Rosenheim – Das Rosenheimer Herbstfest „schlief“ noch, als am heutigen Dienstagvormittag der traditionelle Schausteller-Gottesdienst in der Klosterkirche stattfand. Schausteller-Seelsorger Sascha Ellinghaus ging in seiner Predigt auf die besondere Verbindung von Kirche und Kirmes ein. Die Schausteller nutzten die Auszeit vom Trubel auch für ein gedankliches Resümee über den bisherigen Verlauf.
Schausteller, Marktleute und Vertreter des Wirtschaftlichen Verbandes und der Politik waren beim traditionellen Schausteller-Gottesdienst in der Klosterkirche mit dabei. Fotos: Josefa Staudhammer
Für die musikalische Gestaltung des Schausteller-Gottesdienstes sorgte der Hamberger Viergsang. Neben den Schaustellern und Marktleuten nahmen Vertreter des Wirtschaftlichen Verbandes und der Politik teil, außerdem von Feuerwehr und Polizei. „Dramaturgischer hätte der Wienstart gar nicht sein können“, meinte Pfarrer Andreas Maria Zach zu Beginn. Zuerst der Wiesneinzug bei Bilderbuchwetter und dann am Abend hin ein Unwetter: „Da präsentierte sich das Wetter dann abenteuerlich und ich war froh über die hohen Sicherheitsauflagen, die es bei uns gibt.“ Die folgenden Tage dann Dauerregen bis bestenfalls durchwachsenes Wetter. Insbesondere für die freien Fahrgeschäfte, wie beispielsweise die Wasserbahn, waren das keine guten Startbedingungen, wie Max- Fahrenschon, Vorsitzender der Bezirksstelle Rosenheim des bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller, berichtete: „Viele Schausteller konnten die Einbußen in diesen ersten Tagen noch nicht wieder wettmachen.“
Das bestätigt auch Heiner Distel vom Autoscooter. Speziell an den Wochentagen bemerkt er in diesem Jahr aber überhaupt eine gewisse Verhaltenheit bei den Besuchern. „Viele Familien gehen nicht mehr jeden Tag auf das Herbstfest. Das Geld sitzt halt nicht mehr so locker.“
Diese Entwicklung macht sich natürlich auch auf den anderen Volksfesten in ganz Deutschland bemerkbar. Die Folge laut Max Fahrenschon: „Immer mehr Schausteller stellen ihr Fahrgeschäft ein und wechseln ins Imbissgewerbe, denn da lässt sich noch leichter Geld verdienen“. Einige Volksfeste täten sich darum mittlerweile schon schwer, überhaupt noch die Wiese mit Fahrgeschäften voll zu bekommen. Zum Glück sei dies aber in Rosenheim noch nicht der Fall.
Von anderen Sorgen berichtete Rudi Balloni. „Helium zum Befüllen für Luftballons bekommen mittlerweile nur noch Geschäfte, die einen guten Namen haben“, erzählt der Ballonverkäufer. Er befürchtet, dass es in 20 bis 30 Jahren gar keine fliegenden Luftballons mehr zu kaufen geben wird.
Trotz dieser kleinen und größeren Probleme war beim Schausteller-Gottesdienst aber gute Laune angesagt. Vor allem die sonnigen Wetteraussichten für die kommenden Tage macht Hoffnung auf sehr gute Besucherzahlen zum Wiesnendspurt hin.
Wie wichtig Volksfeste für die Menschen sind, sprach Schausteller-Seelsorger Sascha Ellinghaus in seiner Predigt an. Ein Besuch sei Nahrung für Leib und Seele. Er wünschte sich, dass in Zukunft auch der Appetit auf geistige „Nahrung“ wieder steigt.
Das traditionelle Weißwurst-Frühstück findet abwechselnd bei Flötzinger oder Auerbräu statt. Diesmal war Auerbräu an der Reihe und lud die Gäste in das neue Johann Auer ein.
Blick in den gut gefüllten Weißwurstkessel.
Nach dem Gottesdienst ging es zum traditionellen Weißwurstfrühstück, das heuer im neuen Johann-Auer stattfand.
„Wir haben mit unserem Herbstfest schon etwas ganz besonderes“, sagte dort Hermann Tomczyk, Ehrenvorstand des Wirtschaftlichen Verbandes. Die Wiesn stehe für Gemütlichkeit, Tradition und Geselligkeit. Das sieht auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März so. Außerhalb der Wiesn spüre er derzeit eine gewisse aggressive Grundstimmung, was seiner Meinung nach auch mit den bevorstehenden Wahlen zu tun haben könnte. Er wünsche sich deshalb, dass die Menschen wieder mehr zurückkommen zu den Wurzeln des Zusammenlebens im christlichen Sinne und öfter einmal Danke sagen, für das was sie haben.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Josefa Staudhammer)
Weitere Fotos von Schausteller-Gottesdienst in der Klosterkirche und anschließendem Weißwurst-Frühstück:
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