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Ist „Floriansprinzip“ ein verstaubtes Auslaufmodell?

Hubert Hobmaier in Feuerwehruniform vor Feuerwehrauto

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

4. Mai 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Traunstein / Bayern – Zum heutigen internationalen Tag der Feuerwehrleute ein Gast-Kommentar von Hubert Hobmaier vom Kreisfeuerwehrverband Traunstein. 

Holzfigur vom Heiligen Florian vor roter Wand

Gedanken zum Florianstag 2022

Der Heilige Florian ist insbesondere im bayerischen und österreichischen Raum untrennbar mit den Feuerwehrleuten verbunden und gilt seit dem 16. Jahrhundert als Schutzpatron der Feuerwehren und gegen Wassergefahr. Abgebildet mit einem Wasserkübel löscht er ein brennendes Haus und ziert in unseren Breitengraden unzählige Kirchen und Hausfassaden. Kein Funkspruch der Feuerwehrleute kommt ohne den Heiligen aus und beginnt stets mit „Florian kommen“. Als einer der 14 Nothelfer wird er „angerufen“, wenn eine Feuersbrunst abgewendet werden soll oder eine andere Gefahr für Hab und Gut droht.
„Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ – und dies ohne Wenn und Aber oder mit „was springt da für mich raus“? Ein angestaubtes Bild, dass so gar nicht in unsere moderne und technisierte Welt passt! Hat die uneigennützige Hilfe für unsere Mitmenschen in unserer schnelllebigen Zeit überhaupt noch Platz und eine Daseinsberechtigung oder ist diese tief verwurzelte Überzeugung ein „verstaubtes Auslaufmodell vergangener Tage?“ Ist es aus der Mode gekommen, einfach da zu sein, wenn jemand Hilfe braucht?
„Mein Auto, mein Haus, mein Boot“, an erster Stelle stehe Ich! Das Streben nach Erfolg, finanzieller Unabhängigkeit und Reichtum ist unzertrennlich mit Wettbewerb und einer „Ellenbogengesellschaft“ verbunden, bei dem sich der Starke durchsetzt und Schwächere auf der Strecke bleiben. Vieles mag dem Wirtschaftssystem geschuldet sein – unsere Erfolgsgesellschaft fördert ja geradezu den Wettbewerb untereinander. Ein Wettbewerb bei dem es auch Verlierer gibt!
Gerade in den letzten Wochen, in denen mitten in Europa ein schrecklicher Krieg wütet, bekommen wir ohne eine „rosa Brille“ die nackten Tatsachen präsentiert, welche Folgen Macht, Gier und das Streben nach Einfluss haben können und wie schnell vormals wichtige Dinge in den Hintergrund rücken. Tausende Ukrainer auf der Flucht, menschliches Leid bestimmt das tägliche Nachrichtengeschehen, zerbombte Städte, Tod. Vielen von uns wird in diesen Tagen bewusst, wie wertvoll Frieden sein kann und wie wertvoll eine menschliche Unterstützung in schweren Stunden ist.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt derzeit durchs Land. Viele Menschen öffnen für Geflüchtete ihre Häuser oder unterstützen mit Sachgütern oder Geldspenden. Es ist ein Zeichen gelebter Nächstenliebe, sich für die Menschen in und aus der Ukraine einzusetzen. Spricht man mit Menschen, die sich derzeit engagieren, so beschreiben sie ihr uneigennütziges Engagement häufig mit einer inneren Zufriedenheit, ein gutes Gefühl jemanden in einer Notlage geholfen zu haben, ja gerade in diesen Stunden „einfach zu helfen“ – ohne dabei an die eigenen Vorteile zu denken!

Gerade im Ehrenamt häufig
mit einem „guten Gefühl“ konfrontiert

Spannt man den Bogen weiter, so stellt man schnell fest, dass man gerade im Ehrenamt häufig mit einem „guten Gefühl“ konfrontiert ist, egal ob es sich um ein kulturelles, sportliches, soziales oder natur- bzw. tierschützendes Hobby handelt, Menschen mit einer sinnvollen Beschäftigung sind glücklicher – was unzählige Studien bereits vielfach wissenschaftlich belegt haben. Und das Schöne daran, ein glückliches Leben und Zufriedenheit im Herzen kann man immer noch nicht für Geld kaufen.
Was ist aber nun mit dem „angestaubten Bild des Heiligen Florian“ und der Unterstützung bei Feuersbrunst? Wenn es auch in unserer modernen Welt für viele Menschen schwer geworden ist, einem Ehrenamt nachzugehen, so fördert der Weg in die örtliche Feuerwehr sicherlich einige wichtige persönliche Eigenschaften wie Teamarbeit, Einsatzbereitschaft und Uneigennützigkeit. „Ellenbogeneinsatz“, Wettbewerb sowie das Streben nach Macht und Reichtum zählen auch heute nicht zu den Werten der Florianjünger. Was früher insbesondere aus Glaubensgründen wichtig war und meiner Meinung nach gerade in dieser krisengeplagten Zeit für den persönlichen Frieden noch immer seine Berechtigung hat, ist der Leitspruch der Feuerwehrleute „Gott (dem Heiligen Florian) zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“.
In diesem Sinne, einen schönen „Florianstag 2022“
(Quelle: Text / Hubert Hobmaier / Beitragsbild, Foto: Wolfgang Gasser)

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