München – Die Stimmung in der südostoberbayerischen Wirtschaft hat ihre Talfahrt beendet und sich im Frühjahr etwas stabilisiert. Der regionale IHK-Konjunkturindex klettert von 90 Punkten zum Jahresbeginn auf nun 108 Punkte, liegt aber weiterhin unter dem langjährigen Mittel von 115 Punkten. Strukturelle Standortnachteile wie nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, fehlende Arbeitskräfte und ausufernde Bürokratie belasten die Unternehmen nach wie vor, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt.
Bei der Geschäftslage bleibt das Vorkrisenniveau trotz Verbesserungen weit entfernt: 32 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage aktuell als gut, 18 Prozent sind unzufrieden. Vor Beginn der Coronapandemie zum Jahresbeginn 2020 hatten noch 44 Prozent ihre Lage als gut und nur neun Prozent als schlecht bewertet. Mit großem Abstand sehen die Unternehmen in Südostoberbayern die staatliche Bürokratie als größte Belastung: 85 Prozent der Betriebe beklagen die Bürokratieflut, die erstmals bei der IHK-Konjunkturumfrage als Antwortmöglichkeit zur Verfügung stand. Es folgen die anhaltenden Preissteigerungen bei Energie (66 Prozent), die fehlende Nachfrage (60 Prozent) sowie die Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren (58 Prozent) und der Personalmangel (58 Prozent).
Für die Stimmungsverbesserung sind, laut IHK, maßgeblich die Geschäftserwartungen verantwortlich: Der Anteil optimistischer Unternehmen nimmt zwar nur leicht zu und liegt jetzt bei 19 Prozent (Jahresbeginn: 13 Prozent), aber deutlich weniger Betriebe gehen von einer Verschlechterung aus. Waren es zu Jahresbeginn noch 40 Prozent sind es jetzt nur noch 16 Prozent. Die große Mehrheit (65 Prozent) rechnet mit gleichbleibenden Geschäften. Die südostoberbayerische Wirtschaft sieht für die kommenden Monate fünf Hauptrisiken: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben in der Region mit 68 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Im Arbeitskräftemangel sehen mit 61 Prozent noch immer viele Unternehmen ein zentrales Risiko, aber auch die Inlandsnachfrage (59 Prozent), die Arbeitskosten (57 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (56 Prozent) bereiten der Wirtschaft Sorgen.
Die Investitionsabsichten steigen im Vergleich zum Jahresbeginn von niedrigem Niveau ausgehend etwas an, ein Investitionsschub ist aber in der Region nicht in Sicht. Ein Viertel der Betriebe möchte Investitionen ausweiten, nahezu gleich viele Unternehmen möchten Investitionen zurückfahren. 19 Prozent beabsichtigen keine Investitionen zu tätigen. Auch die Beschäftigungspläne legen im Vergleich zum Jahresbeginn etwas zu, am Arbeitsmarkt stehen die Zeichen trotz der Sommersaison aber nicht auf Stellenaufbau: 14 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, 16 Prozent wollen Stellen streichen.
Bensegger: Mehr Arbeitsanreize und mehr Produktivität schaffen Wachstum
„Es gibt eine gute Nachricht: Die bisherige Talfahrt der Wirtschaft ist gestoppt. Die schlechte Nachricht ist aber: Es fehlen der Aufwind und das Wachstum”, kommentiert Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, die Ergebnisse der Konjunkturumfrage. “Wir müssen alles dafür tun, dass unsere Unternehmen mehr Rückenwind bekommen und wir spürbar wieder mehr Tempo in die heimische Wirtschaft bringen.” Bensegger appelliert an die< Politik, mehr Arbeitsanreize und mehr Produktivität zu ermöglichen. „Aufschwung und Wachstum gibt es nur mit deutlichen Abstrichen bei der Bürokratie, das heißt konkret: Es braucht ein Stopp an neuen Auflagen und Berichtspflichten, damit sich die Betriebe wieder mehr auf Innovationen und ihr Kerngeschäft konzentrieren können, anstatt sich tagtäglich mit neuen Auflagen zu beschäftigen. Außerdem brauchen wir wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern sowie eine Steuerpolitik, die private Investitionen ankurbelt und damit Innovationen und Unternehmertum stärkt. Zudem braucht es mehr Anreize, die persönliche Arbeitszeit auszuweiten. Mit all diesen Maßnahmen schaffen wir mehr Produktivität und damit Wachstum.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte April zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.
(Quelle: Pressemitteilung IHK für München und Oberbayern / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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