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Offene Türen in besonderen Gebäuden

Kann im Rahmen der Architektouren besichtigt werden: GRWS-Wohnanlage am Föhrenweg in Rosenheim. Foto: Copyright GRWS-Josefine Unterhauser

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

19. Juni 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Rosenheim – Seit 27 Jahren stellt die Bayerische Architektenkammer immer im letzten Juni-Wochenende bayernweit besondere Bauprojekte vor und ermöglicht Einblicke in Projekte, die sonst für die Öffentlichkeit eher nicht zugänglich sind. 218 Vorzeigeprojekt sind es in diesem Jahr, darunter drei in Stadt und Landkreis Rosenheim: Neben dem neuen Rathaus in Großkarolinenfeld und dem neuen Studentenwohnheim bei der Technischen Hochschule Rosenheim fiel die Wahl auch auf eine Bestandsimmobilie am Föhrenweg in Rosenheim. Die GRWS erhält damit zusammen mit dem Rosenheimer Architekturbüro Hamberger & Kreupl Anerkennung für eine gelungene Nachverdichtung für eine Wohnanlage, die perfekt zum diesjährigen Motto der „Architektouren 2023“ passt: „Architektur verwandelt“. Das Projekt Föhrenweg 2 bis 8 kann am Samstag, 24. Juni, von 11 bis 13 Uhr besichtigt werden.

Die „Architektouren“ stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. „Ein nachhaltiges, sozial- und naturverträgliches Leben ist heute ohne den konsequenten Wandel hin zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung beim Planen und Bauen nicht denkbar“, so Kammerpräsidentin Professorin Lydia Haack zu dieser inhaltlichen Neuausrichtung.
Erstmals wurde 2023 das Prädikat „KlimaKulturKompetenz“ vergeben. Dazu wurden bei den Teilnehmern verschiedene Nachhaltigkeitskriterien abgefragt und geprüft. 76 Projekte konnten in dieser Hinsicht überzeugen, darunter das GRWS-Bauprojekt am Föhrenweg in Rosenheim beim Kriterium „Flächensparen“.

Nachverdichtung ist aktuelles Thema

Nachverdichtung ist in vielen Städten und Gemeinden ein aktuelles Thema. In
den meisten Fällen entscheidet man sich dann doch dazu, lieber die Bestandsgebäude abzureißen und neu zu bauen. „Eine Nachverdichtung ist technisch oft sehr komplex und wirtschaftlich nicht immer darstellbar“, betont Joachim Seethaler, technischer Leiter der GRWS.
Die Nachverdichtung der Bestandsgebäude aus Anfang der 60er Jahre am
Rande des Rosenheimer Stadtteils Kastenau war für die GRWS ein Pilotprojekt. Die insgesamt vier Häuser wurden um jeweils ein Stockwerk in Holzbauweise erhöht. Das Besondere: Während der gesamten Bauphase waren die Häuser durchgehend bewohnt. Das stellte sowohl für die Mieter als auch für die Bauausführung eine große Herausforderung dar. Für die Handwerker wurde als Zugang zur Baustelle ein eigenständiger Treppenaufgang errichtet, sodass die Mieter stark entlastet werden konnten. „Die Baustellenlogistik stellte uns vor große Herausforderungen, die wir allerdings gut meistern konnten und uns wertvolle umsetzungstechnische Erfahrungen brachte“, so Architekt Franz Kreupl.

Keinen 0815-Neubau schaffen

Die GRWS setzt sich schon seit vielen Jahren in Rosenheim dafür ein, dringend benötigten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und ist dafür auch bereit, neue Wege zu gehen. Dabei lautet das oberste Ziel immer, den Bewohnern ein Zuhause zu bieten, in dem diese sich wohl fühlen können. Darum stand auch bei der Nachverdichtung am Föhrenweg in Rosenheim von Anfang an fest, dass sich das Projekt von einem 0815-Neubau unterscheiden soll. „Unser Ziel war, den Altbau zu erhalten und den Neubau sinnvoll zu integrieren“, erklärt Joachim Seethaler dazu.
Mit einem „verschobenen“ Dach, das der Einhaltung der Abstandsflächen geschuldet ist, konnte gleichzeitig ein architektonischer Akzent gesetzt werden. Zusätzlich verbindet das neue Farbkonzept mit seinen grau-weiß Abstufungen an Elementen wie Balkonen, Fenstereinfassungen und Dachrinnen den Bestandsbau mit dem Neubau. Auf diese Weise ist ein neues, modernes Ensemble entstanden, das sympathisch und hochwertig wirkt.

Aufstockung in Holzbauweise

Die Verwendung des Baumaterials Holz bei der Aufstockung macht nicht nur
aus Sicht der Nachhaltigkeit Sinn und der Holzstadt Rosenheim alle Ehre. „Die
Nachverdichtung war auch statisch eine Herausforderung. Mittels Holzbauweise konnte diese gut gelöst werden.

Auch das Thema Abstandsflächen wurde geschickt gelöst, indem die Aufsto- ckung von der Straßenseite weg nach hinten versetzt wurde. Damit konnte die vorhandene Fläche optimal genutzt werden. Im Zuge der gesamten Umbau- maßnahmen wurde außerdem ein neues Stellplatzkonzept realisiert. Eine günstige Konstellation für das GRWS-Bauprojekt in der Kastenau war, dass die Stadt Rosenheim außerdem vorhatte, den Föhrenweg neu zu erschließen, unter anderem mit einem neuen Kanal und einer neu gestalteten Straßenoberfläche. „Somit konnten beide Baumaßnahmen gut aufeinander abgestimmt durchgeführt werden“, erklärt Joachim Seethaler.

Ob eine Nachverdichtung auch bei anderen GRWS-Bestandsbauten sinnvoll ist, müsse sich zukünftig zeigen. „Die Herausforderungen sind groß und das Thema Wirtschaftlichkeit muss ebenfalls berücksichtigt werden. Im Falle des Projekts Föhrenweg ist nun eine für alle Seiten sehr zufriedenstellende Lösung heraus- gekommen, die jetzt auch noch zu einer Anerkennung durch die Bayerische Architektenkammer geführt hat“, freut sich Joachim Seethaler.

Wissenwertes zu den „Architektouren“

Ins Leben gerufen wurden die „Architektouren“ von der Bayerischen Architektenkammer im Jahr 1996. Seitdem werden immer im letzten Juni-Wochenende qualitativ hochwertige Bauprojekte aus den Bereichen Architek tur, Landschafts-, Innenarchitektur sowie Stadtplanung ins Licht der Öffentlich- keit gerückt. Bayernweit können Vorzeigeprojekte besichtigt werden und Archi-
tekten sowie ihre Bauherrschaft geben vor Ort Auskunft zu den Objekten. Heuer wurden 218 Vorzeigeprojekte von einem unabhängigen Beirat ausgewählt. Besichtigt werden können unter anderem Neu- und Umbauten, Modernisierungen, Sanierungen, Innenräume, Renaturierungen, Parks, Grün- und Außenanlagen und vieles mehr.

Drei Projekte wurden in Stadt und Landkreis Rosenheim ausgewählt:

1. GRWS-Bauprojekt Nachverdichtung und Aufstockung, Föhrenweg 2 – 8,
83022 Rosenheim, am Samstag, 24. Juni, von 11 bis 13 Uhr.
2. Studentisches Wohnen Campus Rosenheim, Hugo-Laue-Straße 1, am
Samstag, 24. Juni, von 11 bis 12 Uhr und von14 bis 15 Uhr.
3. Neues Rathaus Großkarolinenfeld, Karolinenplatz 12, 83109 Großkaroli-
nenfeld, am Sonntag, 25. Juni, 14 bis 15 Uhr und 15.30 bis 16.30 Uhr.
Weitere Informationen zu den „Architektouren“ gibt es hier.
(Quelle: Pressemitteilung GRWS / Beitragsbild: GRWS – Copyright Josefine Unterhauser)

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