Aschau / Landkreis Rosenheim – Der Aschauer Bürgermeister Simon Frank und der Kreisvorsitzende des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreis (GPA), Elmar Stegmeier, trafen sich zu einem Krisengespräch im Rathaus Aschau im Chiemgau. Grund: Hilferufe aus den Arztpraxen. Das Personal ist, gerade im ländlichen Raum, überlastet. Die Diskussion über eine Impfpflicht im Gesundheitswesen erzeuge zusätzlichen Druck. „Die Lage steht kurz vor dem Kippen“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Gemeinde Aschau im Chiemgau.
Der Pressemitteilung zufolge gibt es aktuell starke Hinweise zur angespannten Personalsituation aus allen Bereichen des Gesundheitswesen. Die Problemlage sei dabei sehr einfach zu beschreiben: „Fällt nicht-ärztliches Personal in Kliniken, Reha-Einrichtungen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und in ambulanten Diensten weg, muss der Leistungsumfang reduziert werden.“ Dies habe natürlich auch Auswirkungen auf die Patientenversorgung.
Im hausärztlichen Bereich könne man sehr gut nachvollziehen, was aktuell für das gesamte Gesundheitswesen gelte. Der GPA habe dazu Rückmeldungen aus Stadt und Landkreis Rosenheim sowie aus ganz Bayern gesammelt. Ergebnis: „Die Situation der Hausarztpraxen in einem durch Kosten- und Leistungsdruck ohnehin gekennzeichneten System müsse zwangsläufig durch die Zusatzbelastung der Corona-Pandemie „zum Überlaufen kommen.“
Mehr Patienten
weniger Personal
Das Personal, Medizinische Fachangestellte (früher Arzthelferinnen), sei überlastet. Dies zeige sich an den Kündigungen im vergangenen Jahr. Gleichzeitig hätten viele Arztpraxen zur Quartalshalbzeit derzeit deutlich mehr Patienten als die Jahre zuvor. Das eh schon reduzierte Personal komme dadurch noch mehr unter Druck.
Einige Praxen würden auf die angespannte Situation bereits mit reduzierten Sprechzeiten und geringer Aufnahme von neuen Patienten reagieren. „Dies ist natürlich nicht im Sinne der Patientenversorgung, weswegen auch viele Ärzte resignieren.“ Insbesondere bei Patienten in komplexen, schwierigen und chronischen Versorgungslagen führe dies zu einer katastrophalen Situation.
Impfpflicht im Gesundheitswesen
führt in Praxen zu zusätzlichen Druck
Zu zusätzlichem Druck und Spannungen innerhalb der Praxen führe die Diskussion über eine Impfpflicht im Gesundheitswesen: Am Ende gehe es für viele Medizinischen Fachangestellten dann nicht mehr um die Impfpflicht an sich, sondern darum, ob sie dem vielfältigen physischen und psychischen Druck noch standhalten können.
Gesundheitspolitik sei zwar Bundessache. Das Probleme betreffe aber die Gemeinden. Daher müsse aus lokaler Sicht gedacht werden. „Wir stehen hier mit dem Rücken zur Wand“, so Bürgermeister Frank. Einerseits seien die Gemeinden für eine undefinierte kommunale Daseinsvorsorge zuständig, andererseits würden alle Entscheidungsmöglichkeiten beim Bund liegen: „Wir müssen den Teufelskreis, dem das Personal überall ausgesetzt ist, mit finanziellen Anreizen und weniger Druck durch politische Entscheidungen in der aktuellen Corona Lage, durchbrechen“.
Auch grundsätzlich müssen Arztpraxen entlastet werden, ergänzt Elmar Stegmeier – durch Koordination, Delegation, Lotsenfunktionen sowie unterstützender Digitalisierung. „Für viele Menschen ist die Arbeit im Gesundheitswesen ein Traumberuf und dass soll so bleiben und nicht zum Albtraum werden“, ist man sich im Aschauer Rathaus einig. Erster Bürgermeister Frank und GPA-Vorsitzender Stegmeier wollen daher parteiübergreifend eine kommunal- und fachpolitische Initiative für eine nachhaltige Sicherstellung Gesundheitsversorgung in den Gemeinden während und nach der Corona-Zeit umgehend starten.
(Quelle: Pressemitteilung Gemeinde Aschau / Beitragsbild: H. Reiter – zeigt Elmar Stegmeier (links) und Ersten Bürgermeister Frank.)
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