Grabenstätt / Landkreis Traunstein – Es brennt und die Einsatzkräfte wissen nicht wo! Ein Szenario, dass man sich in den Reihen der Feuerwehr ungern vorstellen möchte. Bei Großbränden ist dies im Normalfall kein Problem, Rauch und Flammen sind für die anrückenden Einsatzkräfte meist weithin sichtbar. Vor allem bei größeren Objekten wie Industriebauten oder Gewerbehallen, Hotels oder Krankenhäusern sieht es oft anders aus. Hier sind die Feuerquellen meist nicht so leicht auszumachen, was die Ausbildungsverantwortlichen im Kreisfeuerwehrverband Traunstein vor einigen Jahren dazu veranlasst hat, verstärkt auf die Ausbildung für Brandmeldeanlagen (BMA) ein Augenmerk zu legen und die heimischen Einsatzkräfte der Feuerwehren im Landkreis Traunstein mit den „Tricks und Kniffen“ der Systeme vertraut zu machen.
„Die Notwendigkeit einer solchen Anlage sowie der Umfang ihrer Funktionalität, hängt von der Art und dem Nutzungszweck des Gebäudes ab“, erklärt Jürgen Richter, der sich für die BMA-Ausbildung im Kreisfeuerwehrverband verantwortlich zeigt und ergänzt, „in der Regel werden jedoch automatische Brandmeldeanlagen verbaut, die Ereignisse wie Feuer oder Rauch in allen Ecken des Gebäudes durch unterschiedliche Melder bereits in der Entstehungsphase eines Brandes detektieren können und an die zentrale Meldeanlage weiterleiten. Diese geben meist vollautomatisch die Brandmeldungen eines Objekts an die ständig besetzte Integrierte Leitstelle in Traunstein zur Alarmierung der örtlichen Feuerwehr weiter“.
Eine Brandmeldeanlage übernimmt viele Aufgaben
Sie können aber auch Sirenen innerhalb der Gebäude ansteuern, um die betroffenen Personen zu warnen. Darüber hinaus können sie auch beispielsweise Rauchableitungseinrichtungen öffnen, Aufzüge ansteuern, Brandschutztüren schließen oder festverbaute Objektlöschanlagen auslösen. Die Notwendigkeit einer BMA sowie der Umfang ihrer Funktionalitäten, hängt von der Art und dem Nutzungszweck des Gebäudes ab. Allesamt haben ein großes Ziel, sie wollen Brände bereits zu einem frühen Zeitpunkt entdecken und „Hilfe organisieren“ damit der Schaden so weit wie möglich begrenzt werden kann.
Somit ist sichergestellt, dass die Feuerwehr schnell vor Ort ist und gezielt nach dem Ursprung der Meldung suchen kann. Vom Fehlalarm bis zum tatsächlichen Feuer müssen sich die Brandschützer bereits auf der Anfahrt auf jede erdenkliche Situation gefasst machen. Der Kreisfeuerwehrverband Traunstein bietet seit einiger Zeit einen bayernweit einzigartigen Lehrgangskonzept zur Bedienung dieser Anlagen an. An drei Lehrgangstagen werden Feuerwehr-Führungskräfte wie Zug- und Gruppenführer in Theorie und Praxis an den Standorten in Kirchheim bei Tittmoning und in Grabenstätt geschult. Dazu hat man eigens einen Anhänger entwickelt, indem verschiedenste Arten von Brand- und Rauchmeldern verbaut sind und alles mit einer „echten Brandmeldeanlage“ verbunden ist.
Einsatzübungen wie im Echteinsatz
Die praktischen Einsatzübungen sind so realistisch konzipiert, dass sie wie Ernstfälle wirken. So müssen sich die Lehrgangsteilnehmer zunächst durch das Feuerwehrschlüsseldepots Zugang zum Objekt verschaffen, um an das sogenannte Feuerwehrbedienfeld zu gelangen. Anschließend müssen die Lehrgangsteilnehmer die betroffenen Anlagenteile auslesen und die Anlage weiter überwachen. Ein Gruppenführer macht sich dann mit einem zweiköpfigen Atemschutztrupp an die Erkundung der Einsatzstelle. Dabei orientiert er sich an sogenannten Laufkarten, um die ausgelösten Brandmelder beziehungsweise die sogenannten „Meldergruppen“ schnellstmöglichen zu finden. Der Atemschutztrupp ist dabei bereits vorsorglich mit einem Kleinlöschgerät wie einem Feuerlöscher oder einer Kübelspritze samt Brechwerkzeug ausgerüstet, um im Fall des Falles eine schnelle Brandbekämpfung einleiten zu können.
Wie im Echteinsatz fahren die Einsatzkräfte mit einem Löschfahrzeug vor, erkunden die Lage und verteilen die Aufgaben innerhalb der Gruppe. Zu Übungszwecken wird sogar eine „Übungsleitstelle“ in die Abläufe integriert, die beim jüngsten Lehrgang in Kirchheim von Korbinian Forster besetzt wurde. „Wie im echten Leben“ kann man die Rolle von Andreas Jäger bezeichnen, der als Statist an so mancher Übung teilnahm und die Lehrgangsteilnehmer mitunter ordentlich forderte. Sein schauspielerisches Talent bewies er unter anderem als „übereifriger“ Hausmeister oder auch als Bewohner, der bereits erste Löschmaßnahmen vorgenommen.
Die Technik schreitet voran – Feuerwehrleute müssen sie beherrschen
„Da diese Meldeanlagen an immer mehr Gebäuden verbaut werden, war es Kreisbrandrat Christof Grundner und mir ein Anliegen, unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte praxisnah zu schulen“, erklärt Lehrgangsleiter Jürgen Richter im Gespräch mit Thomas Pfeffer von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein und ergänzt, „dass gerade die voll funktionsfähige Anlage bei den Teilnehmern sehr gut ankommt und sie somit einen hohen praktischen Nutzen von den Übungen haben“.
„Unsere Übungen sind echten Einsätzen und Erfahrungen mit den Anlagen nachempfunden und wir können mittlerweile auf eine Vielzahl unterschiedlicher Szenarien zurückgreifen“, berichtet Ausbilder Christoph Thalbauer von der Feuerwehr Kirchheim. Gemeinsam mit Lehrgangsleiter Jürgen Richter und den weiteren Ausbildern Alexander Georg, Hans Heinrich, Andreas Horler, Ingo Klepke, Christian Schulz, Albert Stadler, Thomas Dürrbeck und Martin Zeitschner wurden die Lehrgangsteilnehmer auch kürzlich in Kirchheim mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Darüber hinaus befassten sie sich auch mit Fehlermeldungen oder Fehlbedienungen und erhielten in einem „Theorieblock aktuelles BMA-Wissen“.
Rauchmelder im „eigenen Schlafzimmer“ sind ebenfalls Thema
Thematisiert werden auch die sogenannten Heimrauchmelder, wie sie im privaten Wohnbereich zum Einsatz kommen. Dank der sogenannten Rauchmelderpflicht sind immer mehr Häuser mit diesen kleinen Lebensrettern ausgestattet und machen die anwesenden Personen auf Rauch und Brandgase, insbesondere zu Schlafenszeit, aufmerksam. Diese Melder sind zwar nicht automatisch mit der Leitstelle verbunden, dennoch warnen sie die Bewohner frühzeitig. Über den Notruf 112 wird dann die Feuerwehr verständigt. Teilgenommen an den beiden kürzlich in Kirchheim durchgeführten Kursen haben Führungskräfte der Feuerwehren BSH Traunreut, Kammer, Kay, Kirchheim, Lampoding, Palling, Petting, Pietling Tittmoning, Traunreut, Trostberg, Stein und Waging.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein – hob / Beitragsbild: Christoph Thalbauer, Kreisfeuerwehrverband Traunstein)
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