Irschenberg – Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Kinderdörfer in Deutschland trifft sich einmal jährlich zu einer Tagung, um sich über aktuelle Entwicklungen und Tendenzen in der Jugendhilfe auszutauschen und die Kooperation der Kinderdörfer untereinander zu fördern. In diesem Jahr war das Caritas Kinderdorf Irschenberg, das 2022 sein 50-jähriges Bestehen feiert, Gastgeber des Forums.
Die Leitungen von rund 20 Einrichtungen unterschiedlicher Träger sowie Vertreterinnen und Vertreter der BAG-Geschäftsstellen tagten in Irschenberg. Die Einrichtungsleitungen thematisierten in Gruppenarbeiten die aktuellen Herausforderungen und wichtigen Fragestellungen in den Kinderdörfern, um auch in Zukunft die Qualität der Erziehung in Lebensgemeinschaften im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe zu sichern und weiterzuentwickeln.
Die BAG Kinderdörfer wurde 1978 als Interessensvertretung der Kinderdorfarbeit in politischen und fachlichen Gremien sowie Wohlfahrtsverbänden gegründet. Derzeit werden dort mehr als 3.300 Kinder und Jugendliche von ihnen betreut. Deshalb ist es ihr auch wichtig, zu Veränderung im Gesetzgebungsverfahren der Jugendhilfe und anderer relevanter Gesetze Stellung zu nehmen und gemeinsam auf diese zu reagieren. So hat der Bundesrat im Mai 2021 einem neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) zugestimmt. Die Reform des SGB VIII sieht unter anderem vor, dass Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung in Zukunft unter die Kinder- und Jugendhilfe fallen. Bisher waren Kinder- und Jugendhilfe und Eingliederungshilfe getrennte Systeme. Was die Reform des SGB VIII bedeutet, welche Auswirkungen und Entwicklungsmöglichkeiten sie für die Kinderdörfer bedeutet, wurde in einem Impulsvortrag mit anschließender Diskussion behandelt. Als Experte wurde dazu der externe Referent Prof. Dr. Jan Kepert hinzugezogen, der seit 2011 Professor der Hochschule Kehl an der Fakultät Rechts- und Kommunalwissenschaften ist. Im Anschluss an den Vortrag verständigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über neue Angebotsformen und pädagogischen Standards in diesem Bereich.
Dr. Klaus Esser ist Mitglied im ständigen Ausschuss der BAG Kinderdörfer in Deutschland, Vorsitzender des Bundesverbandes Caritas Kinder- und Jugendhilfe e.V. (BvkE) und Geschäftsführer der Bethanien Kinderdörfer. Er äußerte sich wie folgt: „Wir haben uns als Kinderdorfleiter und -träger mit den Fragestellungen befasst, die die rechtliche Veränderung der Kinder- und Jugendhilfe betreffen. Was bedeutet das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) für uns als Kinderdörfer? Wir sind schon immer unterwegs im Interesse des Kinderschutzes und wir wollen jetzt dem neuen Gesetz und dem eigenen Beratungsanspruch der Kinder und Jugendlichen Rechnung tragen zu deren Stärkung. Der Austausch der Kinderdörfer untereinander ist ein ganz wichtiges Merkmal der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderdörfer (BAG) und Irschenberg ist ein Standort, an dem wir schon mehrfach waren, ein tolles Kinderdorf und für uns auch immer auch ein Ort, an dem wir uns super gerne treffen und austauschen mit den anderen Kinderdörfern.“
Positives Fazit nach
zweitägiger Tagung
Gastgeber Dorfleiter Wolfgang Hodbod zog nach Abschluss der zweitägigen Tagung im Caritas Kinderdorf Irschenberg ein positives Fazit: „Der Dialog mit anderen Kinderdörfern ist für uns in Irschenberg sehr wichtig, um zu sehen, wohin die Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern gehen. Gemeinsam mit den anderen Kinderdorfträgern entwickeln wir Strategien, wie wir auch in Zukunft ein guter Lebensort für Kinder und Jugendliche sein können. Ein Ergebnis der Beratungen hier war die Erkenntnis, dass wir Kinderdörfer schon jetzt gut auf die neuen Herausforderungen des KJSG vorbereitet sind. Es geht nun darum, diese Wege konsequent weiterzuverfolgen. Die ersten Ideen wurden in diesen Tagen in Irschenberg entwickelt.“
Die nächste Jahrestagung findet 2023 im Bethanien Kinderdorf Eltville im Rheingau statt.
(Quelle: Pressemitteilung Caritas Kinderdorf Irschenberg / Beitragsbild: Copyright bfl-relations.de)
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