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Starkregen, Hochwasser: Was tun, wenn mich die Angst nicht mehr loslässt?

Hochwasser im Rosenheimer Stadtteil Oberkaltbrunn. Foto: Martin Aerzbäck

Karin Wunsam

Schreibt immer schon leidenschaftlich gern. Ihre journalistischen Wurzeln liegen beim OVB-Medienhaus. Mit der Geburt ihrer drei Kinder verabschiedete sie sich nach gut 10 Jahren von ihrer Festanstellung als Redakteurin und arbeitet seitdem freiberuflich für die verschiedensten Medien-Unternehmen in der Region Rosenheim.

6. Juni 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Rosenheim / Landkreis – Starkregen und Hochwasser zu Beginn dieser Woche (3.6.2024) haben auch in der Region Rosenheim für Schäden gesorgt. Dabei geht es nicht nur um materielle Dinge-  auch die Psyche kann durch ein derartiges Erlebnis Schaden nehmen. Dipl. Psychologin und Traumatherapeutin Gisela Engel, Leiterin der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) Rosenheim und Wasserburg (wir berichteten),  weiß dass es in derartigen Fällen wichtig ist, bei traumatischen Erfahrungen wie diesen schnellstmöglich Hilfe anzubieten. Im Interview mit Innpuls.me spricht sie darüber, wie ein derartiges Erlebnis sich auf die Psyche auswirkt und was nun für Betroffene wichtig ist.

Frage: Frau Engel, bei Erlebnissen wie dem Starkregen und den Überflutungen Anfang dieser Woche geht es erst mal darum, zu handeln und sich und sein Zuhause vor den Fluten zu schützen. Zum Denken kommt man da erst einmal kaum. Wann bemerkt man danach, dass man professionelle Hilfe benötigt?
Antwort: Wenn ich merke dass ich in meinem Alltag eingeschränkt bin. Wenn mich Albträume heimsuchen, ich eine innere Unruhe verspüre, sehr viel weine. Oder mich komplett vom Leben zurückziehe, also ins normale Leben nicht mehr zurückfinde. Oftmals können sich aber auch körperliche Symptome zeigen.

Frage: Wie wirken sich derartige traumatische Erfahrungen aus?
Antwort:
Durch Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Ängste jeglicher Art, depressive Verstimmung.

Frage: Warum belasten gerade Ereignisse wie Hochwasser oder Starkregen unsere Psyche so stark?
Antwort: Die Flut hat uns in unserer empfindlichsten Stelle getroffen: Unserem Zuhause. Wir haben so das Gefühl der Sicherheit verloren. Das Leben ist nicht mehr so wie davor. Oftmals werden Ängste betäubt durch Alkohole, Bilder kommen immer wieder hoch, teilweise auch mit Panikattacken.

Frage: Kann ich ein Trauma selbst in Griff bekommen?
Antwort: Nein. Ohne professionelle Hilfe ist dies nicht möglich.

Antwort: Warum ist es so wichtig, sich in so einem Fall schnellstmöglich fachliche Hilfe zu suchen?
Antwort: Ein nicht behandeltes Trauma setzt sich fest und kann so von Generation zu Generation weitervererbt werden.  Ängste können sich manifestieren und zum festen Alltagsbegleiter werden. Depressive Verstimmungen treten auf.

Die katholische Ehe-, Familien und Lebensberatung gibt es bereits seit über 50 Jahren. Bundesweit werden 350 Beratungsstellen unterhalten. m Einzugsgebiet der Erzdiözese München und Freising gibt es aktuell 19 Beratungsstellen. Eine davon hat seit inzwischen 20 Jahren ihren Sitz am Max-Josefs-Platz 23 in Rosenheim, mit Zweigstelle in der Herrengasse 9 in Wasserburg am Inn. Das Besondere: Dieses Fachangebot ist kostenfrei. Alle Ratsuchenden sollen es nutzen können, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Die Beratungsstelle bitten jedoch um Spenden, die für die Aufrechterhaltung dieses Angebots notwendig sind. 
Wenden kann sich an die EFL jeder – unabhängig von Glauben, Konfession, Weltanschauung und sexueller Orientierung.
Telefonnummer der EFL Rosenheim: 08031 / 381850
Telefonnummer der EFL Wasserburg: 08031 / 381850>
Weitere Infos zu den Beratungsstellen gibt es hier.

Frage: Welche Hilfe bieten Sie nun an?‘
Antwort:
Betroffene bekommen durch uns schnelle Hilfe und Entlastung. Meine Kollegen und ich sind alle ausgebildete Fachkräfte. Wir von der EFL der Erzdiözese München und Freising handeln nach dem Motto „nah am Menschen.“  Es ist uns ein Anliegen, schnellstmöglich zu helfen damit es den Betroffenen wieder besser geht.

Frage: Was genau passiert dann bei diesen Treffen?
Antwort:
Wir sprechen über das Erlebte und helfen so bei der Verarbeitung. Wir schaffen Räume, um das Trauma platzieren zu können.
(Quelle: Interview: Karin Wunsam / Beitragsbild: Archiv Martin Aerzbäck)

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