Freising / Bayern – Aktuell besteht in Bayerns Wäldern, nach Auskunft der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) akute Waldbrandgefahr. Für weite Teile des Landes ist vom Deutschen Wetterdienst die zweithöchste, vereinzelt auch die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe ausgerufen worden. In den letzten Wochen trockneten die Streuauflage und die oberste Bodenschicht stark aus, daher gelte es jetzt, im Wald besonders aufmerksam und vorsichtig zu sein.
Doch auch der Blick auf das rückliegende und zukünftige Waldbrandgeschehen in Bayern bringt wichtige Erkenntnisse. Deshalb untersucht die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in einem bundesweiten Forschungsvorhaben das Waldbrand-Risiko, auch unter klimatischen Veränderungen und hat dazu bereits erste Zahlen und Fakten gesammelt.
Mensch ist zu 90 Prozent Auslöser für einen Waldbrand
Welches Ausmaß Waldbrände im schlimmsten Fall annehmen können, zeigen die jüngsten Bilder in den Medien, zuletzt vom ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog im südlichen Brandenburg. Auch in Bayern gilt aktuell allerhöchste Vorsicht, denn durch die Trockenheit genügt eine weggeworfene Zigarettenkippe, ein Grillfeuer oder ein auf trockenem Gras im Wald geparktes Auto mit heißem Katalysator, um ein Feuer zu entfachen. Zu über 90 Prozent sei der Mensch Auslöser für einen Waldbrand.
„Im Klimawandel werden heiße und trockene Tage häufiger und das Waldbrandrisiko nimmt zu. So hat die Zahl der Tage mit den beiden höchsten Waldbrandwarnstufen im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961-1990 in Bayern bereits von 27 auf 38 Tage zugenommen“, so die LWF. Nach den einschlägigen Klimaszenarien werde sich dieser Trend auch in Zukunft weiter fortsetzen.
Ob wir es im Wald in Bayern künftig auch mit Bedingungen wie in Kanada, Spanien, Portugal oder Griechenland zu tun bekommen, erforscht die LWF in einem bundesweiten Forschungsvorhaben (Waldklimafondsprojekt MultiRiskSuit) und Waldbrandnetzwerk. „Eines kann man zum Glück bereits heute festhalten:“, so Dr. Lothar Zimmermann von der Abteilung Boden und Klima der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), „In Bayern wirken eine ganze Reihe an Faktoren der Entstehung von Großbränden im Wald entgegen.“ So zeigt die Waldbrandstatistik seit 1991 für die Anzahl der Brände sowie die betroffene Fläche in Bayern einen abnehmenden Trend, lässt man den Bundesforst mit seinen großen militärischen und regelmäßig von Bränden betroffenen Übungsplätzen außen vor (2 % der Waldfläche in Bayern).„Im Gegensatz zu Kanada verfügen wir über andere Waldstrukturen und sind ein dicht besiedeltes Land, bei dem regelmäßig eine rasche Alarmierung der Feuerwehren erfolgt“, berichtet Lothar Zimmermann, „bei hoher Waldbrandgefahr wird zudem eine Luftbeobachtung durch die Bayerische Luftrettungsstaffel angeordnet“. Ferner sorgen in Bayern rund 330.000 Feuerwehrleute in 7.521 Feuerwehren für eine schnelle Bekämpfung entstehender Brände, so dass sie erst gar nicht groß werden können. Hierbei zeigt sich bei der Waldbrandbekämpfung auch der Vorteil einer guten Erschließung des Waldes durch Forstwege.
Der größte Waldbrand 2022 betrug 2 Hektar
So kam es zum Beispiel im heiß-trockenen Extremsommer 2022 in Bayern zwar zu einer ganzen Reihe an Waldbränden, diese hatten aber insgesamt nur einen geringen Flächenumfang. Der größte Waldbrand betrug ganze 2 Hektar (etwas mehr als 2 Fußballfelder). Auch der Waldumbau zu laubholzreicheren Wäldern wirkt dem steigenden Waldbrandrisiko entgegen, so die Experten der LWF.
Die Ausnahme bilden regelmäßig die von verschiedenen Nationen genutzten militärischen Übungsplätze im Freistaat. Durch den Übungs- und Schießbetrieb kommt es auf diesen Flächen regelmäßig zu Bränden. Außerhalb der Truppenübungsplätz sind größere Waldbrände (>10 ha) in Bayern vergleichsweise selten (3 seit 2005). Sie entstehen in der Regel nur dann, wenn der Brand für die Feuerwehr schlecht zugänglich ist und durch die Geländesituation noch verstärkt wird (thermische Aufwinde), wie zum Beispiel im steilen Gelände in den Alpen.
Zuletzt kam es so 2007 am Antoniberg bei Bad Reichenhall (30 ha), Silvester 2016 am Jochberg am Walchensee (30 ha) oder im Frühjahr 2022 auf der Tiroler Seite bei Hohenschwangau (rund 35 ha) zu größeren Bränden im alpinen Gelände. In Bayern ist man in schwierigem Gelände wie in den Alpen inzwischen mit Spezialgerät ausgestattet und für eine Löschung aus der Luft mit Hubschraubern vorbereitet.
„Kein Grund zur Panik“
Also auch bei hoher Waldbrandgefahr und drastischen Bildern aus anderen Regionen Deutschlands und der Welt kein Grund zur Panik, so die LWF. Aber eben Grund zur besonderen Vorsicht im Wald und zur erhöhten Wachsamkeit, um entstehende Brände im Wald schnell über die 112 zu melden. Außerdem beachten: Nach dem Bayerischen Waldgesetz dürfen Waldbesucher im Wald in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober nicht rauchen und nicht ohne Genehmigung Feuer machen, d. h. auch nicht grillen!
(Quelle: Pressemitteilung Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft / Beitragsbild. Copyright M. Jantsch, LWF)
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