Rosenheim – „Ich fühle mich fremd, wenn ich mich einsam fühle, obwohl um mich herum so viele Menschen sind.“ Das ist eine der vielen Rückmeldungen bei der interaktiven Installation zum Weltflüchtlingstag in der Rosenheimer Stadtkirche St. Nikolaus. Konzipiert und durchgeführt wurde die Ausstellung von einer jungen Studentin, die ihr Praxissemester in der Stadtkirche Rosenheim und im Fachdienst Asyl & Migration der Caritas absolviert hat.
Motto waren die Worte Jesu: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35). Besucher waren in den vergangenen vier Wochen eingeladen, auf Pinnwänden zu notieren, wann oder wo sie sich fremd fühlen. So ergaben sich „Schreib-Gespräche“
„Besonders bewegt hat mich, wenn Personen notiert haben, dass sie sich ‘mit Fake-Friends‘, ‘in der Schule‘ oder ‘daheim‘ fremd fühlen“, sagt die Projektverantwortliche Isabell Asam, Studentin der Angewandten Theologie und Sozialen Arbeit. „Das zeigt, dass Orte und Menschen, die eigentlich ein Wohlgefühl erzeugen, es eben nicht immer sind“.
Die junge Studentin hat in den vergangenen Monaten ihr Praxissemester in der Stadtkirche Rosenheim und im Fachdienst Asyl & Migration der Caritas absolviert. Die Aktion in St. Nikolaus war zusammen mit einer Wortgottesfeier zum Weltflüchtlingstag ihr Projekt im Rahmen des Praktikums. „Ziel war es, dafür zu sensibilisieren, dass wir alle das Gefühl von Fremdheit, Ausgeschlossenheit kennen. Und weil wir es eben kennen, sind wir dazu aufgerufen, andere Personen mit Offenheit, Verständnis und Mitgefühl zu begegnen“, so Asam. Antworten auf die Frage „Wann fühlst Du dich aufgenommen?“ waren sehr verschieden: Ungewöhnliche Aussagen wie „auf dem Rücken von Manni (Pferd)“ oder „auf einem Rave“ fanden genauso Platz wie bewegende: „in einer Umarmung von Gott“, „wenn mich jemand anruft, ohne etwas von mir zu wollen“ oder „mit deutschem Pass“.
„Das ist das Besondere an einem schriftlichen Austausch – alles hat seinen Platz.“ Dazu gehören auch kontroverse Aussagen: „Wenn die Kirche jetzt auch anfängt zu gendern! Da fühle ich mich sehr befremdet!“. Asam sagt dazu: „Ich habe bewusst diese Methode ausgewählt, bei der jede Aussage sein darf. Das heißt auch: Meinungsverschiedenheiten aushalten und akzeptieren. Ich denke, dass es gerade jetzt in einer Zeit der gesellschaftlichen Spaltung wichtig ist, verschiedene Wahrnehmungen und Emotionen zuzulassen.“
((Quelle: Pressemitteilung Caritas Rosenheim / Beitragsbild: Copyright Isabell Asam)


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