Rosenheim – Das hin und her bei der neuen Fußgängerzone in der Münchner Straße in Rosenheim ist zumindest vorerst vorbei: Bei der Stadtratssitzung am gestrigen Mittwochabend wurde mit einer Mehrheit von 26:16 Stimmen beschlossen, diesen „Verkehrsversuch“ vorerst wieder einzustellen. Zuvor gab es eine lange, teils sehr emotionale Diskussion zum Für und Wider.
Vor gut drei Monaten wurde sie eröffnet, Mitte März sollte sie dann wieder für den gesamten Verkehr freigegeben werden, dann ging es doch erst mal wieder weiter aufgrund eines Quorum (Nachprüfungs)- Antrags von Bündnis 90/Die Grünen, Freie Wähler/UP, ÖPP und FPD (wir berichteten) und nun ist doch Schluss mit der neuen Fußgängerzone in der Münchener Straße zwischen Gillitzer- und Salinstraße – mit Betonung auf „vorerst „, denn über eines waren sich so gut wie alle Stadträte einig: die neue Fußgängerzone soll kommen.
Zum „Wann“ und „Wie“ gibt es aber deutliche Meinungsverschiedenheiten. „Wir wollen eine Fußgängerzone, aber derzeit ist es noch keine“, steht für Herbert Borrmann, Faktionssprecher der CSU-Stadtratsfraktion fest: „Das ist nach wie vor eine tote Straße“. Auch nach drei Monaten Versuchszeit würden sie nach wie vor kaum Fußgänger auf der Straße bewegen..
Für einen neuen Anlauf brauche es nun erst einmal einen Gesamtplan inklusive Salingarten. Ebenso wichtig wie bauliche Veränderungen sei dann aber auch, Busse und Radfahrer aus diesem Bereich der Münchener Straße rauszubekommen. Denn aktuell würden dort „lebensgefährliche Bedingungen“ bestehen.
Gerichtet vor allem an die Stadtratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen meinte er in Bezug auf den Quorums-Antrag: „Das ist schon ein dreistes Ding, nur weil sie eine Straße mehr sperren wollen“.
Doch auch die Gegenseite sparte nicht an frontalen Angriffen. Franz Lukas der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen machte „verbohrte Stadtratsmitgliedern in der Verkehrausschussitzung“ dafür verantwortlich, dass die Fußgängerzone bereits nach drei Monaten wieder aufgehoben wurde und erinnerte an die Geschichte der Fußgängerzone beim Max-Josefs-Platz, die anfänglich ebenfalls auf massiven Widerstand gestoßen sei. Auch Grünen-Fraktionssprecherin Sonja Gintenreiter sprach sich erneut dafür aus, „durchzuhalten und zu verbessern“. Anderenfalls lasse sich erheblich an der Ernsthaftigkeit für eine Fußgängerzone in diesem Bereich zweifeln. „Mir fehlt da der politische Wille und so verprellt man die Leute“; ärgerte sie sich.
Auch Robert Multrus, Fraktionssprecher von Freie Wähler/UP sprach sie erneut dafür aus, an dem ursprünglich für ein Jahr geplanten Verkehrsversuch weiter festzuhalten, denn auch bei einem laufenden Versuch seien Verbesserungen möglich. Dabei dachte er beispielsweise an Piktogramme. Außerdem gab er zu bedenken: „Bis jetzt hat auch noch keine konkrete Gefährdungslage stattgefunden. Seine Fraktionskollegin Christine Degenhart machte ihrem Ärger über das Hin und Her Luft: „Ich will mich nicht vor den Bürgern blamieren. Die Leute sollen sich auf etwas verlassen können“; sagte sie und forderte von der Stadt „mehr innovative Ideen und Mut“, um die Fußgängerzone doch weiter am Laufen zu halten. Beispielsweise könnte man ihrer Meinung nach auch die Schulen mit ans Boot holen, um die Straße neu anzumalen und so ein
Zuspruch für diese emotionale Rede kam von FDP-Stadträtin Maria Klausner-Knott. Auch sie wollte weiter an der Fußgängerzone festhalten.
„Da machen wir gerne Druck“
Gegenwind kam von Abuzar Erdogan von der SPD-Stadtratsfraktion. „Wir wollen an dieser Stelle einen Fußgängerzone haben, aber eine, die diesen Namen verdient“, betonte er. Wichtig war ihm, dass der Neuanlauf so schnell wie möglich in Angriff genommen wird. „Da machen wir gerne Druck“, meinte er und forderte von der Stadtverwaltung eine „ordentliche Planung bis zur Sommerpause oder spätestens Ende des Jahres“, um die neue Fußgängerzone dann 2026 endgültig verwirklichen zu können.
„Man muss die Realitäten anerkennen“
„Man muss die Realitäten anerkennen“, meinte Daniel Artmann von der CSU-Stadtratsfraktion. Der Versuch sei gescheitet. „Last es uns jetzt besser machen. Wir haben alle das gleiche Ziel“, sagte er. Wie sein Fraktionskollege Herbert Borrmann findet auch er es vor allem wichtig, dass Busse zukünftig nicht mehr durch diesen Bereich der Münchner Straße fahren. „Das wird aktuell auch schon von unseren Verkehrsgesellschaften geplant“, informierte er.
Andreas Kohlberger, Vorsitzender der AfD-Fraktion, schloss sich der Rede Artmanns an. Er wünsche sich für die zukünftige Fußgängerzone mehr Aufenthaltsqualität mit viel Grün. Stadtrat Stefan Bauer (parteilos) wünschte sich, dass auch die Ladenbesitzer bei den Planungen für die neue Fußgängerzone mit eingezogen werden, damit auch sie von der neuen Regelung profitieren könnten.
Mit 26 zu 16 Stimmen wurde schließlich beschlossen, die neue Fußgängerzone vorerst wieder aufzuheben. Nach Auskunft der Stadtverwaltung, soll der Rückbau zeitnah erfolgen.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild: Innpuls.me)
Schade! Autoverkehr in der Innenstadt ist nicht mehr zeitgemäß.