Hilpoltstein / Bayern – Jährlich prallen Millionen Vögel gegen Glasscheiben, weil sie diese schlicht nicht sehen. Damit das Vogelsterben an Glasscheiben ein Ende hat, setzt sich der LBV mit seinem Projekt „Unsichtbares sichtbar machen“ dafür ein, Bauherren, Behörden und Architekten besser über die unsichtbare Bedrohung aufzuklären. Die ersten 30 großen Gebäude in Bayern haben mittlerweile die Plakette dazu erhalten. Dies wird in den kommenden zehn Jahren geschätzt 6.000 Vögeln das Leben retten.
„Mit einfachen Mitteln können wir vermeiden, dass Vögel an Glasflächen verunglücken – eine Investition in den Erhalt unserer Natur“, sagt LBV-Projektmanager Dr. Peter Stimmler. Dabei genügen bereits unauffällige Muster mit Punkten oder Streifen, um die Tiere zu schützen. Wer solche wirksamen Maßnahmen umsetzt, übernimmt Verantwortung für die Vogelwelt und wird vom LBV ausgezeichnet.
Die Plakette verleiht der LBV an Gebäudeeigentümer wie Städte und Kommunen, Universitäten und Schulen sowie Unternehmen. So wurden unter anderem bereits die Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, das Waldjugendheim des Nationalparks Bayerischer Wald und das Deutsche Museum in Nürnberg ausgezeichnet. „Wir merken, dass hier ein Dominoeffekt in Gang kommt. Nach den ersten erfolgreichen Vorzeigeprojekten ziehen immer mehr verantwortungsvolle Gebäudeeigentümer nach“, freut sich Peter Stimmler. „Wer große Glasflächen sichert, schützt aktiv unsere heimische Vogelwelt – denn an Bürokomplexen und Turnhallen ereignen sich rund zwei Drittel aller Vogelkollisionen in Deutschland.“
Bereits 100 Gebäuden Schutzmaßnahmen umgesetzt
Wie effektiv solche Schutzmaßnahmen sein können, zeigen die Ergebnisse an der Universität und der OTH Regensburg. Dort konnte der Vogelschlag durch spezielle Schutzfolien um mehr als 80 Prozent gesenkt werden. Ein echtes Vorbild ist auch die Joseph-von-Fraunhofer-Halle in Straubing: Hier wurden schon vor 30 Jahren Scheiben mit Markierungen eingebaut, um Vögel zu schützen.
„Die Auszeichnung kommt bei Gebäudeeigentümern sehr gut an und bringt das wichtige Thema Vogelschutz direkt zu den Entscheidungsträgern“, sagt LBV-Experte Peter Stimmler. Seit 2023 hat der LBV über 150 Gebäuden beraten – infolgedessen wurden bereits an 100 Gebäuden Schutzmaßnahmen umgesetzt. Davon erhielten 30 Gebäude bisher eine Plakette vom LBV. Wichtig: Die oft verwendeten Greifvogelsilhouetten oder unsichtbare UV-Muster reichen nicht aus, um die Vögel zuverlässig zu schützen, daher erhält man für sie auch keine Auszeichnung. Für die Plakette können sich Gebäudeeigentümer selbst bewerben oder vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag. Kontaktdaten, Bilder und eine kurze Beschreibung der Maßnahmen reichen aus – der LBV prüft dann, ob das Gebäude die Kriterien erfüllt.
Vogelschutz beginnt bei der Planung
Nicht jede Glasscheibe ist gleich gefährlich für Vögel. Generell gilt: Je größer die Glasflächen, desto größer das damit verbundene Risiko für Vögel dagegen zu prallen. Besonders gefährlich sind verspiegelte oder blank geputzte Glasfronten und solche in der Nähe von Gärten, Waldrändern und Flüssen. Dort halten sich besonders viele Vögel auf und es spiegelt sich attraktive Vegetation in den Scheiben. Zudem haben Vögel große Probleme mit Verglasungen über Eck, wie beispielsweise bei Wintergärten oder verglasten Bushaltestellen. „Das effektivste Mittel, um den Vogeltod an der Glasscheibe zu vermeiden ist, beim Bau standartmäßig den Vogelschutz mitzudenken und problematische Verglasungen am besten schon in der Planungsphase zu vermeiden. Dafür müssen noch viel mehr Planungsbüros sowie Architekten für das Thema sensibilisiert werden“, so Peter Stimmler. Bauherrn sollten das Thema am besten schon in der Planungsphase aktiv ansprechen und vogelfreundliche Lösungen einfordern.


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