst fehlten eindeutige Hinweise auf die Siedlung und ihre Kirche. Nach Recherchen in historischen Karten und anderen schriftlichen Quellen könnte ein möglicher Ortsname gefunden sein: Wagrain.

Geheimnis einer Grabgrube muss noch gelüftet werden

Im Zentrum der Siedlung wurde der Grundriss einer Kirche mit eingezogener Apsis freigelegt. Rund um das Kirchengebäude entdeckten die
Archäologen etwa 20 Bestattungen. Unterhalb des einstigen Kirchenbodens fanden sich Hinweise auf eine weitere Grabgrube, deren Geheimnisse noch gelüftet werden müssen. „Die Beisetzung im Innenraum einer Kirche war im frühen Mittelalter selten und nur höhergestellten Personen vorbehalten“, sagt Dr. Jochen Haberstroh, stellvertretender Leiter der Abteilung Bodendenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). „Die Entdeckung dieser Siedlung hilft uns, die Geschichte der Region zur Zeit
der Stadtgründung Münchens besser zu verstehen“, so Dr. Haberstroh weiter. Frühmittelalterliche Siedlungsreste in der Münchner Schotterebene seien aufgrund verstärkter Bautätigkeiten in den letzten Jahren immer wieder gefunden worden, aber dieser Fund sei durch seine Vollständigkeit
besonders aufschlussreich.

Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten wird auf dem Gelände ein Neubau für die mehr als 200 Beschäftigten des BfS am Standort Neuherberg entstehen. Die Grundsteinlegung ist für November 2024 geplant. Bauherrin ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Die Grabungen und ihre spannenden Ergebnisse zeigen, dass der Standort im Norden von München auch früher schon attraktiv war – und dass es dazu noch viel zu erforschen gibt. Als künftige Nutzer freuen wir uns, dass der Neubau dazu beitragen konnte, dieses wichtige Stück Geschichte ans Tageslicht zu befördern“, sagt Inge Paulini, Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

Spuren im Kies zeigen, wo einst Häuser standen. Foto: Archäologisches Büro Anzenberger & Leicht GbR

Spuren im Kies zeigen, wo einst Häuser standen.

Warum die einstige Siedlung im Oberschleißheimer Ortsteil Neuherberg um das Jahr 1300 aufgegeben wurde, gilt es zu erforschen.  Wissenschaftler setzen nun naturwissenschaftliche Methoden bei der Analyse von Bodenproben und der Untersuchung der Bestattungen ein, um auch diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die Archäologen stehen erst am Anfang ihrer Arbeit, doch bereits jetzt ist klar: Dieser Fund wird das Verständnis der mittelalterlichen Geschichte im Münchner Umland nachhaltig prägen.
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Beitragsbild, Fotos: Copyright Archäologisches Büro Anzenberger & Leicht GbR)

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