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Kiesbrüter im Anflug

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

9. April 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Hilpoltstein / Bayern – In den Osterferien zieht es wieder viele Menschen in den Süden Bayerns, um die Natur zu erleben. Besonders an den bayerischen Flüssen und Seen im Voralpenland steigt so allerdings der Besucherdruck. Das führt zu Störungen von gefährdete Vogelarten wie Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, die auf den Kiesbänken und Inseln mit ihrer Brut beginnen. „Für bedrohte Kiesbrüter stellen zu viele Bootsfahrer, Badegäste und Freizeitsuchende aber auch Spaziergänger mit Hunden ständige Störungen dar, die den Bruterfolg drastisch gefährden“, sagt LBV-Alpenreferent Michael Schödl. 

Flussuferläufer und Flussregenpfeifer kehren aus ihren Winterquartieren in Afrika zurück und suchen nun nach Brutplätzen an Flussufern mit Kiesbänken. Doch intakte, unverbaute Flussabschnitte, an denen Kiesbrüter ihre Jungen ungestört erbrüten und großziehen können, werden immer seltener. „Siedlungsentwicklung, Landgewinnung und Energienutzung haben die bayerischen Flüsse in den letzten 150 Jahren stark verändert. So ist der Flussuferläufer in Bayern mittlerweile vom Aussterben bedroht. Er ist deswegen eine vorrangige Art für ein Artenhilfsprogramm in Bayern“, sagt Michael Schödl. Der Flussregenpfeifer erreicht in der alpinen Region ebenfalls den Status „vom Aussterben bedroht“.

Erhöhter Freizeitdruck
gefährdet seltene Kiesbrüter

Der erhöhte Freizeitdruck auf die Natur ist eine weitere Gefährdung für die seltenen Kiesbrüter. Doch jede und jeder Einzelne kann die Schönheit der Flüsse erleben, ohne die Vögel zu stören. „Es sollte selbstverständlich sein, auf den ausgezeichneten Wegen zu bleiben, Beschilderungen und Infotafeln zu beachten und Sperrungen von sensiblen Flächen zu beherzigen. Denn je besser das Miteinander von Mensch und Natur durch Verständnis und Rücksichtnahme von allein funktioniert, desto weniger Sperrungen braucht es“, so der LBV-Alpenreferent.
Freilaufende Hunde stellen eine weitere Gefahr für Vögel an Flüssen, aber auch auf Wiesen und Feldern dar. Die Störung durch den Vierbeiner kann sogar zur Aufgabe der Brut führen. „Auch wenn es in Bayern keine generelle Leinenpflicht gibt, sollten Hunde in der Nähe von Brutgebieten an der Leine geführt werden. So dürfen landwirtschaftlich genutzte Flächen und Niedermoore zwischen April und Oktober nicht betreten werden“, sagt Michael Schödl. Hunde anleinen, auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und sich ruhig verhalten: mit diesen einfachen Regeln kann man Flussuferläufer und Co. eine ungestörte Brut ermöglichen, ohne selbst auf Erholung und Naturerlebnis verzichten zu müssen. „Wir stellen auch fest, dass es in vielen Gebieten schon deutlich besser geworden ist. Etwas mehr als die Hälfte der Hunde sind an der Leine und die Hundekot-Mülleimer stehen an vielen Orten“, berichtet Schödl.

Bestand der Flussuferläufer
in Bayern weiter im Sinkflug

Der Bestand des Flussuferläufers in Bayern betrug 2021 knapp 100 Brutpaare, ein Rückgang von einem Drittel im Vergleich zur letzten Kompletterfassung im Jahr 2012. Höchstens 70 Paare des Flussregenpfeifers brüten noch in aktiv durch Flussdynamik umgelagerten Abschnitten. Dort wird Flussmaterial verlagert, so dass immer wieder neue Besiedelungsflächen für viele Tier- und Pflanzenarten entstehen. Geeignete Schutzmaßnahmen sollen die Brutplätze beider Arten sichern und die Erholungsnutzung so regeln, dass die Vögel eine Chance auf Bruterfolg haben. Ein Artenhilfsprogramm in Zusammenarbeit von Landesamt für Umwelt/ Vogelschutzwarte Garmisch-Partenkirchen (LfU) und LBV soll dies leisten.
(Quelle: Pressemitteilung LBV Bayern / Beitragsbild: Symbolfoto: re – zeigt Flussregenpfeifer)

Hier noch ein Video zum Leben des Flussregenpfeifer: 

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