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Schwäne beflügeln die Phantasie

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

4. Dezember 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Bayern / Hamburg – Wer kennt es nicht, das Märchen von Hans-Christian Andersen, in dem ein hässliches Entlein am Schluss ein majestätischer Schwan wird. Schwäne beflügeln seit jeher die Phantasie der Menschen. Hier eine Hommage an diese wunderschönen Tiere von dem Hamburger Gastautor Sven Holger Wolf.

Auch beim Schloss Nymphenburg in München tummeln sich viele Schwäne. Fotos: Anton Hötzelsperger

Von einer Minute auf die andere war es um Ludwig geschehen: Als der spätere „Kini“ mit  gerade mal 16 Jahren in München eine Aufführung von Richard Wagners „Lohengrin“ besuchte, in dem der Titelheld in einem von einem Schwan gezogenen Nachen übers Wasser gleitet, entflammte seine lebenslange Liebe zu den majestätischen weißen Wasservögeln. Spaziergänger staunten später wohl nicht schlecht, wenn Ludwig II. in einem Boot in Schwanengestalt von seinem Domizil in Herrenchiemsee über den Voralpensee glitt.
Die Liebe des Märchenkönigs zu den größten Vertretern der Entenvögel, die mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,40 m neben Pelikanen zu den größten Wasservögeln zählen, übertrug sich auch auf seine Untertanen. Bis heute gehören die mythischen Langhälse zu den beliebtesten Fotomotiven und Fütterungsobjekten zwischen Chiemsee und Starnberger See.

Einmaliger
Familiensinn

Dazu trägt sicher auch der einmalige Familiensinn der weißfedrigen Vögel mit dem charakteristischen Höcker bei: Schwanenpaare verbünden sich für gewöhnlich ein ganzes Leben lang, und der Nachwuchs wird von beiden Partnern gemeinschaftlich großgezogen. Meist schwimmen die Schwanenküken wie am Schnürchen gezogen hinter einem Elterteil her, während der andere den Verband nach hinten sichert. Gelegentlich lassen sich die kleinen Schwänlein auch wie Ausflugsgäste einer Sightseeing-Tour auf dem Rücken ihrer Eltern durch die Wellen schippern. Flügge gewordene Schwäne bleiben meist lange mit den Elternvögeln verbunden.

Schwäne beflügeln die menschliche Fantasie seit eh und je: Davon zeugen nicht nur der Mythos von Leda oder der Schwanengesang, sondern auch das Märchen vom Hässlichen Entlein. Hier versinnbildlicht der Schwan die Reifung und Vollendung, er gilt in Kunst und Literatur aber auch als Allegorie der Reinheit.

Beleidigen eines
Schwans verboten

Mit ihrer Sympathie für den Schwan stehen die Bayern freilich nicht allein da. In Hamburg, der Heimatstadt des Autors dieser Zeilen, genießen die Schwäne nahezu Heiligenstatus: In einem Gesetz aus dem Jahr 1664 verbot der Magistrat der Stadt bei Strafe das „Beleidigen eines Schwans“. In den folgenden Jahrhunderten war die Anzahl der auf dem innerstädtischen Alster-See beheimateten Schwäne starken Schwankungen ausgesetzt. Während der Belagerung der Franzosen gab es im Jahr 1813 zum Beispiel nur noch ganze drei Schwäne. 1893 waren es dann schon wieder stolze 400. Nach dem Ersten Weltkrieg schwammen wiederum nur 16 Schwäne durch die Alster. Heute hat sich ihre Anzahl auf rund 120 eingependelt.

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Der sicherste Job der Stadt ist der des „Schwanenvaters“. Er ist die älteste Planstelle der Verwaltung und wurde 1674 geschaffen. Der amtierende Schwanenvater heißt Olaf Nieß. Vorgänger war sein Vater, der 46 Jahre lang auf das Alster-Federvieh aufpasst. Jedes Jahr im Herbst sammelt Nieß alle Alsterschwäne auf dem Gewässer ein und bringt sie per Boot in den Eppendorfer Mühlenteich, der mithilfe einer Unterwasserpumpe eisfrei gehalten wird. Pro Jahr schüttet die Stadt rund 36 Tonnen Futter für ihre Lieblinge in die Alster.
Dass die Stadt bei der „Beleidigung von Schwänen“ keinen Spaß kennt, hat zuletzt der Rapper Gzuz zu spüren bekommen: In einer Instagram-Story filmte er, wie er einen Schwan vermeintlich ohrfeigte. Nur die Tatsache, dass man ihm die Watsch’n nicht einwandfrei nachweisen konnte, bewahrte ihn von einer empfindlichen Strafe…
(Quelle: Sven Holger Wolf)

Hier geht es zu einem Basteltipp für unsere kleinen Leser von Innpuls.me:

Hier gibt es noch einen interessanten Blogeintrag zu Hamburgs Alsterschwänen:

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