Rosenheim / Bayern – Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) will, dass die bairische Sprache in die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprache aufgenommen wird. Unterstützung kommt vom bayerischen Landtag. Im Interview mit Innpuls.me spricht Landtagsabgeordneter Sepp Lausch und langjähriges Mitglied beim FBSD, darüber, warum er die Bayerische Sprache als gefährdet einstuft und was er sich von diesem Antrag erhofft.
Frage: Herr Lausch, ist denn die bairische Sprache ihrer Meinung nach tatsächlich gefährdet?
Antwort: Man muss nur mal durch die Münchner Fußgängerzone gehen oder durch Würzburg, Bamberg, Augsburg und leider auch durch Rosenheim. Da merkt man überall sehr schnell, dass insbesondere die jüngere Generation immer weniger bairisch spricht.
Frage: Warum glauben Sie, ist das so?
Antwort: Die bairische Sprache wurde den Kindern über viele Jahre hinweg an den Schulen abtrainiert. Man lernte ihnen nach der Schrift zu sprechen. Und das wurde dann auch in immer mehr Familien so weitergetragen.
Frage: Die UNESCO hat die bairische Sprache bereits 2009 als gefährdet und schützenwert eingestuft. Nun will der Förderverein Bayerische Sprache und Dialekte erreichen, dass die bairische Sprache in die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen aufgenommen wird. Was erhoffen Sie sich davon konkret?
Antwort: Eine solche Charta steigert die Sichtbarkeit und Wertschätzung der bairischen Sprache. Dadurch ermöglicht werden aber auch konkrete Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung. Dabei geht es auch um mögliche Fördergelder.
Frage: Und was wäre so eine konkrete Maßnahme?
Antwort: Beispielsweise, dass es dann ein Diskriminierungsverbot gibt, damit Menschen, nicht mehr als dumm hingestellt werden, nur weil sie bairisch sprechen.
Frage: Für was könnten mögliche Fördergelder genutzt werden?
Antwort: Es gibt viele Brauchtumsvereine, die ehrenamtlich beispielsweise in Kindergärten fahren, um dort mit den Buben und Mädchen bairisch zu reden. Sie könnte man dann beispielsweise besser unterstützen. Und auch in den Schulen könnte man einiges tun, um die bairische Sprache zu stärken.
Frage: Der Bayernbund spricht sich aber gegen eine Aufnahme der bairischen Sprache in die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprache aus. Dort ist man der Meinung,, die Sprache sei in ständiger und lebendiger Weiterentwicklung und man könne sie deshalb nicht wie ein Biotop schützen (wir berichteten).
Antwort: Die Aussage ist an sich nicht falsch. Aber das heißt ja nicht, dass man den Stellenwert der bairischen Sprache nicht stärken soll – und das auch von amtlicher Seite her.
Frage. Für die Aufnahme der bairischen Sprache in die Europäische Charta der Regional oder Minderheitensprachen wurde auch eine Unterschriftenaktion in Bayern gestartet. Wie viele Unterschriften sind denn bereits zusammengekommen?
Antwort. Das Echo ist groß: Über 15700 Menschen haben bereits unterschrieben und damit ihre Unterstützung bekundet.
Frage. Es gibt auch Kritiker, die behaupten, Bairisch sei eigentlich gar keine eigene Sprache, sondern nur ein deutscher Dialekt?
Antwort: Das sehen wir natürlich klar anders. Bairisch ist eine eigene Sprache und sie reicht sogar über die Grenzen des Freistaats hinaus weit ins Salzburgerische und Tirolerische hinein. Und in dieser Sprache gibt es wiederum viele verschiedene Dialekte.
Audio zur bairischen Sprache mit Sepp Lausch
Frage: Wie geht es nun weiter?
Antwort: Bairische und bayerisch-fränkische bzw. schwäbische Mundarten sollten nach Überzeugung der Freien Wähler Landtagsfraktion in die Europäische Charte der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen werden. Am Schluss ist die Staatsregierung aufgefordert, zu prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen diese Mundarten in die Charta der Europäischen Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen werden kann. Mit der breiten Unterstützung aus der Bevölkerung und den Reihen der Politik bin ich zuversichtlich, dass es klappt.
(Quelle: Interview: Karin Wunsam / Beitragsbild: Josefa Staudhammer)
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