Rosenheim – Um „Schwarze Schwäne“ ging es beim Unternehmertag von „meine Volksbank Raiffeisenbank“ im Ballhaus Rosenheim am gestrigen Montagabend. Mit dem Vortrag des bekannten Wirtschaftswissenschaftlers Hans-Werner Sinn erwartete die Besucher aber kein Ausflug in die Tierwelt, sondern eher düstere wirtschaftliche Zukunftsaussichten.
Das Interesse an dem Vortrag des bekannten Wirtschaftswissenschafters Hans-Werner Sinn war groß. Der Saal im Ballhaus Rosenheim war voll besetzt. Fotos: Karin Wunsam
Eingeladen zu der Veranstaltung waren Unternehmer aus Stadt und Landkreis Rosenheim. Bei kulinarischen bayerischen Häppchen gab es für sie die Möglichkeit zu Austausch und Kennenlernen. Im Mittelpunkt stand aber der Vortrag des ehemaligen Präsident des Ifo-Instuts, Hans-Werner Sinn.
Der Ökonom ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch zahlreiche Publikationen und Auftritte in Fernsehen und Radio. Dabei wird er auch immer wieder einmal heftig für seine Aussagen kritisiert. Denn das Bild, das der Wirtschaftswissenschaftler für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zeichnet, ist alles andere als zuversichtlich.
Der Titel seines Vortrags lautete dann auch passend „Schwarze Schwäne, Krieg, Inflation und energiepolitischer Scheiterhaufen“.
Gleich zu Beginn erklärte er seinen Zuhörern, was es eigentlich mit den „Schwarzen Schwänen“ auf sich hat. Wenn in der Wirtschaft dieser Begriff verwendet wird, geht es nämlich nicht um Tiere, sondern um große Krisen, die unerwartet und unvorhersehbar eintreffen. Die einzige Gemeinsamkeit mit den tierischen Vertretern: sie sind sehr selten. Derzeit sieht Hans-Werner Sinn aber nicht nur einen „schwarzen Schwan“, sondern gleich sechs: Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Kapitalflucht in Großbritannien, galoppierende Inflation, Bankenkrise und Sabotage der Gaspipeline.
Die Vertrauen der Deutschen in die Zukunft sei dementsprechend schlecht, wie er anhand einer Statistik des Allensbacher Archiv belegte. „Der Pessimismus ist so groß wie nie zuvor“, so Sinn.
Insbesondere die Inflation mache vielen Menschen zu schaffen. Wobei Sinn lieber den Wort „Stagflation“ verwendete, der sich aus den Begriffen Stagnation und Inflation zusammensetzt und eine konjunkturelle Situation beschreibt, bei der die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig Inflation und Unterbeschäftigung herrschen.
Sinn ist nicht der Meinung, dass der Krieg in der Ukraine Auslöser für die Inflation ist. „Diese Entwicklung begann schon viel früher“, erläuterte er. Einen großen Treiber sieht er vielmehr in Pandemie und Quarantäne. Denn dadurch seien weltweit Lieferketten blockiert worden, was zur Folge hatte, dass das Angebot sank. Gleichzeitig habe sich die „Staatsfinanzierung aus der Druckerpresse“ versiebenfacht.
Auch zur Bankenkrise äußerte sich der Wirtschaftswissenschaftler. Die Europäische Zentralbank stehe nun vor der Entscheidung, ob sie die Zinsen weiter anheben oder die Banken retten will. Nach seiner Meinung ist die Entscheidung schon gefallen. „Man wird sich natürlich für die Banken entscheiden“, ist sich Sinn sicher.
Zuletzt rechnete Hans-Werner Sinn mit der derzeitigen Energiepolitik ab, die seiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt ist. Man spreche nur noch über Verbote. Aber bevor man etwas verbieten könne, brauche man echte Alternativen und diese seien derzeit überhaupt noch nicht in Sicht.
Einen Weg aus der Klimakrise gibt es nach Meinung des Wirtschaftswissenschaftlers sowieso nur, wenn die ganze Welt gemeinsam an einem Strang zieht. Denn auch wenn sich Deutschland von Öl und Gas verabschiedet, würde das am CO2-Ausstoss insgesamt nichts verändern. An der weltweiten Produktionsleistung dieser Rohstoffe habe sich nämlich in den vergangenen Jahrzehnten kaum etwas verändert und das werde auch in Zukunft so bleiben. Es käme nur immer wieder zu einer Verschiebung der Abnehmer.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Beitragsbild, Fotos: Karin Wunsam und Rainer Nitzsche)
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