Nürnberg / Bayern – Die Tierrechtsorganisation Peta hat in Nürnberg einen Fall von illegalen Hundehandel verhindert: Eine Nürnbergerin bot ungeimpfte Chow-Chow-Welpen aus einer vermeintlich tschechischen Zucht zum Kauf an.
Eine aktuelle PETA-Recherche zeigt das Leid hinter dem Geschäft mit Hundebabys. Begleitet vom BR Fernsehen konnte eine Ermittlerin der Tierrechtsorganisation PETA Ende September einen exemplarischen Fall in Nürnberg aufdecken. Zwei Chow-Chow-Welpen sollten für je 1.000 Euro über eine Online-Plattform verkauft werden. Die PETA-Ermittlerin hatte sich zuvor als Interessentin ausgegeben und mit der Verkäuferin ein Treffen vereinbart. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die ungeimpften Tiere augenscheinlich auf einem Balkon gehalten. Die Mutterhündin befand sich laut Angaben der Verkäuferin in Tschechien. „Dies legt den Verdacht nahe, dass die Jungtiere auch aus dem Ausland stammen und für den Verkauf nach Deutschland gebracht wurden, so PETA Die von der PETA-Ermittlerin alarmierte Polizei beschlagnahmte mit der zuständigen Veterinärbehörde daraufhin die Welpen. Der Verkäuferin droht jetzt ein Tierhalteverbot. Beide Welpen wurden in das Tierheim Nürnberg gebracht und stehen nun zur Adoption.
„Der kriminelle Handel mit Hundewelpen hat ein immenses Ausmaß in ganz Europa angenommen. Deutschland ist hierbei wegen lückenhafter Gesetze ein großer Player. Und insbesondere Bayern spielt aufgrund der Grenznähe eine wichtige Rolle“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Durch den Onlinehandel wird das tierquälerische Geschäft noch befeuert. Wir fordern deshalb ein Verbot des Tierverkaufs im Internet und bitten alle Menschen, Tiere ausschließlich aus dem Tierschutz zu adoptieren.“
Welpen wie Ware im Netz „verscherbelt“
Der Welpenhandel ist laut PETA unter den Top Drei des europäischen Schwarzmarktes. „Mit einem geschätzten jährlichen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro sind illegal „produzierte“ Hundewelpen ein gewinnbringendes Geschäft für Kriminelle. Auch, weil laut EU-Kommission knapp 60 Prozent aller Hunde- und Katzenverkäufe mittlerweile über den Online-Markt stattfinden und dort jeder wegen fehlender Regulierungen Tiere völlig anonym anbieten und verkaufen kann“, so PETA. Etliche PETA vorliegende Screenshots belegen, dass einige Händler die Tiere mittlerweile über soziale Netzwerke wie WhatsApp oder Viber untereinander anbieten und verkaufen. Den Auswertungen zufolge werden allein in Deutschland monatlich zwischen 17.000 bis 20.000 Welpen-Annoncen geschaltet. Aber auch Tiere in „legalen“ Verkaufsstätten würden aus der massenhaften „Welpenproduktion“ stammen: .“Zwei große Hundehändler in Deutschland und Belgien bezogen zum Zeitpunkt der Recherche Welpen aus zahlreichen Zuchtstätten in Osteuropa.“
Mit gefälschten Heimtierausweisen über die Grenze
Laut Tierschutz-Hundeverordnung dürfen Welpen in Deutschland ab der achten Lebenswoche von ihrer Mutter getrennt werden. Da sich aber vor allem besonders kleine, niedliche Hundekinder verkaufen lassen, würden Hundehändler die Tiere meist schon im Alter von drei bis vier Wochen verkaufen. „Durch die fehlende Sozialisierung in der wichtigen Prägephase zeigen viele der Welpen später Verhaltensstörungen, die oft ein Leben lang bleiben“, so PETA. Da die Hundekinder in den Zuchtanlagen weder geimpft noch entwurmt werden, würden sie außerdem häufig unter Parasiten, Wurmbefall, Entzündungen und Virusinfektionen leiden.
Um nach Deutschland einzureisen, brauchen die vorwiegend in Polen, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Rumänien oder der Slowakei vermehrten Welpen neben einem EU-Heimtierausweis und Mikrochip außerdem eine Tollwutimpfung. Diese ist jedoch erst ab der vollendeten 15. Lebenswoche gültig. Kriminelle Händler würden dies umgehen, indem sie die Tiere oft mit gefälschten Heimtierausweisen über die Grenze schleusen. Dies mache den Tierhandel nicht nur tierschutzwidrig, sondern zusätzlich illegal. Hinzu komme der extreme Stress durch die langen Fahrtwege, bei welchen die Welpen oftmals zusammengepfercht in kleinen Boxen sitzen müssten.. „Ihre Mütter verbringen meist ihr gesamtes Leben in den grauenhaften Verschlägen. Sind sie für die Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt“, so PETA.
Adoptieren statt kaufen
In Deutschland warten jährlich Tausende nicht mehr gewollte Tiere in Tierheimen auf ein neues Zuhause. 25 bis 30 Prozent bleiben ein Jahr oder länger dort. Viele Einrichtungen haben in den vergangenen Monaten einen Aufnahmestopp verhängt. PETA appelliert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unterstützen und stattdessen ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen.
(Quelle: Pressemitteilung PETA / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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