Rosenheim / Bayern / Deutschland – Katzen sind sensible Tiere, die starke emotionale Zustände durchleben können, auch wenn sie das gerne verstecken. Dazu gehört auch die Fähigkeit zu trauern. Aber trauern Katzen nur um ihre Artgenossen oder auch um ihre Menschen oder andere Heimtiere im Haushalt? Und wie können ihre Halter die Trauerphase erkennen?
Nach einer aktuellen, in einem wissenschaftlichen Fachmagazin veröffentlichten US-Studie zu der Frage, ob Katzen auf den Verlust anderer Heimtiere im Haushalt reagieren können, kann das mit „Ja!“ beantwortet werden. Und das ganz unabhängig davon, ob es sich um eine weitere Katze oder einen Hund handelt. Je tiefer die Bindung der Katze zum verstorbenen Sozialpartner war, desto stärker zeigten sich in der Studie Verhaltensänderungen.
Wie zeigt sich die Trauer bei Katzen?
„Wenn eine Katze zu einem Lebewesen Vertrauen und Zuneigung aufgebaut hat, wird sie seinen Verlust betrauern, egal ob Mensch oder Tier“, weiß auch Birgit Rödder, Katzenverhaltensberaterin und -therapeutin sowie Dozentin für Katzenverhalten. „Die Trauer zeigt sich oft wie bei Menschen, also etwa in Lustlosigkeit und Inaktivität. Oft frisst die Katze dann weniger, putzt sich seltener, spielt kaum.“ Das eine klare Anzeichen gebe es allerdings nicht. So könne es bei der einen Katze sein, dass sie plötzlich mehr Aufmerksamkeit einfordert, während die andere sich lieber zurückzieht.
Das kann wenige Tage, aber auch ein Jahr dauern. „Einige Tage oder wenige Wochen Trauer sollte man jedem Hinterbliebenen einräumen, auch der Katze. In Extremfällen wie tagelanger Nahrungsverweigerung sollte man aber handeln und spätestens am zweiten Tag einen Tierarzt aufsuchen. Hält das Trauerverhalten lange an, ohne direkte gesundheitliche Konsequenzen zu befürchten, stehen Verhaltensberater mit Rat und Tat zur Seite“, so die Expertin.
Was können Halter tun?
Katzenhalter können ihren Tieren verschiedene Angebote machen, um den Verlust zu verarbeiten. So bieten die gewohnten Alltagsroutinen Sicherheit und Stabilität und geben der Katze Orientierung.
Oft hilft es zudem, wenn die Katze Abschied nehmen kann, also den Körper anschauen und beschnuppern darf. Wird ein Tier beim Tierarzt eingeschläfert, hat sie dazu keine Möglichkeit und bekommt es gar nicht mit. Dann kommt es immer wieder vor, dass Katzen die Wohnung nach ihrem vermissten Partner absuchen.
Größere Aufmerksamkeit, mehr Streicheleinheiten und Spielzeit spenden Trost. Das sollte aber von der Katze ausgehen und ihr nicht aufgezwungen werden, wenn sie eigentlich gerade Ruhe wünscht. „Ein mitleidiger Ton sollte dabei übrigens vermieden werden“, ergänzt Rödder, „weil Katzen diesen eher als bedrohlich wahrnehmen.“
Vielleicht kommt bald auch die Idee auf, ein neues Tier einziehen zu lassen. Das kann funktionieren, bedeutet aber immer auch einen gewissen Stress. Entsprechend sollte man damit warten, bis die akute Trauerphase vorüber ist.
Gegenseitig Trost spenden
Die gemeinsame Zeit hilft letztlich auch dabei, selbst besser mit der Trauer umzugehen, indem sich Tier und Halter gegenseitig Trost spenden. Da die Samtpfoten sehr sensibel auf menschliche Emotionen reagieren können, kann es sogar sein, dass sie ihren Halter spiegeln und deswegen anderes Verhalten zeigen. „Bei einigen Primaten und Vögeln konnten ursächlich dafür sogenannte Spiegelneuronen nachgewiesen werden – bei Katzen werden diese bislang aber nur vermutet und der Nachweis steht noch aus“, so Rödder. Mit ausreichend Zeit lernen Mensch und Katze mit der neuen Situation umzugehen und finden nach und nach wieder zurück zum gewohnten Verhalten.
(Quelle: Pressemitteilung Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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