Rosenheim – Der Griff in die Losschüsseln darf für viele Besucher bei einem Rundgang über das Rosenheimer Herbstfest nicht fehlen. Innpuls.me hat beim Einräumen der Gewinne vorbeigeschaut und dabei auch nachgehakt, wie das mit dem Gewinnen eigentlich so ist. Gibt es beispielsweise Zeiten, in denen mehr Serien und Nummern in die Losschüsseln wandern?
Welche Gewinne sich wohl in den unzähligen Kartons verbergen? Fotos: Innpuls.me
Das erste Rosenheimer Volksfest des 20. Jahrhunderts fand, nach Information von stadtarchiv.de, auf der Loretowiese im Jahr 1909 statt. Natürlich gab es auch da schon einige Attraktionen, darunter ein Musikpavillon, ein Tanzpodium, mehrere Karussells, Schießbuden, Kinemotographen, zwei Schiffschaukeln – und den Glückshafen.
„Unser Glückshafen ist wahrscheinlich der größte auf der Welt“, ist sich der Schechener Bürgermeister Stefan Adam sicher. Seit 23 Jahren gehört er bereits zum Glückshafen-Team. Manfred Orgler ist sogar schon seit 51 Jahren mit dabei, wenn es darum geht, die Gewinne für den Glückshafen einzukaufen, allen bürokratischen Anforderungen rund um diese ganz besondere Lotterie zu stemmen und am Ende jeden Tages die Einnahmen korrekt abzurechnen.
Plüschtiere dürfen natürlich im Glückshafen nicht fehlen.
Rund 174.000 Gewinne werden heuer ausgespielt. Das hört sich schon viel an – wenn man aber dann die vielen Kartons und Kisten sieht, die nun kurz vor Eröffnung der Wiesn am 31. August angeliefert werden, bekommt man erst einen richtigen Eindruck darüber, was das tatsächlich bedeutet.
Da lagern die Hauptgewinne. 😀🎁
In einem Karton kommen Hunderte Plüsch-Haie zum Vorschein, im anderen stapeln sich kleine Plüsch-Ponys. „Ohne Plüschtiere geht es im Glückshafen natürlich nicht“, weiß Stefan Adam. Beim Einkauf achtet das Glückshafen-Team auf gute Qualität. Mittlerweile wird das aber immer schwieriger. Denn die Inflation macht auch vor dem Glückshafen nicht halt und damit muss man sich auch dort ganz schön anstrengen, um das zur Verfügung stehende Budget einhalten zu können.
So ein Gewinn kann auch mal ganz schön groß sein.
Da sind wir schon beim Glückshafen-Fakt Nummer 1:
Die Preise werden nicht gespendet, sondern werden aus einem Teil des Glückshafen-Erlöses aus dem vergangenen Jahr finanziert. So verlangt es nämlich das Lotteriegesetz. Was dann noch von den Einnahmen übrig bleibt, kommt jedes Jahr der Rosenheimer Waisenhaus-Stiftung – und damit dem guten Zweck zugute.
Viele kleine Ponys warten auf ihre Besitzer.
Von Plüschtieren alleine lebt der Glückshafen aber auch nicht. Die Auswahl bei den Gewinnen ist heuer wieder enorm breit gefächert – und darunter finden sich auch wieder viele eher skurril anmutende Dinge. „Einer aus unserem Team ist dafür zuständig, diese ganz besonderen Preise einzukaufen. Wir verraten jetzt aber nicht, wer das aus unseren Reihen ist“, schmunzelt Manfred Orgler. Grundsätzlich gäbe es aber eh keine guten oder schlechten Gewinne. „Der Gewinn muss halt zum Gewinner passen“, so die Erfahrung von Manfred Orgler.
Und das ist natürlich ist das nicht immer der Fall. Eine besondere Anekdote hat der 68-jährige im vergangenen Jahr am letzten Wiesntag erlebt: „Da hat eine Dame ein Fahrrad gewonnen. Wert gut 400 Euro. Sie wollte aber nicht das Rad, sondern unbedingt ein Schaukelpferd, Wert gut 100 Euro. Die Dame hat dann tatsächlich so lange am Glückshafen gewartet, bis auch das Schaukelpferd gezogen wurde. Dann ging sie zu dem Gewinner und wollte ihr Rad mit dem Schaukelpferd tauschen. Aber das wollte der Schaukelpferd-Gewinner nicht“.
Damit sind wir bei Glückshafen-Fakt Nummer 2:
Unliebsame Gewinne beim Glückshafen gegen Dinge tauschen, die einem besser gefallen, geht generell nicht. „Jeder Gewinn ist einer Nummer zugeordnet. Da kann nichts getauscht werden“.
Zieht man Serie 1 oder Serie 2 gibt es einen Kleingewinn und kann auswählen zwischen Schoki, Keksen und kleinen Spielsachen.
Der Wert der Gewinne mit einer Nummer liegt zwischen 5 und ca. 3000 Euro. Hauptgewinne gibt es heuer 140 Stück. Erstmals gibt es zwei Elektro-Roller zu gewinnen. Außerdem kann man mit dem richtigen Quentchen Glück unter anderem auch hochwertige Skier, 15 Fahrräder, Fernseher und auch wieder ein paar Schaukelpferde gewinnen.
Damit zu Glückshafenfakt Nummer 3:
Zwischengelagert werden können die Gewinne im Glückshafen aus organisatorischen Gründen nicht. Wer also beispielsweise einen Fernseher oder andere sperrige Dinge gezogen hat und nicht damit über das Herbstfest laufen will, ist gut beraten, entweder erst am Schluss Lose zu ziehen, oder die Nummern erst am Schluss des Rundgangs einzulösen
Glückshafenfakt Nummer 4:
Das Mischverhältnis von Nieten zu Gewinnen ist sogar besser als in früheren Jahren. Früher lag das Mischverhältnis bei 7:1. Nun ist es bei 4: 1. Zumindest Serie 1 oder Serie 2 ist damit drin – bedeutet Kleingewinn. Anders als bei den Nummern dürfen die Gewinner da sogar eine kleine Auswahl treffen, beispielsweise zwischen Süßigkeiten, Knabbereien, Keksen und kleinen Plüschtieren, Anhängern, Lebkuchenherzen und Spielzeugen. „Besonders beliebt sind da immer die Kartoffel-Chips“, so Stefan Adam. Die Mengen, die tagtäglich ausgegeben werden sind so groß, dass immer wieder Nachschub angeliefert werden muss.
Spielzeug in Hülle und Fülle im Rosenheimer Glückshafen.
Glückshafenfakt Nummer 5:
Aus der Höhe der gezogenen Zahl lässt sich nicht erschließen, ob es sich nun um einen mehr oder weniger wertvollen Preis handelt. „Wir spielen Serien aus und die beginnen am ersten Tag mit niedrigen Nummern und die werden dann immer höher“, klärt Manfred Orgler auf.
Das Glückshafen-Team selbst zieht übrigens selbst keine Lose: „Man stelle sich vor, wir würden dann beispielsweise einen Roller gewinnen. Wie würde das aussehen? Das geht natürlich nicht, und darum ziehen wir und auch unsere Familienmitglieder keine Lose“.
Nach dem Rosenheimer Herbstfest veranstaltet das Glückshafen-Team dafür aber immer eine kleine Feier – und bei der gibt es dann quasi als „Entschädigung“ eine kleine Tombola.
Zum Schluss noch Glückshafenfakt Nummer 6:
Gibt es Zeiten oder Tage – beispielsweise am letzten Wiesntag, an denen mehr Gewinne in die Losschüsseln wandern? Antwort des Glückshafen-Teams: Nein. Es gibt nur eine grobe Möglichkeit über die einzelnen Serien die Hauptgewinne so zu steuern, dass nicht alle am ersten Tag weg sind. Außerdem werden an den Nachmittagen und Kindertagen mehr Plüschtiere und Spielzeug ausgespielt. Ansonsten darf aber schon rein rechtlich keine Einflussnahme stattfinden. „Wir wissen natürlich nicht, wann und in welcher Losschüssel sich ein bestimmter Gewinn befindet“.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam)
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