Rosenheim – „Die Reginalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) übernimmt zum 1. November 2021 die Konzessionen des Stadtverkehrs Rosenheim und baut dabei das Angebot für Fahrgäste aus“, meldete die Stadt Rosenheim in einer Pressemitteilung und sorgte damit am heutigen Morgen in der Rosenheimer Medienlandschaft für Aufregung. Die Telefone bei Ingmar Töppel, Geschäftsleiter des Stadtverkehrs, standen daraufhin am Morgen nicht mehr still. Er hält die Pressemeldung der Stadt für misserständlich. Es gehe nicht um eine Übernahme sondern darum, zukünftig eng mit der RVO zusammenzuarbeiten.
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Die Busflotte des Stadtverkehrs Rosenheim. Sie wird auch weiterhin im Einsatz sein. Foto: Stadtverkehr Rosenheim
Im Jahr 1959 hat die Firma Kroiss den Stadtverkehr Rosenheim gegründet und seither stetigweiter entwickelt. Von 1991 bis 2003 gab es eine Kooperation mit den Stadtwerken. „Um die Stadt direkt in die Entwicklung einzubinden“, erläutert Ingmar Töppel. Seit dem Jahr 2004 bedient der Stadtverkehr Rosenheim das System aber eigenwirtschaftlich – also ohne Zuschüsse der Kommune. „Vermutlich sind wir damit das einzige mittelständische Unternehmen in einem Oberzentrum in Deutschland“, meint der Geschäftsführer. Die Nahverkehrsplaner würden das Angebot bereits als vergleichsweise gut einstufen.
Das Problem: mit Beginn der Corona-Pandemie brachen die Fahrgastzahlen nach Angaben von Ingmar Töppel komplett ein: „Auch jetzt haben wir nur wieder etwa 25 Prozent des früheren Volumens erreicht“. Der Verkehr sei so eigenwirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Aktuell sei auch nicht abzusehen, wann sich die Fahrgastzahlen wieder erholen. Daher habe man nun für die Zukunft eine tragfähige Lösung finden müssen.
Mit der Pandemie
brachen die Zahlen ein
Der Stadtverkehr arbeite daher zukünftig mit dem Reginalverkehr Oberbayern eng zusammen. Die Konzessionen wurden bereits übertragen: „Dies ist aber letztendlich nur ein Verwaltungsakt. Für die Fahrgäste und auch die 50 Beschäftigten der Firma Kroiss und Stadtverkehr ändert sich zunächst gar nichts.“ Das betont auch die Stadt Rosenheim in ihrer Pressemitteilung: „Die Stadtbuslinien bedienen die bisherigen Haltestellen unverändert und das städtische Ticketzentrum bleibt weiterhin bestehen. Die Stadtverkehr Rosenheim GmbH stellt die rund 20 Busse für den Betrieb und auch für die Beschäftigten gibt es keine Änderungen.“
In der Pressemitteilung der Stadt wurde auch ein Ausbau des Angebots für Fahrgäse angekündigt. Bereits ab dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember binde die RVO das RoMed Klinikum an das städtische Busnetz an und richte direkt am Klinikum eine Haltestelle ein. Außerdem werde in einer Testphase das Mitnehmen von Fahrrädern in den Stadtbussen ab Mitte Dezember möglich.
Darüberhinaus biete die RVO mit dem Einsatt der „Wohin Du Willst-App (WdW-App)“ Fahrgästen in Stadt und Landkreis einen kostenfreien digitalen Mobilitätsplaner an. Ab 2022 wolle die RVO auf den Stadtbuslinien auch den digitalen Ticketkauf über diese App möglich machen.
Diese Veränderungen seien aber ohnehin erfolgt, erklärt dazu Ingmar Töppel. „Der RVO wird zukünftig aus einer Hand mit dem Aufgabenträger der Stadt und des Landkreises Rosenheim (RoVG) die Entwicklung verhandeln. Der Stadtverkehr wird auf die Spezialistenfunktionen des großen Partners zugreifen und beispielsweise mit einer gemeinsamen Leitstelle den Betrieb optimieren“, so der Geschäftsführer des Stadtverkehrs. Der Stadtverkehr seit seit Gründung des DEFAS Systems 2010 in den maßgeblichen elektronischen Auskunftsmedien mit Echtzeitdaten für den Kunden verfügbar. Daher seien die Daten auch bereits in der RVO eigenen Wohin-du-willst-App. Auch habe der Stadtverkehr im Zusammenschluss mit den Umlandunternehmen (WIR) an einem durchgängigen Verbundtarif für die Region und einheitlichen Beförderungs- und Tarifbestimmungen mitgearbeitet. Insoweit würden sich auch hier keinerlei Änderungen ergeben.
„So attraktiv
wie möglich“
Auch die RVO hat sich schon zu der neuen Regelung geäußert. Ziel sei es, den Nahverkehr in Stadt und Landkreis Rosenheium zukünftig so attraktiv wie möglich zu gestalten. Neben den geplanten Maßnahmen im Dezember werde die RVO in Zusammenarbeit mit den Partnern in der Verkehrsgemeinschaft Rosenheim „WIR“ in den nächsten Monaten den Stadtverkehr überplanen und dabei auch die Regionalbuslinien mit einbeziehen. Dabei möchte die RVO die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises Rosenheim einbinden und sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen fragen. „Unser Ziel ist es, den ÖPNV in der Stadt und im Landkreis Rosenheim für unsere Fahrgäste modern, bequem und auf ihre Bedürfnisse angepasst auszubauen und zu gestalten. Es freut mich sehr, dass wir gemeinsam mit der SV Rosenheim GmbH sowie weiteren Vertretern der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft aktiv daran arbeiten“, sagt Michael Schmidt, RVO-Niederlassungsleiter Ost.
Dennoch scheint es noch offene Fragen zu geben. Ingmar Töppel schreibt in seiner Stellungname: „Die überraschend kurze Dauer der Finanzierungsfrage ist für uns noch sehr verwirrend.“ Dies musse in den nächsten Tagen noch geklärt werden.
Natürlich sei es für die bisher verantwortlichen Macher des Stadtverkehrs eine bittere Pille, das persönlich hohe Engagement für einen guten und bezahlbaren ÖPNV in Rosenheim in fremde Hände zu legen. Aber ohne starke und verlässliche Partner könne derzeit ein gutes Angebot nicht dargestellt werden.
Quellen:
Pressemitteilung Stadt Rosenheim
Pressemitteilung Stadterkehr
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