Rosenheim / Landkreis Rosenheim / Landkreis Miesbach – Knapp 46.000 Mal sind die Rettungsdienste im zurückliegenden Jahr zu Notfall-Einsätzen in Stadt Rosenheim sowie die Landkreise Rosenheim und Miesbach ausgerückt. Wie die Statistik zeigt, die in der Verbandsversammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim präsentiert wurde, sind dies rund 8.000 Einsätze mehr als im Jahr 2021.
Auch im Bereich des Krankentransportes war im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Somit standen notwendige Ausweitungen in der Notfallversorgung, aber auch im Krankentransport im Mittelpunkt der Verbandsversammlung.
Zwölf-Minuten-Frist schwer einzuhalten
Der stellvertretende Geschäftsleiter des Zweckverbands, Dennis Stöberl, berichtete einleitend von großen Anstrengungen aller Beteiligten, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Das heißt, in mindestens 80 Prozent aller Notfälle müssen die eingesetzten Rettungskräfte spätestens nach zwölf Minuten am Ereignisort eingetroffen sein. Trotz bereits umgesetzter Nachbesserungen – in Bad Feilnbach und Eggstätt wurde 2021 jeweils ein zusätzlicher Rettungswagen stationiert, sowie die Betriebszeit in Feldkirchen-Westerham ausgeweitet – konnten 2022 in acht von zehn Versorgungsbereichen die gesetzlichen Vorgaben dennoch nicht erreicht werden.
„Finanzielle Interessen spielen keine Rolle“
Ausdrücklich lobte der Verbandsvorsitzende Rosenheims Landrat Otto Lederer die Arbeit und Motivation aller eingesetzten Helferinnen und Helfer. „Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich hervorragende Durchführende, die jeden Tag ihr Bestes geben“. Zuletzt gab es teilweise Kritik an den durchführenden Institutionen, zu denen das Bayerische Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter Unfallhilfe und die Ambulanz Rosenheim zählen. Sie sind im Auftrag des Zweckverbandes und in dem von ihm vorgegebenen Rahmen im Rettungsdienst tätig. Diese Kritik wies der Verbandsvorsitzende deutlich zurück. „Alle unserer Durchführenden arbeiten ordnungsgemäß und vorbildlich.“ Finanzielle Interessen spielen in der täglichen Arbeit des Rettungsdienstes keine Rolle, da es für die Einsätze bayernweit einheitlich Pauschalen gibt und die weitere Abrechnung gemäß den vertraglich vereinbarten Betriebszeiten erfolgt.
Wie groß der Zusammenhalt unter den Beteiligten ist und wie sehr alle an einer schnellen Verbesserung der derzeit angespannten Situation interessiert sind, führte im Anschluss Christof Vornberger vom Zweckverband aus.
Bereits Ende 2021 wurde durch die Kostenträger eine deutliche Ausweitung der Betriebsstunden für den Krankentransport genehmigt. Binnen drei Monaten haben allen durchführenden Institutionen gemeinsam die Ausweitungen umgesetzt. Noch bis März 2024 haben die Ausweitungen im Krankentransport Bestand, in der Zwischenzeit wird auch in diesem Bereich ein Gutachten zur Bedarfsermittlung durchgeführt.
Notfälle nehmen zu – viele Maßnahmen nötig
Trotz der Entlastung im Krankentransport nehmen weiterhin im gesamten Rettungsdienstbereich die Notfälle zu. Der Zweckverband hat ein erneutes Gutachten zur Verbesserung in Auftrag gegeben. Es stehen die größten Ausweitungen seit dem Bestehen des Zweckverbandes zur Umsetzung an – folgende Maßnahmen wurden heute einstimmig beschlossen und gelten ab 1. Mai 2023:
An vielen sogenannten Stellplätzen, also an Standorten, an denen Fahrzeuge nicht 24 Stunden in Betrieb sind, werden die Dienstzeiten erweitert. Die Stellplätze sind in den bestehenden Versorgungsbereichen als Verstärkungsfahrzeuge zu verstehen. Im zurückliegenden Beobachtungszeitraum von Juli 2021 bis Juni 2022 hat das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement analysiert, wann und wo Einsätze zur Überschreitung der geforderten Zwölf-Minuten-Hilfsfristen geführt haben. Auch wurden die aktuellen Standorte anhand von Routinganalysen betrachtet und, wo nötig, Veränderungen empfohlen. Die Empfehlung sieht stundenweise Ausweitungen für die Stellplätze in Achenmühle und Kiefersfelden (Bayerisches Rotes Kreuz) sowie für Fischbachau, Bad Feilnbach und Eggstätt (Ambulanz Rosenheim) vor.
Auch an den Standorten in Kiefersfelden, Bad Aibling und in Rosenheim werden Rettungsmittel strategisch verändert, um noch mehr Bürgerinnen und Bürger in der gesetzlich vorgeschriebenen Frist erreichen zu können. Außerdem wird im Stadtgebiet von Rosenheim und im Bereich Griesstätt/Rott jeweils ein neuer Rettungswagen installiert, um die Versorgungssituation zu verbessern. Beide Fahrzeuge werden im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Vergabeverfahrens ausgeschrieben und sollen ab Mai 2024 durch den Sieger der Vergaben betrieben werden.
„Solche Vergaben dauern natürlich. Wir brauchen aber jetzt Entlastung“, betont Landrat Otto Lederer. Daher werden beide Fahrzeuge schon früher betrieben – als Interimslösung übernehmen dies ab Mai für ein Jahr die Durchführenden im Rettungsdienstbereich Rosenheim. „Vielen Dank für diese Lösung. Das zeigt erneut, wie engagiert und professionell zusammengehalten wird.“ Der zusätzliche Rettungswagen in Rosenheim wird mit 18 Stunden pro Tag durch das Bayerische Rote Kreuz betrieben, für das neue Fahrzeug im Bereich Griesstätt/Rott gibt es einen gemeinschaftlichen Betrieb mit 12 Stunden pro Tag durch die Malteser und die Ambulanz Rosenheim, was auch optisch am Fahrzeug zu erkennen sein wird. Die Johanniter ergänzen diesen Betrieb ab Oktober 2023 mit weiteren 6 Stunden pro Tag vom bestehenden Stellplatz in Wasserburg.
Digitalfunk, Fehlalarmierungen und Hardwaretausch
Neben dem Schwerpunkt der Notfallrettung informierte Dennis Stöberl über weitere Themen aus den zurückliegenden Monaten: Das Thema Blackout und Krisenvorsorge beschäftigt den Zweckverband ebenso wie die geplante Umstellung auf die digitale Alarmierung. Nach dem Beschluss im Juli, bei der bayernweiten Umstellung auf digitale Alarmierung teilzunehmen, sind in den zurückliegenden Monaten hierfür viele Vorbereitungen gelaufen. Ab April 2023 sollen 50 Leihgeräte an Einsatzkräfte verteilt werden, um valide Daten zur Alarmierung zu sammeln. Ziel ist es, ab 2024 schrittweise auf die digitale Alarmierung umzustellen.
Darüber hinaus wurde über die Bestellung von insgesamt zehn Leitern Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) durch die Kreisverwaltungsbehörden berichtet, fünf für Stadt und Landkreis Rosenheim sowie fünf für den Landkreis Miesbach. Aufgabe der Leiter PSNV ist u. a. die Leitung aller PSNV-Kräfte in einem Einsatzabschnitt.
Hans Meyrl, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz bei der Stadt Rosenheim, und Stefan Ertl, Leiter der Integrierten Leitstelle Rosenheim, stellten auch bei der Integrierten Leitstelle ein erhöhtes Einsatzaufkommen fest. Die Vorgänge sind von 2017 bis heute um 35 Prozent gestiegen. 165.810 Vorgänge werden jährlich bei der ILS erfasst. Auch hier musste Personal aufgestockt werden. Auch der geplante Hardwaretausch ist in vollem Gange. Ende Juni 2023 soll der Umbau voraussichtlich abgeschlossen sein.
Um die Einsatzzahlen in einem Bereich zu senken, wurde Anfang des Jahres die neue Online-Melde-Plattform www.daxenfeuer.de eingeführt. Daxenfeuer oder Brauchtumsfeuer können dort einfach, kostenlos und schnell gemeldet werden und erleichtern den Leitstellen-Disponenten die Einschätzung der Situation bei einem Notruf um ein Vielfaches. So konnten seit Einführung bereits weit über 100 Fehlalarmierungen vermieden werden.
Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim umfasst die Stadt Rosenheim sowie die Landkreise Miesbach und Rosenheim.
(Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Rosenheim / Beitragsbild: Symbolfoto re)
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