Hilpoltstein / Bayern – Noch einschließlich diesem Sonntag, 12. Januar sind die Gärten, Parks und Balkone in Bayern wieder Bühne für das faszinierende Schauspiel der heimischen Vogelwelt: Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und sein bundesweiter Partner NABU veranstaltet zum 20. Mal die „Stunde der Wintervögel“.
„Die Aktion ist eine Einladung an alle Bürger, die winterliche Natur vor der eigenen Haustür und vor allem ihre gefiederten Bewohner einmal ganz bewusst zu erleben“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Jede Meldung hilft uns, wichtige Daten über einzelne Arten zu sammeln und damit unser Wissen über die bayerische Vogelwelt und mögliche Veränderungen zu erweitern.“ Besonders spannend ist es für den LBV heuer, ob auch der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, beobachten werden kann. Der flinke Gartenvogel verbringt die kühleren Monate traditionell in südlicheren Gefilden, bleibt aber aufgrund der milder werdenden Winter immer öfter im Freistaat. Ihre Beobachtungen können Teilnehmende hier melden: www.stunde-der-wintervoegel.de.
Zilpzalp, Star und Hausrotschwanz bleiben immer häufiger in Bayern
Die bayerischen Winter werden im Durchschnitt milder. Die Daten der Aktion aus den vergangenen Jahren zeigen, dass Kurzstreckenzieher den Winter aus diesem Grund immer häufiger im bayerischen Brutgebiet verbringen. Zu ihnen gehört neben Zilpzalp oder Star auch der Hausrotschwanz, der diesen Monat sein Amt zum Vogel des Jahres antritt. „Zu erkennen ist der Hausrotschwanz an seinem namensgebenden rostroten Schwanz, das restliche Gefieder ist eher dunkel“, sagt Angelika Nelson. Der flinke Vogel fühlt sich in naturnahen Gärten wohl, wo er auch in der kalten Jahreszeit, solange kein Schnee liegt, noch überwinternde Insektenlarven oder Beeren finden kann. Er kommt außerdem gerne an die Futterstelle und schnappt sich dort getrocknete Mehlwürmer. Auch Weichfutter für Insektenfresser oder Fettfutter mit Mehlwürmern oder Beerenzusatz mag er. „Wer großes Glück hat, kann diesen besonderen Gast am Zählwochenende entdecken. Trotz der Veränderungen im Zugverhalten des Hausrotschwanzes wird diese Beobachtung allerdings nur einer kleinen Zahl der Teilnehmenden vorbehalten bleiben. Wir bitten deswegen alle genau hinzuschauen, ob es sich bei dem beobachteten Vogel tatsächlich um den Vogel des Jahres handelt“, bittet die LBV-Biologin.
Auch bei anderen Arten lohnt sich genaues Beobachten – so zum Beispiel bei Spechten. „Der mit Abstand häufigste Besucher am Futterhaus aus dieser Familie ist der Buntspecht. Die im Vergleich zu Singvögeln großen, schwarz-weiß-roten Tiere picken gerne an energiereichem Fettfutter oder schnappen sich Erdnüsse und Sonnenblumenkerne aus der Futtersäule“, weiß Angelika Nelson. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem gelegentlich in Gärten anzutreffenden Mittelspecht. Auch dieser ist schwarz-weiß mit roten Akzenten. Beim Buntspecht hat allerdings nur das Männchen einen roten Nackenfleck, während beim Mittelspecht beide Geschlechter eine auffallend rote Kopfplatte tragen. Der Mittelspecht ist außerdem kleiner als der Buntspecht und nur etwa so groß wie ein Star. Eindeutig von diesen schwarz-weißen Spechten zu unterscheiden ist der Grünspecht. Auch er wird im Rahmen der Zählaktion immer wieder gemeldet. „Wegen seiner Größe und seiner leuchtend gelbgrünen Färbung gilt der Grünspecht bei vielen Menschen zunächst als Exot. Gerade im grauen Winter ist er ein echter Hingucker“, schwärmt die Ornithologin. Wenn im Winter die natürlichen Nahrungsquellen knapp werden, suchen manche Spechte in Parks und Gärten nach Futter. In den Siedlungen profitieren sie von großen, alten Bäumen
Zeigen sich nordische Gäste in den Siedlungen des Freistaats?
Spannend bleibt auch in diesem Jahr, ob sich am Zählwochenende nordische Gäste in den Siedlungen des Freistaats zeigen. „In manchen Jahren ziehen Arten wir Erlenzeisig oder Bergfink in großen Trupps nach Bayern. Schnee und Frost im hohen Norden bringen diese Wintergäste zu uns, weil sie hier leichter Nahrung finden“, erläutert Angelika Nelson.
Mitmachen und die eigene Beobachtung melden: So geht’s
Wer bei der „Stunde der Wintervögel“ mitmachen will, braucht nicht viel: Es genügen eine Stunde Zeit und ein ruhiges Plätzchen, von dem die Vögel im Garten, auf dem Balkon oder im Park beobachtet werden können. Gemeldet wird immer die höchste Anzahl einer Art, die innerhalb der Zählstunde beobachtet wurde. Wichtig: Auch wer keine oder nur wenige Vögel zählt, kann seine Beobachtung melden und liefert damit wichtige Daten. Die Beobachtungen vom Zählwochenende melden Teilnehmende am einfachsten online unter www.stunde-der-wintervoegel.de. Dort sind fortlaufend aktualisierte Zwischenstände einsehbar, die nach Landkreisen und Regierungsbezirken gefiltert werden können. Meldungen per Post sind ebenfalls möglich. Meldeschluss ist der 20. Januar. Unter allen Teilnehmenden verlost der LBV attraktive Preise.
„Schulstunde der Wintervögel“
Vom 13. bis 17. Januar 2025 sind alle Lehrkräfte eingeladen, im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern die heimischen Wintervögel spielerisch kennenzulernen und eine Stunde lang auf dem Pausenhof, im Park oder im Schulgarten zu zählen. Materialien zum Mitmachen sowie Spiele zu den häufigsten Wintervögeln für Schulkinder gibt es unter www.naturschwaermer.lbv.de/sdw.
(Quelle: Pressemitteilung LBV / Beitragsbild: Symbolfoto re)


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