Haslach / Landkreis Traunstein – Mit einer Einsatzübung trainierten die Mitglieder der Landkreiseinheit Messzug Süd im Einsatzbereich der Feuerwehr Haslach den Ernstfall. Ein Gefahrgutunfall führte zu einer weitläufigen Ausbreitung einer Schadstoffwolke über bewohntem Gebiet.
„In Gewerbegebieten werden unterschiedlichste Stoffe verarbeitet und gelagert, mitunter sind dies auch gefährliche Güter für die verschiedensten Einsatzzwecke. Ein Unfall wie in dieser Übung angenommen ist daher sehr realistisch“, erklärt Klaus Kropp, 1. Kommandant der Feuerwehr Haslach, in deren Einsatzgebiet der Messzug Süd kürzlich eine umfangreiche Einsatzübung durchgeführt hatte. Zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehren Kammer und Traunstein engagieren sich neben dem „Tagesgeschäft der Feuerwehr“ in der Gefahrguteinheit „Messzug Süd“ des Landkreises Traunstein. Bei der Übung waren sie mit einem Gefahrgutunfall konfrontiert, dessen Schadstoffwolke sich über Traundorf und das Neubaugebiet zwischen Haslach und Wimpasing erstreckte.
Pünktlich um 19 Uhr alarmierte Übungsleiter Maximilian Schubert, der die Übung vorbereitet hatte, die Einheit auf den Übungshof der DLRG Traunstein-Siegsdorf ins Wimpasinger Gewerbegebiet. 20 Einsatzkräfte rückten mit mehreren Einsatzfahrzeugen zum angenommenen Schadensort aus. Das Drehbuch sah als Szenario vor, dass die zuständige Feuerwehr Haslach bereits am „Einsatzort“ sei und im Anschluss an die Erkundung sowie einer Ersteinschätzung der Lage weitere Spezialkräfte nachgefordert hatte. „Wie im echten Leben“ betonte Maximilian Schubert im Gespräch mit Stefan Lohwieser von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein.
Computersimulation und Wetterdaten helfen der Feuerwehr
Angenommen wurde ein auslaufender 1.000-Liter-Container mit Chlorwasserstoff. „Dies ist eine ätzende Flüssigkeit, die giftige oder explosive Gase beim Kontakt mit anderen Materialien entwickeln kann“, erklärte der Messzugleiter am Rande der Übung. Als erstes musste ein möglicher Gefahrenbereich definiert werden, um neben den Schadstoffmessungen direkt an der Einsatzstelle weitere Messbereiche zu definieren und letztlich eine exakte Ausbreitungs- und Gefährdungsbeurteilung abgeben zu können. Dazu greifen sie sowohl auf aktuelle Wetter- und Umweltdaten als auch auf eine spezielle Computersoftware zurück, die die Ausbreitung über die Zeit simulieren kann.
Innerhalb weniger Minuten ist es somit möglich, die Schadstoffausbreitung digital zu modellieren und mit den ermittelten Werten entsprechende Messstellen zu definieren. Die Feuerwehrkräfte können anschließend mit unterschiedlichen Messgeräten die Schadstoffkonzentration und gegebenenfalls die unterschiedlichen Bestandteile der „Schadstoffwolke“ detektieren und dokumentieren. Anhand verschiedener Tabellen erfolgt anschließend eine Gefährdungseinschätzung sowie eine entsprechende Empfehlung an die Einsatzleitung.
Eine Gefahrenmitteilung wäre bei einem Ernstfall nötig gewesen
Um die „tatsächlichen“ Messwerte zu ermitteln, wurden von Abschnittleiter André Westerholz zwei Messfahrzeuge in den berechneten Bereich entsandt, die im Rahmen der Übung eine stark erhöhte Schadstoffkonzentration feststellen konnten und dies an die Messleitung übermittelten. Zeitgleich zu den „Messteams auf Rädern“ machten sich Fußtrupps auf den Weg, um den Bereich rund um Einsatzstelle zu messen und so eine Gefahrenabschätzung gegenüber der eingesetzten Einsatzkräfte abgeben zu können.
Interessenten für den Messzug wurden in die Abläufe eingebunden
„Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass wir uns als Team in den letzten Jahren so großartig entwickelt haben und nun auch komplexe Aufgabenstellungen wie diese Übung erfolgreich meistern können“, freute sich der Übungsverantwortliche Maximilian Schubert am Ende der Übung und ergänzte während der „Manöverkritik“ am Ende der zweistündigen Übung, „innerhalb kürzester Zeit nach Eintreffen an der Übungsstelle waren alle Aufgaben durch den Abschnittsleiter Messen verteilt und die Infrastruktur am Führungsfahrzeug sowie dem Gerätewagen Atem-/Strahlenschutz betriebsbereit hergestellt. Nach weniger als fünfzehn Minuten konnten bereits die ersten Messwerte auf der Übersichtstafel erfasst und ausgewertet werden.“
In die Übung wurden außerdem einige Interessenten für die „Spezialaufgabe Messzug“ integriert und das bestehende Team bewusst so eingesetzt, dass allesamt nicht mit ihrer üblichen Rolle üben konnten, sondern eine andere Position innerhalb des Zuges einnehmen mussten. „Obwohl sich fast alle Mitglieder auf ungewohntem Terrain bewegten, waren wir zeitmäßig nur geringfügig langsamer als üblich. Dies zeigt, dass wir für den Einsatz gut gerüstet sind und auch mit anspruchsvollen Situationen zurechtkommen“, so das finale Fazit von André Westerholz bei der Abschlussbesprechung. Auf Einladung der DLRG fand der Übungsabend mit einem Getränk im Schulungsraum einen geselligen Abschluss.
(Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Traunstein / Beitragsbild: Copyright Kreisfeuerwehrverband Traunstein)
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