Rosenheim – Am gestrigen Freitag fand der Europäische Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Vielerorts gab es Aktionen, auch in Rosenheim. Dort wurde nach englischem Vorbild zum „Speakers Corner“ in den Salingarten eingeladen.
Christine Mayer, Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim und Hans Loy, Vorstand des Arbeitskreis Inklusion beim „Speakers Corner“ im Rosenheimer Salingarten. Fotos: Karin Wunsam
Das diesjährige Motto lautete „Zukunft barrierefrei gestalten“. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christine Mayer, der Behindertenbeauftragten der Stadt Rosenheim, sowie Christiane Grotz und Irene Oberst, den beiden Behindertenbeauftragten des Landkreises in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Inklusion mit Vorstand Hans Loy.
Jedes Jahr lassen sie sich anlässlich des Protesttags eine neue Aktion einfallen. Im vergangenen Jahr wurde auf dem Ludwigsplatz der rote Teppich für Menschen mit Behinderung ausgerollt. Diesmal wurde im Salingarten ein sogenannter „Speakers Corner“ eingerichtet. Das Original findet man im Hyde Park in London. Dort darf jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten und auf diesem Weg die Vorbeigehenden um sich sammeln.
Zu dem „Speakers Corner“ in Rosenheim kamen rund 100 Teilnehmer, darunter viele Menschen mit Handicap. Spontan blieben auch einige Passanten stehen. Speziell eingeladen wurden zu der Veranstaltung die Landtags- und Bezirkstagskandidaten aus Stadt und Landkreis jeder politischen Gruppierung. Sie alle durften innerhalb von 3 Minuten Stellung beziehen zu Fragen und Forderungen, die der Arbeitskreis Inklusion vorab formuliert hat.
„Keine Alternativen zu Förderschulen“
Wichtige Punkte waren dabei die Inklusion an bayerischen Schulen und der inklusive Arbeitsmarkt. Denn damit schaut es laut Christine Mayer nach wie vor alles andere als gut aus. „Menschen mit Behinderung haben nach wie vor keine echte Wahlmöglichkeit für ein selbstbestimmtes Leben“, sagte sie. Für Kinder mit Handicap gäbe es weiter keine Alternativen zu Förderschulen. „Es fehlt in den Regelschulen an inklusiven Konzepten“, bedauert die Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim. Nach der Schule sei es dann ebenso schwierig eine Stelle auf dem freien Arbeitsmarkt zu finden.
Es gibt also noch viel zu tun, das sieht auch Hans Loy, Vorstand des Arbeitskreis Inklusion, so. Die Liste mit Forderungen an die Politik, die er zum Aktionstag mitgebracht hat, ist lang. Neben Schule und Berufsleben geht es darin beispielsweise auch noch darum den ÖPNV barrierefrei zu machen und die Privatwirtschaft zur Barrierefreiheit zu verpflichten. Eines steht für Hans Loy und Christine Mayer nämlich fest: „Barrierefreiheit ist nicht nur die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes leben von Menschen mit Behinderung, sondern auch ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Gesamtgesellschaft. Denn eine Welt ohne Barriere ist für alle zugänglicher und lebenswerter.“
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Foto: Karin Wunsam)
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