Hilpoltstein / Berchtesgaden – Felsenschwalben, Alpendohlen und Ringdrosseln: Die Alpen beheimaten zahlreiche Vogelarten, die hauptsächlich oder sogar nur dort in Deutschland vorkommen. Die Bestandsentwicklung dieser Vögel lässt sich derzeit nicht verlässlich darstellen. Eine neue Initiative zum Alpenvogelmonitoring soll dies künftig ändern. Dessen Koordination übernimmt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Verbund mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Für das Projekt sucht der LBV ab sofort ehrenamtliche Ornithologinnen und Ornithologen, die sich im Monitoring engagieren.
„Bayern ist das einzige deutsche Bundesland mit Anteil an den Alpen und hat deswegen eine besondere Verantwortung für die dort lebenden Vogelarten, die immer stärker von der Klimakrise betroffen sind“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer anlässlich der Auftaktveranstaltung zum Programm.
Alpenvögel sind wahre Überlebenskünstler in einem kargen Lebensraum mit unbeständigen Bedingungen – auf den sich auch der Klimawandel immer stärker auswirkt. „Als Vogelart, die die Kälte liebt, lebt das Alpenschneehuhn oberhalb der Baumgrenze. Wenn es durch den Klimawandel immer wärmer wird, bleibt dem Vogel nur der Rückzug in höhere Lagen. Dort wird der Lebensraum allerdings immer knapper“, erklärt Simon Niederbacher, LBV-Projektkoordinator des Alpenvogelmonitorings. Schon heute wird die Zahl der Alpenschneehühner, die in den deutschen Alpen brüten, auf wenige hundert Paare geschätzt.
Ziel des nun neu eingerichteten Monitorings ist es, Bestandsdaten über die Brutvögel sowohl im Bergwald als auch an und oberhalb der Waldgrenze zu erhalten. „Wir wollen unsere heimischen Vogelarten besser schützen. Damit wir die passenden Schutzmaßnahmen ergreifen können, müssen wir bei den Alpenvögeln noch Wissenslücken schließen. Das Projekt, das vom Bundesamt für Naturschutz begleitet wird, soll dazu beitragen, eben diese Lücken zu schließen“, so Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz.
Bundesweit koordiniert der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. das ehrenamtliche Vogelmonitoring zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen und bilanziert regelmäßig die Veränderungen der Vogelwelt, darunter auch die der Alpenvögel. „Wir bieten verschiedene attraktive Möglichkeiten zur Beteiligung an der Vogelbeobachtung in den Alpen: Wer möchte, kann sich auf eine Gruppe, etwa die Spechte, konzentrieren oder alle beobachteten Vögel entlang einer vorgegebenen Wegstrecke erfassen – einfach digital per Smartphone. Dadurch verbessern wir die Datenlage zu den Vögeln – sowohl in den Alpen als auch bundesweit“, sagt DDA-Vorstandsvorsitzender Dr. Tobias Erik Reiners.
Ehrenamt in den Alpen: Vögel erfassen und Bergpanorama genießen
Der LBV sucht erfahrene Vogelbeobachter, die sich über mehrere Jahre an den Kartierungen beteiligen. „Die Vögel der Alpen zu erfassen, ist eine ganz besondere Herausforderung. Die rasch wechselnden Witterungsbedingungen und der steile Aufstieg verlangen den Kartiererinnen und Kartierern einiges ab. Dafür werden die körperlichen Anstrengungen aber mit spektakulären Naturerlebnissen belohnt“, erklärt LBV-Biologe Simon Niederbacher. Die Ehrenamtlichen müssen die Vögel optisch und akustisch sicher bestimmen können, benötigen eine gute körperliche Fitness sowie alpine Ausrüstung und ein Fernglas. Die Teilnahme am Alpenvogelmonitoring lässt sich gut mit einem Kurzurlaub in den Bergen kombinieren, denn das neue Monitoring Hochgebirgsvögel sieht nur eine jährliche Kartierung oberhalb der Waldgrenze vor. Das Specht-Monitoring erfordert zwei Begehungen pro Jahr während beim Monitoring häufiger Brutvögel in der Bergwaldstufe drei Begehungen durchzuführen sind.
Weitere Infos zum Alpenvogelmonitoring finden sich unter www.lbv.de/monitoring-hochgebirgsvoegel sowie unter www.dda web.de/monitoring/alpenvogelmonitoring/programm.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)


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