Rosenheim – Gerhard Prokop macht es den Betrachtern seiner fotorealistischen Gemälde nicht immer leicht. „Das sind keine malerisch-romantischen Barockveduten, das ist harte Wirklichkeit, oft mit der Tendenz zum Hässlichen“, so die Rosenheimer Kunsthistorikerin Dr. Frick Evelyn Frick. 1976 wurde Prokop bereits mit dem Kulturförderpreis der Stadt Rosenheim ausgezeichnet. Nun wurde ihm der Kulturpreis der Stadt verliehen.
Der Rosenheimer Rathaussaal war bei der Preisverleihung voll besetzt. Fotos: Innpuls.me
Der Kulturpreis der Stadt Rosenheim wird alle drei Jahre verliehen und ist mit 5000 Euro dotiert. Gerhard Prokop zählt mit dieser Auszeichnung nun zu einem illustren Künstler-Kreis, dem auch Heinrich Heidner, Rolf Märkl, Fritz Harnest, Peter Tomschiczek, Erika Maria Lankes und Josua Reichert angehören.
Die Kriterien für die Vergabe des Rosenheimer Kulturpreises sind streng. Die endgültige Entscheidung im Stadtrat fällt erst, wenn drei unabhängige Experten-Gutachten überzeugend die Preiswürdigkeit eines Künstlers bekräftigen.
Kunsthistoriker Dr. Evelyn Frick bei ihrer Laudatio.. Neben ihr eines der Prokop-Werke, das den Bau der Westtangente festhält.
Bei Gerhard Prokop war dies klar der Fall. Seit fast zwanzig Jahren setzt sich der in Rosenheim geborene und aufgewachsene freischaffende Künstler mit seiner Heimatstadt auseinander. und reflektiert in seinen Werken Ansichten, Gebäude und Szenerien in der für ihn typischen Seh- und Darstellungsweise.
Gabriele Leicht bei ihrer Rede.
Eines seiner Bilder hängt im Büro von Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und wurde anlässlich der Verleihung nun im Rathaussaal ausgestellt. Darauf zu sehen ist ein breiter Graben aus Schlamm und Dreck, der einen Wald in zwei Hälften förmlich zerschneidet und auf den Betrachter dadurch, wie eine riesige, schmutzige Wunde inmitten idyllischer Natur wirkt. Verewigt hat Prokop damit den Bau der Westtangente. „Deine Gemälde sind vielschichtig. Man muss sich darauf einlassen, muss in ihnen auf Entdeckungsreise mit den Augen gehen. Dann findet man Erstaunliches, Verblüffendes, Politisches und oft auch sehr viel Humor und Bildwitz“, sagte Dr. Evelyn Frick in ihrer Laudatio.
„Statt Leserbrife zu schreiben, hälst Du Bedrohtes in Deinen Bildern fest“
„Stadtlandschaften“ ist ein fester Begriff in der Kunstgeschichte. Die ersten Ansätze dazu finden sich in der spätgotischen Malerei Italiens und Flanderns, ihre Blütezeit erreichten sie im Barock. Gerhard Prokop, geboren 1951, macht mit seinen „Stadtansichten“ den Wandel der Stadt begreifbar. Und nicht jeder Wandel führt zum Besseren. „Statt Leserbriefe zu schreiben, hältst Du Bedrohtes in Deinen Bildern fest“, so Dr. Evelyn Frick.
Der Bruder des Malers, Walther Prokop übernahme die künstlerische Gestaltung der Veranstaltung.
Vieles, war der Rosenheimer Künstler verewigt hat, ist mittlerweile schon wieder Geschichte, wie beispielsweise der Kleppersteg. Anderes rostet still vor sich hin, wie der Bekohlungskran Typ Rosenheim des Betriebswagenwerks beim Rosenheimer Bahnhof. Diesen Kran gibt es nur ein einziges Mal und darum ist er nach seinem Standort in Rosenheim benannt. „Das ganze Areal, eine Perle der Industriearchitektur, schreit nach Rettung“, so die Kunsthistorikerin. Ideen dazu gibt es viele. Die Finanzierung ist aber nach wie vor die große Hürde. Auch in diesem Fall greife Prokop nicht zum Stift, um einen Leserbrief zu schreiben, sondern stattdessen zum Pinsel, um mit seinem Bild zum Erhalt der Gebäude und natürlich auch des Krans auf diesem Areal aufzurufen.
Gerhard Prokop mit der Urkunde.
Gerhard Prokop war schon in zahlreichen Aussstellungen verteten, regional ebenso wie überregional , zum Beispiel in Berin, Graz oder New York.
Nun hat Prokop den „Triple Corwn des Rosenheimer Kulturlebens“ errungen, wie es Dr. Evelyn Frick am Ende ihrer Laudatio ausdrückte. Außer Prokop hat es bisher nur Fried Stammberger geschafft, den Förderpreis der Stadt Rosenheim, den Kunstpreis des Kunstvereins Rosenheim und den Kunstpreis der Stadt Rosenheim zu bekommen.
Prokops Bruder übernahm die künstlerische Gestaltung der Preisverleihung
Gerhard Prokop stammt aus einer künstlerischen Familie und so übernahm sein Bruder, der Komponist Walther Prokop die künstlerische Gestaltung der Verleihung mit der Zusammenstellung von humorvollen Musikstücken, gesanglich dargeboten von den Solisten Veronika Burger, Luitgard Hamberger, Herbert Gruber und Thomas Hamberger.
Rosenheims Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht überreichte die Auszeichnung am Ende des offiziellen Teils an den Rosenheimer Maler. „Mit Gerhard Prokop wird ein Künstler ausgezeichnet, der seit vielen Jahren die Jahresausstellungen des Rosenheimer Kunstvereins mit seinen außergewöhnlichen fotorealistischen Werken bereichert“, sagte sie.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
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